RM Rudolf Müller
Luft-Wasser-Wärmepumpen funktionieren oft auch in Bestandsgebäuden.  Foto: BWP

Luft-Wasser-Wärmepumpen funktionieren oft auch in Bestandsgebäuden.  Foto: BWP

Aus der Branche
17. Juli 2023 | Artikel teilen Artikel teilen

Tipps zur Wärmepumpe im Altbau

Über die Verwendung von Wärmepumpen im Altbau wird derzeit viel diskutiert. Bei der Energieberatung der Verbraucherzentrale glaubt man fest daran, dass Wärmepumpen auch in Bestandgebäuden funktionieren können und rechnet vor, dass die Nutzung von Umweltwärme langfristig durchaus günstiger sein könnte als eine neue Gasheizung.

Wärmepumpen gewinnen ihre Wärme aus der Umwelt: aus der Luft, aus dem Boden oder aus dem Grundwasser. Diese Umweltwärme kostet nichts. Allerdings sind Wärmepumpen Niedrigtemperaturheizungen, die die Heizflächen im Haus nur auf 35 bis 55 °C erwärmen. Das spart Energie, funktioniert aber nur mit größeren Heizflächen. Die aber sind in vielen Altbauten durchaus vorhanden.

„Heizkörper in Altbauten sind tatsächlich überraschend oft überdimensioniert, sodass oft nur ein Austausch einzelner Heizkörper nötig ist“, erläutert Peter Kafke, Experte der Energieberatung der Verbraucherzentrale. „Teilweise wurden sie großzügig über den Daumen dimensioniert, einige Gebäude wurden nachträglich mit Dämmung und neuen Fenstern versehen, sodass die Heizflächen geringere Vorlauftemperaturen brauchen.“

Praxistest gibt Orientierung

Peter Kafke rät für eine erste Orientierung zum Praxistest: An einem kalten Wintertag solle man die Vorlauftemperatur der vorhandenen fossilen Heizung auf 55 °C begrenzen und alle Heizkörperthermostate auf „3“ stellen. Wird es dann in allen Räumen warm, sei eine Wärmepumpe problemlos möglich. Bleiben einzelne Räume kalt, reiche vermutlich der Ersatz der Heizkörper durch größere aus, um die Wärmepumpe zu ermöglichen. Nur wenn es in allen Räumen zu kühl bleibt, sei ein wirtschaftlicher Wärmepumpenbetrieb ohne zusätzliche Dämmung der Gebäudehülle nicht möglich.

Nach Ansicht der Verbraucherzentrale sollte man im Altbau allerdings nur Wärmepumpen mit einer Jahresarbeitszahl von mindestens 3 einbauen. Die Jahresarbeitszahl beschreibt die Effizienz einer Wärmepumpe. Sie bemisst das Verhältnis des benötigten Stroms zur erzeugten Wärme. Eine Jahresarbeitszahl von 3 bedeutet, dass mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt werden.

Wärmepumpen langfristig günstiger?

Selbst vor diesem historischen Altbau steht eine Wärmepumpe. Foto: BWP

Selbst vor diesem historischen Altbau steht eine Wärmepumpe. Foto: BWP

Auch zur These, Wärmepumpen seien viel zu teuer, hat die Energieberatung der Verbraucherzentrale eine Meinung. Eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus kostet aktuell inklusive Installation zwischen 20.000 und 50.000 Euro und ist damit deutlich teurer als eine neue Gasheizung. Entscheidend sind aber die Betriebskosten der nächsten 15 bis 20 Jahre. Hinzu kommt, dass der Staat die Anschaffung von Wärmepumpen finanziell fördert.

Anhand des konkreten Beispiels eines Hauses, das pro Jahr 25.000 Kilowattstunden Wärme benötigt, rechnet Peter Kafke vor, dass eine neue Gasheizung nach 15 Jahren Betrieb künftig Gesamtkosten von 85.000 Euro auslösen könnte. Die Schätzung beruht auf einem Anschaffungspreis für die Heizung von 10.000 Euro, für die es keinerlei Förderung gibt, und einem geschätzten durchschnittlichen Gaspreis von 20 Cent pro Kilowattstunde.

Mit einer Wärmepumpe (Jahresarbeitszahl 3) sei dasselbe Haus im selben Zeitraum möglicherweise bereits für 80.500 Euro warmzuhalten – rechnet Kafke weiter vor. Dabei geht er davon aus, dass die Anschaffungskosten der Wärmepumpe effektiv bei 18.000 Euro liegen (30.000 Euro minus 12.000 Euro Förderung) und die Stromkosten bei 50 Cent pro Kilowattstunde.


 

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