RM Rudolf Müller
Den Betrieben entstanden im Durchschnitt pro Azubi jährliche Bruttokosten von 20.855 Euro.  Foto: Pixabay

Den Betrieben entstanden im Durchschnitt pro Azubi jährliche Bruttokosten von 20.855 Euro.  Foto: Pixabay

Ausbildung
17. Juni 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

BIBB erhebt Ausbildungskosten

Nach den Ergebnissen einer neuen Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung für das Ausbildungsjahr 2017/2018 sind die Nettokosten der Betriebe im Vergleich zur letzten Erhebung 2012/2013 nur leicht auf 6.478 Euro pro Azubi und Jahr gestiegen. Die Investitionen der Betriebe zahlen sich insbesondere bei Übernahme der Auszubildenden aus.

„Auch wenn die Daten“, so BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser, „keine unmittelbaren Rückschlüsse auf das aktuelle Handeln der Betriebe in Corona-Zeiten zulassen, so zeigt die BIBB-Erhebung doch: Für einen Großteil der Betriebe lohnt sich die Ausbildung – entweder schon während der Ausbildung durch die produktiven Beiträge der Auszubildenden, durch die eingesparten Personalgewinnungskosten bei Übernahme oder durch weitere Nutzenfaktoren wie zum Beispiel die Vermeidung von Stellenvakanzen, eine hohe Identifikation mit dem Betrieb und eine lange Betriebszugehörigkeit.“

Bei der repräsentativen Erhebung für das Ausbildungsjahr 2017/2018 gaben weniger als 10 % der Betriebe an, dass sie mit dem Verhältnis von Kosten und Nutzen ihrer Ausbildung unzufrieden seien. Immer mehr Betriebe bilden außerdem Azubis mit der festen Absicht aus, alle oder zumindest einen Teil von ihnen auch zu übernehmen. 90 % der Befragten bestätigten dies. In der Untersuchung 2012/2013 lag dieser Anteil nur bei 83 %. BIBB-Präsident Esser: „Vor dem Hintergrund des weiter anhaltenden Fachkräftebedarfs tun die Betriebe gut daran, ihr Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten. Denn die Auszubildenden von heute sind die so dringend benötigten Fachkräfte von morgen“.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Im Ausbildungsjahr 2017/2018 entstanden den Betrieben im Durchschnitt pro Azubi jährliche Bruttokosten in Höhe von 20.855 Euro. Davon entfielen 12.806 Euro (61 %) auf die Personalkosten der Auszubildenden und 4.935 Euro (24 %) auf die des Ausbildungspersonals. Anlage- und Sachkosten schlugen mit 767 Euro (4 %) und sonstige Kosten mit 2.348 Euro (11 %) zu Buche. Zu Letzteren gehören zum Beispiel Kammergebühren oder Kosten für externe Lehrgänge und die Ausbildungsverwaltung.

Zieht man von den Bruttokosten die Erträge der Auszubildenden in Höhe von durchschnittlich 14.377 Euro pro Jahr ab, die sie bereits während ihrer Ausbildung für den Betrieb erwirtschaften, so ergeben sich für das Ausbildungsjahr 2017/2018 für die Betriebe durchschnittliche Nettokosten von 6.478 Euro pro Jahr und Azubi. Bei etwa 28 % der Auszubildenden überstiegen die Erträge sogar die Bruttokosten, sie erwirtschafteten also schon während der Ausbildung Nettoerträge für ihre Betriebe.

Berufsbezogene Unterschiede

Zwischen den Ausbildungsbereichen zeigen sich erhebliche Unterschiede. Die höchsten Nettokosten fielen im öffentlichen Dienst (10.870 Euro) sowie in Industrie und Handel (7.039 Euro) an. Im Handwerk (5.578 Euro), den Freien Berufen (4.700 Euro) und der Landwirtschaft (3.898 Euro) waren sie deutlich niedriger. Auch die Bruttokosten lagen im öffentlichen Dienst (25.045 Euro) sowie in Industrie und Handel (22.217 Euro) am höchsten, im Handwerk mit 17.992 Euro am niedrigsten.

Die kompletten Ergebnisse wurden im BIBB-Report Heft 1/2020 veröffentlicht und können unter www.bibb.de/bibbreport kostenlos heruntergeladen werden. Insgesamt wurden 3.049 ausbildende und 996 nicht ausbildende Betriebe von September 2018 bis Juli 2019 befragt.

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