
Die Industrie hält mehr Naturgips-Abbau für unvermeidlich. Foto: Knauf
Industrie will mehr Naturgips-Abbau
Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) sowie der Bundesverband der Gipsindustrie (BVG) fordern einen erleichterten Naturgips-Abbau in Deutschland. Hintergrund: Mit dem Ende der Kohleverstromung fällt spätestens 2038 der so genannte REA-Gips als wichtige Rohstoffquelle weg. In der Konsequenz müsse daher wieder mehr Naturgips abgebaut werden, der hierzulande in ausreichendem Maße vorhanden sei.
Nach Angaben der Industrieverbände deckt das derzeitige Angbebot an REA-Gips etwa 40 % des Rohstoffbedarfs der gipsverarbeitenden Industrie ab, die daraus unterschiedlichste Baustoffe wie zum Beispiel Gipsplatten oder Gipsputze herstellt. REA-Gips fällt als Nebenprodukt der Kohleverstromung in den Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen der Industrie an. Die Verfügbarkeit dieses „technischen Gipses“ wird durch das politisch beschlossene Ende der Kohleverstromung allerdings in den nächsten Jahren immer mehr abnehmen.
Keine Kohlestrom – kein REA-Gips

REA-Gips-Prognose auf Basis des Kohleausstiegsgesetzes sowie des Ampel-Koalitionsvertrages. Grafiken (2): BV Gips
Das Kohleausstiegsgesetz (KVBG) sieht ein Ende der Kohleverstromung bis spätestens 2038 beziehungsweise optional schon bis 2035 vor. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien wird sogar ein noch früherer Kohleausstieg bis „idealerweise 2030“ in Betracht gezogen. Klar ist nur: Entfällt die Kohleverstromung komplett, gibt es hierzulande auch gar keinen REA-Gips mehr.
VDPM und BVG verweisen auf eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, derzufolge die Versorgung mit Gipsrohstoffen in Deutschland „über die nächsten 25+ Jahre“ gefährdet ist. Die Studie formuliert die Handlungsempfehlung, dass im Rahmen des Wegfalls von REA-Gips wieder verstärkt Primärrohstoffe in Form von Naturgips eingesetzt werden müssen.
Der Vorsitzende des Bundesverbands der Gipsindustrie, Thomas Bremer, fordert daher: „Bund und Länder müssen endlich konkrete Lösungsansätze präsentieren! Wir benötigen zusätzliche Planungsflächen, um die Rohstoffversorgung mit Gips in Deutschland weiter sichern zu können.“
Die Verbände verweisen ferner auf eine Bestandsaufnahme der Staatlichen Geologischen Dienste zu Gipsvorkommen in Deutschland, derzufolge der Rohstoff Gips in Deutschland in großen Mengen vorhanden ist. Könnten diese Vorkommen umweltschonend erschlossen werden, ließe sich die Versorgungslücke langfristig schließen. Häufig werde die inländische Rohstoffgewinnung jedoch erschwert oder verhindert.
Forderungen an die Politik

Künftige Zusammensetzung des Gips-Rohstoffmixes, ausgehend von den Zielen des Koalitionsvertrages (mit einem potenziellen Ausstiegsszenario bis 2030).
Von jenen Bundesländern, in denen es Naturgipsvorkommen gibt, fordern die beiden Industrieverbände daher:
- Eine bedarfsunabhängige sowie langfristige Ausweisung neuer Flächen für die Naturgipsgewinnung in der jeweiligen Raumordnung.
- Die grundsätzliche Ausweisung von Flächen für die Gewinnung von Naturgips unter Tage durch die Berücksichtigung in der Raumordnung.
- Feste Regelungen für die umweltverträgliche Gewinnung von Gipsgestein auch in – für die Förderung der Biodiversität sinnvollen – Teilbereichen von Schutzgebieten.
- Die Fortschreibung der dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen.
„Wir müssen dringend mehr Naturgips abbauen, andernfalls entsteht eine Versorgungslücke“, betont Christoph Dorn, der Vorstandsvorsitzende des VDPM. Der Verband weist zudem darauf hin, dass Recycling-Gips den notwendigen Bedarf nicht decken könne. Um dessen Potenziale zu heben, müsse die Bundesregierung zunächst einmal die „dringend notwendige Rechtssicherheit für den Einsatz von Recycling-Gips herstellen“. Aber selbst wenn diese Hürden gesenkt würden, werde dies mengenmäßig nicht ausreichen, um den Wegfall von REA-Gips zu kompensieren. Das liegt vor allem an der begrenzten Menge recycelbarer Gipsabfälle.
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