RM Rudolf Müller
Anmischen eines Zementären Fliesenmörtels

Zementäre Fliesenmörtel sind pulverförmige Fertiggemische, die auf der Baustelle noch mit Wasser angemacht werden.

 
Bauchemie
05. Dezember 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Durchblick: Welche sind die wichtigsten Fliesenkleber?

Fliesen wurden früher mit dicken Mörtelbatzen an Boden oder Wand befestigt. Heute wird überwiegend im Dünnbettverfahren verlegt. Dafür trägt man nun vollflächige Haftschichten und nicht nur punktuelle Batzen auf. Und man spricht von „Fliesenklebern“, obwohl es sich bei den Produkten meist nach wie vor um Mörtel handelt. Verwirrend ist auch das riesige Angebot an Fliesenklebern, das die Industrie unter vielfältigsten Namensschöpfungen vertreibt. Das ist letztlich eine Wissenschaft für sich. An dieser Stelle wollen wir daher nur einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten Klebertypen geben.

Zementkleber werden heute mit Abstand am häufigsten für die Fliesenverlegung verwendet. Es handelt sich in der Regel um Trockenmörtelgemische, die man auf der Baustelle noch mit Wasser oder sonstigen flüssigen Zusatzmitteln klumpenfrei anmischen muss. Die pulverförmigen Stoffe bestehen aus dem Bindemittel Zement sowie Zuschlägen und Füllstoffen wie Quarzsand oder Kalksteinmehl.

Zementkleber

Zementkleber sind hydraulisch härtende Mörtel. Sie werden also erst nach der Wasserzugabe fest, dann allerdings relativ schnell. Man muss sie daher rasch verarbeiten, komplett ausgehärtet ist das Material nach etwa 24 Stunden. Es gibt auch schneller trocknende Produktvarianten, die bereits nach einigen Stunden belastbar sind.

Verwendet werden Zementkleber vor allem auf starren, saugfähigen Untergründen wie Beton, Estrich und Putz. Damit ist das Einsatzspektrum natürlich groß. Die Verarbeitung erfolgt meist im Dünnbettverfahren (Schichtdicke: 1–4 mm) und mitunter auch im Mittelbettverfahren (5–15 mm). Letzteres geschieht häufig bei der Verlegung großformatiger Fliesen. Das dickere Mittelbett eignet sich hier besser als ein Dünnbett, weil sich das Höhenniveau des Belags nach dem Aufsetzen der Fliesen noch stärker korrigieren lässt.

Flexkleber

Eine besondere Form des Zement-Fliesenmörtels ist der so genannte Flexkleber. Er ist in der Regel teurer als Standard-Zementmörtel, aber dafür enthält er Kunststoffzusätze, die unter anderem dafür sorgen, dass er relativ flexibel aushärtet. Nach dem Trocknungsprozess ist dieses Produkt also weniger starr als reiner Zementkleber. Es kann daher Schwingungen, Spannungen und sonstige Bewegungen des Untergrunds besser aufnehmen, die speziell bei „arbeitenden“ Untergründen wie Trockenestrichelementen oder Faserzement- und Gipskartonplatten vorkommen. Dadurch sinkt die Gefahr, dass einzelne Fliesen abplatzen oder reißen. Durch die Kunststoffzusätze erhöht sich zudem die Klebekraft des Mörtels. Deshalb eignen sich Flexkleber auch für leicht kritische Untergründe wie etwa alte Keramikbeläge oder sonstige glatte Flächen.

Zementkleber für Natursteine

Für die Verarbeitung von Natursteinfliesen bietet die Industrie spezielle Zementmörtel, mit denen sich die Gefahr einer Verfärbung der empfindlichen Beläge minimieren lässt. Bei diesen Produkten wird das Anmachwasser besonders schnell gebunden, sodass es nicht mehr mitsamt Mörtelbestandteilen in den Naturstein wandern kann. Angeboten werden ferner weißfarbige Zementmörtel, weil diese bei leicht transparenten Natursteinfliesen die Optik weniger stark beeinflussen. Zum Thema Natursteinverlegung findet Ihr übrigens an dieser Stelle in Kürze einen eigenen Fachwissen-Beitrag.

