RM Rudolf Müller
Dachgauben

Stehende Dachfenster: In früheren Zeiten waren Gaubenaufbauten die typische Fensterlösung für Wohnraum unterm Dach. Foto: Wienerberger/Koramic

 
Bauelemente
28. März 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Die verschiedenen Dachfenstertypen

Das „liegende“ Dachfenster, das im gleichen Neigungswinkel wie das Dach selbst eingebaut wird, erscheint uns heute als eine Selbstverständlichkeit. Ebenso die Methode, es zu öffnen: Einfach die oben liegende Griffleiste nach unten ziehen, sodass sich das Fenster um seine eigene Mittelachse dreht. „Das weiß doch jedes Kind und war schon immer so!“, möchte man sagen. Stimmt aber gar nicht. Zum einen ist dieses Fenstermodell gerade mal knapp 70 Jahre alt, und zum anderen gibt es auch Alternativen mit anderen Öffnungsmechanismen. Wir stellen die wichtigsten vor.

Der heutige Inbegriff des Dachfensters ist das Schwingfenster, das sich beim Öffnen um eine Achse dreht, die etwa in der Mitte der Fensterfläche angeordnet ist. Was die wenigsten wissen: Es wurde erst in den 1940er-Jahren erfunden, vom Dänen Villum Kann Rasmussen, dem Gründer der Firma Velux. Bis dahin war in Dachgeschossen, die als Wohnraum genutzt wurden, nicht das liegende, sondern das stehende Dachfenster die Regel – also das senkrechte Gaubenfenster. Das neue Dachwohnfenster von Rasmussen empfahl sich dagegen als kostengünstige Alternative, denn schließlich mussten nicht mehr aufwändige Gauben als kleine Anbauten auf der Dachfläche gebaut werden. Zudem ließ das schräge Schwingfenster auch noch mehr Tageslicht in den Dachraum. Kein Wunder also, dass sich die Erfindung seit den 1950er-Jahren auch in Deutschland bei Neubauten immer mehr durchsetzte.

Schwingfenster

Relativ günstig und sehr praktisch: Das Schwingfenster hat sich in wenigen Jahrzehnten zum mit Abstand am weitesten verbreiteten Dachwohnfenster entwickelt. Beim Öffnen bewegt sich dieser Fenstertyp um seine Mittelachse, sodass die obere Fensterhälfte in den Raum hineinragt, während die untere Hälfte ins Freie geschwungen wird. Die in der Regel oben liegende Griffleiste ist einfach zu erreichen, mit einer Hand zu bedienen und ermöglicht das Öffnen auch dann noch, wenn Möbel unter dem Dachfenster platziert werden. Damit Bewohner das Fenster problemlos im Stehen öffnen können, sollte die Fensteroberkante nicht mehr als 200 cm über dem Fußboden liegen.

Klapp-Schwingfenster

Velux Klapp-Schwingfenster

Mehr Platz im Innenraum: Beim Klapp-Schwingfenster kann der Nutzer auch bei geöffnetem Fenster im Fensterrahmen stehen.

Das so genannte Klapp-Schwingfenster unterscheidet sich im geschlossenen Zustand eigentlich überhaupt nicht vom Schwingfenster. Wie sein Name schon andeutet, hat es aber eine zusätzliche Funktion – es lässt sich nicht nur schwingen, sondern auch klappen. Zusätzlich zur oben liegenden Bedienleiste verfügt dieser Typ nämlich über einen Griff an der unteren Fensterkante.

Damit lässt sich das Fenster nach oben aufklappen. Die Wahl eines Klapp-Schwingfensters macht aber natürlich nur Sinn, wenn das Fenster frei zugänglich bleiben soll und nicht im unteren Dachschrägenbereich mit Möbeln zugestellt wird.

Durch den Klappmechanismus befindet sich die Fensterfläche im geöffneten Zustand vollständig außerhalb des Dachraums, wodurch es für den Nutzer möglich wird, auch bei geöffnetem Fenster im Fensterrahmen – und damit ein Stück weit „im Freien“ – zu stehen. Zugleich lässt sich das Klapp-Schwingfenster aber auch über eine zusätzliche Schwingfunktion öffnen, was nicht zuletzt wichtig ist, um die Außenscheibe bequem putzen zu können. Die aufwändigere Technik des Klapp-Schwingfensters führt dazu, dass dieses nicht selten 60 bis 70% teurer als ein reines Schwingfenster ist.

Balkonfenster

Velux Balkonfenster

Schritt ins Freie: Ein Balkonfenster ist eine interessante Alternative für Dachgeschosswohnungen ohne Balkon.

Einen noch größeren „Schritt ins Freie“ ermöglicht das so genannte Balkonfenster, das für Dachgeschosswohnungen ohne Balkon eine reizvolle Alternative ist. Technisch gesehen handelt es sich dabei um ein Klapp-Schwingfenster, das durch einen balkonähnlichen Dachaustritt ergänzt wird. Der obere Teil des Fensters lässt sich komplett nach oben klappen. Zu seinem Minibalkon kommt der Nutzer dann durch einen weiteren Handgriff: Er muss nur noch die untere Fensterhälfte bis zur Senkrechten aufstellen, wodurch dann auch automatisch die Seitengeländer aufklappen. So viel Komfort hat allerdings auch seinen Preis. Während Schwing- und Klapp-Schwingfenster normalerweise für dreistellige Euro-Beträge zu haben sind, liegt das Balkonfenster in der Regel deutlich im vierstelligen Bereich.


Mehr zum Thema Dach findest du auch hier.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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