
Die Anlage in Terneuzen arbeitet nun im Regelbetrieb. Foto: Industrieverband Hartschaum
EPS-Recycling im Regelbetrieb
Im niederländischen Terneuzen ist die erste industrielle Anlage für das Recycling von HBCD-haltigen EPS-Dämmstoffen in den Regelbetrieb gegangen. Die ursprünglichen Betreiber der Anlage, die nach dem Recycling-Konzept „PS-Loop“ arbeitet, waren zwischenzeitlich in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, wurden dann aber durch die Investoren der deutschen GEC Group aus der Insolvenz gerettet.
Über das Recycling-Verfahren Poly-Styrene-Loop (PS Loop) haben wir im BaustoffWissen-Beitrag „EPS-Recycling: Was ist PS-Loop?“ bereits 2019 ausführlich berichtet. In der 2020 fertiggestellten Pilotanlage in Terneuzen (Niederlande) sollte das neuartige Verfahren erstmals im industriellen Maßstab erprobt werden. Doch die Betreiberfirma geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste im März 2022 Insolvenz anmelden.
Damit stand das Projekt zwischenzeitlich auf der Kippe. Rettung brachte Mitte 2022 die Übernahme durch die German EPS Converters (GEC) Group. Bei deren Gesellschaftern handelt es sich um die Dämmstoffhersteller Bachl, Rygol und Brohlburg. Im Juni dieses Jahres nun konnte die Investorengruppe verkünden, dass die Anlage in Terneuzen in den Regelbetrieb gegangen ist.
17 Mio. Euro investiert
„Es war ein hartes Stück Arbeit, die Anlage für den regulären Betrieb fit zu machen“, sagt Holger Lübke, Geschäftsführer der Karl Bachl Kunststoffverarbeitung GmbH &. Co. KG. „Für die Zukunft ist das aber ein wichtiger Schritt, um unserer Verantwortung als Dämmstoff-Hersteller auch im Recycling gerecht zu werden.“
Über 17 Mio. Euro haben die Partner in den Aufbau der Anlage investiert. Zudem wurde das Projekt durch Partner aus Wirtschaft und Politik sowie Fördermittel der Europäischen Union unterstützt, „denn das öffentliche Interesse an einer Branchenlösung war und ist groß“, erklärt Guido Brohlburg, Geschäftsführer der Brohlburg Dämmstoff- und Recyclingwerke.
Mit dem mechanischen Recyclingverfahren können in Terneuzen derzeit jährlich 3.000 Tonnen HBCD-haltiges EPS aus Abriss- und Sanierungsarbeiten recycelt werden. Die maximale Ausbaustufe liegt bei 8.000 Tonnen pro Jahr. „In einer Kreislaufwirtschaft wollen wir Ressourcen so lange wie möglich nutzen und sie nach ihrer Lebensdauer so aufbereiten, dass sie als Rohstoff für neue Materialien wiederverwendet werden können“, erklärt Richard Geevers, Managing Director von PS-Loop.
Lösung für HBCD-haltige Dämmstoffe
Ein Jahr vor der Rettung aus der Insolvenz war es dem Leuchtturmprojekt in Terneuzen gelungen, erstmals in der Geschichte EPS („Styropor“), das mit dem Flammschutzmittel HBCD behandelt ist, zu recyceln. HBCD wurde seit den 1960er-Jahren in Hartschaum-Dämmplatten verwendet und galt lange Zeit als beste Lösung zur Umsetzung der Brandschutz-Vorschriften, bevor es 2016 als Umweltgift verboten wurde. Seitdem kommen alternative Flammschutzmittel zum Einsatz.
Dieses Verbot hatte aber zur Folge, dass große Mengen HBCD-haltiger EPS-Schaumstoffabfälle nicht mehr wie gewohnt recycelt werden dürfen. Dank PS-Loop ist das nun wieder möglich. Als Resultat des innovativen Verfahrens entsteht unbelastetes Polystyrol, aus dem man erneut EPS (Expandiertes Polystyrol) herstellen kann. Zudem wird bei dem Prozess Brom als wichtige Ressource wiedergewonnen, die für die Herstellung alternativer Flammschutzmittel von Nutzen ist.
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