
Aufbringen einer flüssigen Verbundabdichtung fürs häusliche Bad. Foto: quick-mix
Wie Verbundabdichtungen vor Wasserschäden schützen
In häuslichen Bädern werden Böden und Wände meist mit Fliesen bekleidet – zumindest in den Bereichen, in denen mit einer Belastung durch Spritzwasser zu rechnen ist. Zwar sind keramische Beläge wasserabweisend, aber es besteht die Gefahr, dass durch das Fugenmaterial Feuchtigkeit in den Untergrund gelangt. Deshalb ist eine Abdichtung unter den Fliesen auch bei Privatbädern vielfach vorgeschrieben.
Grundsätzlich geht man bei Bädern in Wohngebäuden nur von einer mäßigen Beanspruchung durch nicht drückendes Wasser aus. Mäßig zumindest im Vergleich zu Orten wie Badeanstalten, Wäschereien oder Großküchen. Dort kommt es zu einer weitaus stärkeren Belastung der Boden- und Wandflächen und daher gelten dort auch höhere Ansprüche an die Abdichtung.
In hoch belasteten Bereichen werden oft bahnen- oder plattenförmige Abdichtungen eingebaut – beispielsweise Bitumen- oder Kunststoffdichtungsbahnen. Auch kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen kommen hier zum Einsatz. Dabei müssen Wand- und Bodenflächen immer vollflächig abgedichtet werden und der Untergrund, auf dem die Abdichtung aufgebracht wird, muss aus einem feuchtigkeitsunempfindlichen Material bestehen.
Verbundabdichtungen

In Bereichen mit hoher Wasserbelastung – wie hier beim Beckenumgang eines Swimmingpools – kommen oft bahnenförmige Abdichtungen zum Einsatz. Foto: PCI
Im häuslichen Badezimmer werden dagegen meist flüssige oder pastöse Abdichtungen eingesetzt, zumindest wenn die Bäder keinen Bodenablauf haben. Als pastös bezeichnet man dickflüssige Massen, die wie eine Paste spachtelfähig sind. Die flüssigen und pastösen Produkte werden als Verbundabdichtungen bezeichnet, weil die Materialien nach dem Austrocknen einen festen Verbund mit dem tragenden Untergrund eingehen. Es handelt sich meist um Polymerdispersionen, Dichtschlämmen sowie seltener auch um Reaktionsharze.
Polymerdispersionen bestehen aus Polymerpartikeln in einer wässrigen Phase. Eingesetzt als Abdichtung enthalten sie weitere organischen Zusätze und Füllstoffe. Das elastische Material kann Risse im Untergrund bis zu 2 mm überdecken. Auch bei einem nachträglichen Reißen des Untergrundes bleibt die wasserdichte Schicht bestehen.
Dichtschlämmen sind Kunststoff-Mörtelkombinationen. Obwohl sie auch Polymerdispersionen enthalten, lassen sich mit ihnen Risse weniger gut überdecken. Reaktionsharz-Abdichtungen schließlich bestehen aus synthetischen Harzen, angereichert mit organischen Zusatzstoffen und oft auch mineralischen Füllstoffen. Sie sind besonders belastbar und sehr resistent gegenüber Chemikalien. Sie werden deshalb beispielsweise in Schwimmbädern (Chlor!) eingesetzt und als Abdichtung unter Fliesen in Bereichen, in denen mit Chemikalien hantiert wird. In häuslichen Bädern sind sie eher die Ausnahme.
Das Merkblatt „Abdichtungen im Verbund mit Fliesen und Platten“ erläutert bauaufsichtliche Regelungen für bestimmte Abdichtungsanwendungen mit hoher Feuchtigkeitsbeanspruchung.
Wichtig für das Verständnis des Merkblatts mit Stand Januar 2010 ist die Berücksichtigung der Fußnoten, insbesondere für den Einsatz zementgebundener Bauplatten. Rainer Völkner erklärt sie. mehr »
Verarbeitung
Eine Verbundabdichtung ist ein Systemprodukt. Sie besteht nicht nur aus den oben genannten flüssigen oder pastösen Materialien, sondern es gehören weitere Komponenten dazu. Da wären zum Beispiel die Grundierung, Dichtbänder, Dichtecken und Dichtmanschetten, und letztlich zählt auch der verwendete Fliesenkleber dazu. Alle Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein, damit am Ende das Ergebnis stimmt.
Die Verarbeitung solcher Abdichtungen wird im Merkblatt „Hinweise für die Ausführung von flüssig zu verarbeitenden Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten für den Innen- und Außenbereich“ beschrieben, die der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) herausgegeben hat. Die Verarbeitungsregeln des ZDB-Merkblattes gelten in Deutschland zusammen mit den Bestimmungen der DIN 18195 („Bauwerksabdichtungen“) als Stand der Technik.
Die flüssigen/pastösen Materialien müssen vom Verarbeiter in mindestens zwei Schichten auf die abzudichtenden Flächen aufgetragen werden. Sie werden – je nach Produkttyp – gespachtelt, gestrichen, gerollt oder gespritzt. Bevor die zweite Schicht aufgetragen wird, muss die erste zunächst ausgehärtet sein. Die jeweilige Schichtdicke wird vom Hersteller vorgegeben. In das Abdichtungsmaterial sind an solchen Stellen, an denen die Gefahr eines Eindringens von Wasser unter den Fliesenbelag besonders groß ist, zusätzliche Dichtmaterialien zu integrieren. Das sind etwa Dichtbänder im Bereich von Bewegungsfugen (Wandecken), Dichtecken für die Eckbereiche im Bad oder spezielle Manschetten zum Abdichten rund um Rohrdurchführungen.
Untergründe
Noch ein Wort zum Verhältnis von Verbundabdichtungen und den verschiedenen tragenden Untergründen. In mäßig beanspruchten Feuchträumen – also zum Beispiel im Privatbad – kann man bei der Fliesenverlegung auf eine vollflächige Abdichtung verzichten, wenn ein feuchtigkeitsunempfindlicher Untergrund, etwa aus zementgebundenen Bauplatten, vorliegt. In solchen Fällen müssen nur die Fugenbereiche zwischen Boden und Wänden sowie die Wandecken und die Rohrdurchführungen abgedichtet werden. Das ist ein Vorteil gegenüber Gipskartonplatten und anderen feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen, die in mäßig beanspruchten Feuchträumen zwar grundsätzlich auch eingesetzt werden dürfen, aber eben nur in Zusammenhang mit vollflächigen Abdichtungen. Übrigens dürfen auch in mäßig beanspruchten Bereichen grundsätzlich keine feuchtigkeitsempfindlichen Untergründe zum Einsatz kommen, wenn das Bad über einen Bodenablauf verfügt.