RM Rudolf Müller
Die Latexmischungen im neuen Klebstoff reagieren erst bei erhöhter Temperatur.  Foto: IHD

Die Latexmischungen im neuen Klebstoff reagieren erst bei erhöhter Temperatur.  Foto: IHD

Aus der Branche
29. Juli 2021 | Artikel teilen Artikel teilen

Latexmischungen zur Holzverklebung

Ein deutsches Forschungsteam arbeitet aktuell an der Entwicklung eines neuartigen Produkts für (heiß)wasserbeständige Verklebungen von Holz und Holzwerkstoffen. Es soll aus zwei Latexdispersionen bestehen, die erst bei erhöhter Temperatur miteinander reagieren. Eine solche Latexmischung hätte unter anderem den Vorteil, dass sich der Kleber bei Raumtemperatur als Ein-Komponentensystem lagern ließe und Holzverfärbungen vermieden würden.

Das im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) des Bundeswirtschaftsministeriums geförderte Projekt startete im April dieses Jahres (Förderkennzeichen A319001) und wird gemeinsam vom Institut für Holztechnologie Dresden (IHD) und vom Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung (IAP) durchgeführt.

Die beiden Institute arbeiten an einem neuartigen Vernetzungskonzept für einen Klebstoff zur Heißverklebung von Hölzern und Holzwerkstoffen. Dabei soll es sich um einen einkomponentigen und wasserbeständigen Dispersionsklebstoff handeln, der aus zwei komplementär funktionalisierten PVAc-Latexdispersionen besteht. Die Forschenden sprechen auch von einem „Zweikomponentenklebstoff im Eintopf“.

Zweikomponentenklebstoff im Eintopf

Das Besondere an dieser Latexmischung ist, dass die beiden Bestandteile erst bei erhöhter Temperatur eine Reaktion miteinander eingehen. Der Vorgang soll erst nach dem Auftrag des Klebers auf die zu verklebenden Holz- oder Holzwerkstoffteile starten – und zwar während des Heißpressvorgangs. Erst in der Presse vernetzt der Leimfilm derart, dass Klebfugen mit hoher Wasserbeständigkeit entstehen.

Ein Ziel des Forschungsvorhabens ist die Herstellung einer heißwasserbeständigen Verklebung von Holz und Holzwerkstoffen, die eine Einstufung gemäß DIN EN 204 gewährleistet („Klassifizierung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nichttragende Anwendungen“). Durch das Verfahren sollen sich unerwünschte, zum Beispiel durch Gerbsäurereaktionen verursachte Holzverfärbungen vermeiden lassen. Weiterer Vorteil: Da die funktionellen Gruppen bei Raumtemperatur nicht reagieren, wäre eine Lagerung als Ein-Komponentenklebstoff möglich, der sich zudem über einen längeren Zeitraum lagern ließe.

Die prinzipielle Machbarkeit des neuen Vernetzungskonzeptes konnte in einem vorangegangenen IGF-Vorhaben bereits demonstriert werden, die erreichten Ergebnisse offenbarten jedoch noch einige Herausforderungen. Weiterer Forschungsbedarf besteht vor allem in der Skalierbarkeit, um eine anwendungsbereite Lösung zu erarbeiten. Die Motivation zum nun gestarteten Anschluss-Projekt liegt daher in der Weiterentwicklung der neuartigen PVAc-Klebstoffformulierungen.

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