RM Rudolf Müller
Baustelle vor Corona: So wie hier dürfte es heute eigentlich nicht mehr zugehen.  Foto: Pixabay

Baustelle vor Corona: So wie hier dürfte es heute eigentlich nicht mehr zugehen.  Foto: Pixabay

Aus der Branche
05. August 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

IG Bau: „Corona-Disziplin sinkt“

Nach Beobachtungen der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sinkt die Corona-Disziplin auf Deutschlands Baustellen. Immer häufiger würden notwendige Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten. Das ist ein Ergebnis von Arbeitsschutzkontrollen der IG Bau.

„Kein Händewaschen, kein Abstand, keine Atemschutzmaske: Viele Bauunternehmen ignorieren die Corona-Gefahr, indem sie zum alten Trott zurückkehren“, sagt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG Bau. Sammeltransporte zu Baustellen im Bulli sind in vielen Firmen wieder an der Tagesordnung – genauso wie Pausen im engen Bauwagen“, fügt er hinzu.

Kein Händewaschen – kein Abstand – keine Maske

Oft hätten Bauarbeiter nicht einmal die Möglichkeit, sich am Waschbecken mit fließendem Wasser und Seife die Hände zu waschen. Das Aufstellen von Desinfektionsmittelspendern sei ohnehin die Ausnahme auf dem Bau. In einer Pressemitteilung der Industriegewerkschaft berichtet Feiger von einem Fall aus Norddeutschland, wo ein Arbeitgeber das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken auf seinen Baustellen sogar verboten habe, weil dabei die Brille beschlage.

Der Gewerkschaftsvorsitzende appelliert an die Baubeschäftigten, solche „respektlosen Arbeitgeber-Kapriolen“ nicht zu akzeptieren und sich an die IG Bau zu wenden. Corona-Schutz sei Arbeitsschutz. Die Beschäftigten sollten sich „gegen einen sorglosen Umgang mit Corona-Regeln selbstbewusst zur Wehr zu setzen“. Das fange schon auf dem Weg zur Baustelle an: „Dicht an dicht im Baubulli zu sitzen, ist ein No-Go“, so Feiger. Hier seien individuelle An- und Abfahrten notwendig.

Mehr Geld für Azubis?

Die Fahrten zur Baustelle will die IG Bau auch bei der anstehenden Schlichtungsverhandlung für das Bauhauptgewerbe in der letzten Augustwoche zur Sprache bringen. Die Gewerkschaft kritisiert, dass die Bauarbeiter für den Arbeitsweg selbst dann kein Geld bekommen, wenn sie lange Strecken im Bulli oder Pkw zurücklegen.

Darüber hinaus fordert die IG BAU 6,8 % mehr Lohn und 100 Euro im Monat zusätzlich für Azubis aller Ausbildungsjahrgänge. Die Gewerkschaft will damit den Bau für den Nachwuchs attraktiver machen und so „dem enormen Fachkräftemangel entgegenwirken“.

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