
Badfliesenverfugung mit einer modernen, selbstreinigenden Polymerfuge. Foto: PCI
Fugenmörtel und Fugendichtstoffe für Fliesenbeläge
Ein Fliesenboden ohne Fugenmassen würde einige Probleme bereiten. Gerade im Badbereich bestände die Gefahr, dass nicht nur Schmutz, sondern auch Wasser in die Ritzen zwischen den Fliesen eindringt. Außerdem wären die Platten nicht kraftschlüssig miteinander verbunden, sodass sie beim Begehen kippeln oder verrutschen könnten. Deshalb verfugt man Fliesenbeläge normalerweise. Als Materialien kommen einerseits Fugenmörtel und andererseits Fugendichtstoffe zum Einsatz.
Zu unterscheiden sind grundsätzlich die “normalen“, mehr oder weniger starren Fugenmassen und die elastischen Materialien. Letztere werden eingesetzt, um eine flexible Verbindung zu aufgehenden Bauteilen herzustellen, die den Fliesenbelag unterbrechen oder direkt an ihn angrenzen. Denn starre Beläge wie Keramik- oder Natursteinfliesen dürfen nicht auch noch mithilfe von starren Fugenmassen an Wände, Stützen, Badewannen, Toiletten, Duschwannen oder sonstige Sanitäreinrichtungen angeschlossen werden. Dann nämlich könnten Bewegungen innerhalb des Belagaufbaus – durch das Begehen oder etwa durch Temperaturdifferenzen – zu Rissen oder zur Ablösung der Fliesen führen. Elastische Dichtstoffe nehmen dagegen die Bewegungskräfte auf und machen sie somit unschädlich.
Zementfugen
Die eigentliche Verfugung der Fliesenbeläge erfolgt mit relativ starren Fugenmassen. Ähnlich wie bei den Fliesenklebern findet man hier ein riesiges Produktangebot. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: Auch für Fliesenfugen kommen sehr häufig Zementmörtel zum Einsatz. Es gibt sie als reine “Zementfugen“ oder – wiederum analog zu den Fliesenklebern – als “Flexfuge“. Diese enthält dann zusätzlich einen Kunststoffanteil, der das Material flexibler macht und zugleich die Flankenhaftung zu den Fliesen verstärkt.
Einfache Zement-Fugenmörtel sind auf biegesteifen Untergründen, die bei Belastung nicht schwingen, im Prinzip ausreichend. Anders sieht es bei “arbeitenden“ beziehungsweise elastischen Untergründen aus oder auch bei Fliesen auf Heizestrichen. Hier empfiehlt sich eine kunststoffvergütete Flexfuge, die elastisch erhärtet und somit Materialbewegungen aufnehmen kann, ohne dass es zu Rissen kommt. Heutige flexible Fugenmörtel sind zudem meist mehr oder weniger wasserabweisend. Für die rein zementären Produkte gilt das nicht. Wie wasserundurchlässig eine Flexfuge tatsächlich ist, hängt aber letztlich von den individuellen Eigenschaften der verschiedenen Produkte ab.
Wie bei den Fliesenklebern gibt es auch bei den Fugenmörteln Spezialrezepturen für besondere Anwendungen. So werden für empfindliche Natursteinfliesen besonders feine Mörtel angeboten, die keine schleifenden Bestandteile beinhalten, sodass es beim Verfugen nicht zu Kratzspuren auf der Plattenoberfläche kommt. Auch gibt es Fugenmassen, die nach der Verarbeitung besonders rasch abbinden, sodass der Boden bereits nach kurzer Zeit begehbar ist. Neben verschiedenen technischen Eigenschaften gibt es auch optische Unterschiede. Die Industrie bietet die Fugenmassen in zahlreichen Farbtönen an, individuell anpassbar an das jeweilige Fliesendesign.
Epoxidharz- und Polymerfugen

Relativ starre Fugenmörtel verbinden die Einzelfliesen, während im Grenzbereich zu aufgehenden Bauteilen elastische Dichtstoffe zum Einsatz kommen. Foto: Grimm
Zementäre Fugen erweisen sich allerdings nicht als besonders beständig, wenn sie regelmäßig mit Hochdruckreinigern gesäubert werden oder mit säurehaltigen Reinigungsmitteln in Kontakt kommen. In solchen Fällen eignen sich Epoxidharzfugen besser. Das sind zweikomponentige Produkte (Harz und Härter), die sehr chemikalienbeständig, mechanisch hoch beanspruchbar und zudem auch wasserdicht und leicht zu reinigen sind. Sie werden deshalb zum Beispiel oft in Schwimmbädern, Großküchen oder in Industriebereichen verwendet.
Allerdings ist Epoxidharz ein relativ starres Material und daher nur wenig geeignet, Materialbewegungen innerhalb von Fliesenbelägen aufzunehmen. Außerdem ist es zwar beständig gegen anorganische Säuren, nicht aber gegen organische Säuren (zum Beispiel aus Früchten). Schließlich haben Epoxidharzfugen Probleme bei Temperaturen über 60 Grad Celsius. Als Alternative bietet die Industrie unter anderem so genannte Polymerfugen. Diese einkomponentigen Produkte bestehen im Wesentlichen aus Kunststoffdispersionen. Sie sind hochflexibel und temperaturbeständiger als Epoxidharz. Mittlerweile gibt es auch nahezu selbstreinigende Polymerfugen, die unter anderem sehr widerstandsfähig gegen Schimmelpilzbefall sind.
Elastische Fugendichtstoffe
Wie oben bereits erwähnt, werden Verbindungsfugen zu aufgehenden Bauteilen mit elastischen Fugenmassen – so genannten Dichtstoffen – gefüllt. Das sind die Massen, die man mithilfe von Kartuschenpistolen in die Fugen spritzt. Am bekanntesten sind die einkomponentigen Silikondichtstoffe, das so genannte Sanitärsilikon. Natursteinfliesen erfordern wiederum speziell formulierte Silikone, weil durch einige herkömmliche Silikonbestandteile Verfärbungen hervorgerufen werden können. Insbesondere die Essigsäure ist hier zu nennen. Diese verleiht den Standardprodukten auch ihren “ätzenden“ Geruch.
Im gewerblichen Bereich werden oft zweikomponentige Dichtstoffe eingesetzt, zum Beispiel auf Polyurethan- oder Polysulfitbasis. Diese Produkte sind in der Regel chemikalienbeständiger und allgemein verschleißfester als normale Silikonfugen. Eine neuere Generation von hoch belastbaren Dichtstoffen wurde in Japan erfunden und wird seit den 1990er-Jahren auf dem europäischen Markt vertrieben: Produkte auf Basis von MS-Polymeren (Die Abkürzung steht für “Modifizierte Silane“). Sie gelten als besonders umweltfreundlich, weil sie zum Beispiel keine Isocyanate oder Lösungsmittel ausdünsten. Außerdem sind sie dauerhaft elastisch und zugleich mechanisch hoch belastbar. Ferner haften sie auch auf schwierigen Untergründen hervorragend, und sie sind besonders UV-stabil.