
Schwierige Integration: Sprachbarrieren sind ein häufiger Hinderungsgrund dafür, dass junge Geflüchtete eine betriebliche Ausbildung aufnehmen können. Foto: Pixabay
BIBB-Report: Ausbildungschancen für Geflüchtete
Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat in seinem BIBB-Report 1/2017 die Ergebnisse einer Betriebsbefragung veröffentlicht, bei der es um die Frage geht, inwieweit Klein- und Mittelbetriebe derzeit Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete anbieten.
Rund 30 % der in Deutschland zurzeit Asyl beantragenden Personen gehören der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen an. Für die Integration solcher jungen Geflüchteten haben betriebliche Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten einen hohen Stellenwert. In welchem Maße hierfür Kapazitäten in Betrieben zur Verfügung stehen, ist allerdings erst ansatzweise bekannt. Die Ergebnisse einer Betriebsbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen nun, inwieweit Klein- und Mittelbetriebe Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete anbieten. An der standardisierten Telefonbefragung nahmen im ersten Quartal 2016 insgesamt 1.572 kleine und mittlere Betriebe teil.
Noch viele Passungsprobleme
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass ein recht kleiner Teil der Betriebe Geflüchtete bereits in ein Praktikums- oder Ausbildungsverhältnis aufgenommen hat. Darüber hinaus sind weitere Betriebe bereit, Geflüchtete beruflich zu qualifizieren und haben hierfür auch Plätze angeboten. Allerdings wurden diese Angebote, die sich häufiger in etwas größeren Betrieben, in Betrieben des Handwerks, in Betrieben, die die Flüchtlingszuwanderung als Chance für die Wirtschaft begreifen, aber auch in Betrieben mit Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen finden, oft noch nicht in Anspruch genommen.
Warum das so ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. Zwar dürften Sprachbarrieren ein häufiger Hinderungsgrund sein, aber auch die Präferenz mancher jungen Geflüchteten, möglichst schnell eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, etwa um die noch im Herkunftsland lebenden Familienangehörigen finanziell unterstützen zu können, dürfte eine Rolle spielen. Ferner können auch Passungsprobleme zwischen den angebotenen Berufen und den beruflichen Interessen der jungen geflüchteten Menschen vorliegen – vermutet man beim BIBB. Denn wie die vorgestellten Befunde zeigen, bieten Betriebe unter anderem eher von sich aus Praktikums- und Ausbildungsplätze für Geflüchtete an, wenn (andere) Bewerberinnen und Bewerber fehlen.
Dieser Befund sollte – so das BIBB – nicht pauschal dahin gehend interpretiert werden, dass Geflüchtete bei Nachfrageproblemen die „Notlösung“ darstellen. Denn die Alternative könnte schließlich auch darin bestehen, dass die betroffenen Betriebe ihr Ausbildungsengagement komplett einstellen. Gleichwohl sei festzuhalten, dass größere Nachfrageprobleme vor allem in Ausbildungsberufen bestehen, die möglicherweise bei ausbildungsinteressierten Geflüchteten ebenso wie bei anderen ausbildungssuchenden jungen Menschen eher als unattraktiv gelten.