Fließbettkleber

Auftragen von Dispersionskleber

Dispersionskleber lassen sich gebrauchsfertig aus dem Eimer heraus verarbeiten. Fotos: PCI

Zu den zementgebundenen Fliesenmörteln gehören schließlich auch die so genannten Fließbettkleber. Sie werden meist für große Bodenflächen eingesetzt. Das Material wird nicht auf jede einzelne Fliese gestrichen, stattdessen verteilt man den Kleber großflächig auf dem Boden, um die Fliesen dann anschließend in dieses Fließbett hineinzudrücken. Hohlräume unterhalb der Beläge werden dadurch sicher vermieden, und eine vollflächige Benetzung der Fliesenrückseiten ist garantiert. Das ist wichtig, um zum Beispiel eine ausreichende Haftung großformatiger Platten sicherzustellen oder um Frostschäden im Außenbereich zu vermeiden.

Man kann darüber streiten, ob der Fließbettkleber überhaupt ein eigener Klebertyp ist, oder ob es sich nicht vielmehr um eine spezielle Verarbeitungsform handelt. Die Zementmörtel, die von vielen Herstellern unter dem Etikett „Fließbettkleber“ vertrieben werden, lassen sich in ihrer Konsistenz variabel einstellen, je nachdem, wie viel Wasser man hinzufügt. Normale Zementkleber sind dagegen weitaus pastöser und somit nicht fließbettfähig.

Dispersionskleber

Mit den Dispersionsklebern verlassen wir nicht nur das Gebiet der zementgebundenen Produkte, sondern auch den Mörtelbereich überhaupt. Stattdessen kommen wir zu den Klebern auf Kunststoffbasis, denn Dispersionen sind in Wasser fein verteilte Kunststoffe. Sie sind im erhärteten Zustand flexibler und kleben auch stärker als Zementmörtel. Deshalb werden sie vor allem auf glatten Wanduntergründen wie zum Beispiel Gipskarton- und Hartschaumplatten eingesetzt.

Alles in allem werden Dispersionskleber aber eher selten verarbeitet, zumindest von den Fliesenlegern in Deutschland. Hierzulande schwört man mehr auf die zementären Flexkleber, die ja ebenfalls flexibel sind und zudem in den letzten Jahrzehnten technisch kontinuierlich weiterentwickelt wurden. Dispersionskleber haben zwar den Vorteil, dass man sie auf der Baustelle nicht mehr anmischen muss, der Verarbeiter entnimmt sie gebrauchsfertig dem Eimer. Sie haben aber auch Nachteile: Die Kunststoffkleber erhärten nicht durch Zementbindung, sondern durch Trocknung, und das dauert deutlich länger als beim Zementmörtel. Wegen der langen Aushärtungszeiten sind Dispersionskleber für die Bodenverfliesung im Prinzip ungeeignet. Mehr noch: Da sie nicht frostbeständig sind, kann man sie nur im Innenbereich verwenden.

Reaktionsharzkleber

Unseren kleinen Überblick wollen wir mit den Reaktionsharzklebern abschließen. Diese Kunstharzkleber auf Basis von Polyurethanharz oder Epoxidharz bestehen aus zwei Komponenten: aus dem Kunstharz und einem Härter. Auf der Baustelle muss der Verarbeiter beides noch mischen. Das verarbeitete Material härtet durch chemische Reaktion aus.

Reaktionsharzkleber kann man als Spezialprodukte für die Fliesenverlegung bezeichnen. Im privaten Wohnbereich findet man sie kaum, eher in gewerblichen Bereichen wie Großküchen, Laboren oder in der Lebensmittelindustrie. Insbesondere bei schwierigen Fliesenuntergründen wie Kunststoff, Glas, Metall oder auch Holz und Holzspanplatten. Die Produkte kleben nicht nur ausgezeichnet, sondern sind auch sehr flexibel und chemikalienbeständig.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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