RM Rudolf Müller
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung

Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung: Die Frischluft wird durch die verbrauchte Raumluft berührungslos erwärmt. Grafik: Schüco International KG

 
Bauelemente
21. Januar 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Fensterlüfter für wärmegedämmte Wohnhäuser

Bei Wohnhäusern mit Fassadendämmung ist die Gebäudehülle oft so dicht, dass man eigentlich eine automatische Lüftungsanlage installieren müsste, damit ein ausreichender Luftaustausch sichergestellt werden kann. Doch davor schrecken viele Wohnungsbauunternehmen zurück. Sie fürchten offenbar den finanziellen und baulichen Aufwand durch die Installation von Lüftungskanälen. Dabei gibt es Alternativen: Dezentrale Lüftungstechnik, die in den Gebäudefenstern integriert ist.

Wärmegedämmte Wohnhäuser sollten möglichst mehrmals täglich gründlich gelüftet werden, weil Feuchtigkeit aus den Innenräumen nicht mehr wie früher durch die Ritzen einer undichten Gebäudehülle entweichen kann. Die Alternative ist es, den erforderlichen Luftaustausch durch häufigeres Fensteröffnen sicherzustellen, doch das ist insbesondere für Berufstätige schwierig. Um langfristig Schimmelprobleme durch Feuchtigkeit auszuschließen, und natürlich auch um ein gesundes Raumklima mit geringer Schadstoffkonzentration in der Luft zu ermöglichen, ist ein automatisches Lüftungssystem daher eigentlich ein Muss für gut gedämmte Häuser.

Angst vor hohen Kosten

Doch gerade im Mietwohnungsbau sucht man solche Anlagen oft vergeblich. Viele Wohnungsbauunternehmen sanieren mittlerweile zwar fleißig ihre Altbestände: Sie dämmen Fassaden und Dächer und tauschen alte Fenster und Türen aus. Doch das Thema Lüftung wird häufig ausgespart. Wahrscheinlich denken manche anfangs darüber nach und winken dann nach den ersten Kostenvoranschlägen wieder ab.

Eine gewisse Ratlosigkeit mag hinzukommen. Der nachträgliche Einbau einer zentralen Anlage zur kontrollierten Wohnraumlüftung ist eben in manchen Altbauten eine knifflige planerische Herausforderung. „Wohin mit den Luftkanälen?“ ist dabei die Hauptfrage. Wenn ohnehin eine Bodensanierung ansteht, kann man flache Lüftungsleitungen vielleicht unter dem Estrich verlegen, oder man entschließt sich, die Kanäle in einer abgehängten Deckenkonstruktion verschwinden zu lassen. Doch all das kostet natürlich Geld und ist, bei niedrigen Deckenhöhen, zudem baulich nicht immer realisierbar. Hinzu kommt, dass die verlegten Leitungen in regelmäßigen Abständen gewartet und gereinigt werden müssen. Noch ein Argument, das Bauherren abschreckt.

Eine Alternative wäre der Einbau von „normalen“, aber dezentralen Lüftungen in jedem einzelnen Raum. Dann benötigt man zumindest keine Verteilerleitungen. Doch dafür müssen dann viele separate Geräte in das Außenmauerwerk eingebaut werden. Auch nicht gerade billig.

„Fensterlüfter“ als Alternative

Das Bild zeigt nur einige Beispiele für mögliche Positionierungen eines Fensterlüfters. Grafik: ift Rosenheim

Das Bild zeigt nur einige Beispiele für mögliche Positionierungen eines Fensterlüfters. Grafik: ift Rosenheim

Es ist also in gewissem Maße verständlich, dass Wohnungsbauunternehmen, die bereits viel Geld in die energetische Sanierung eines Gebäudes investiert haben, nicht auch noch den finanziellen Kraftakt für eine automatische, also nutzerunabhängige, Lüftungsanlage schultern wollen. Aber es ist natürlich kurzfristig gedacht sich einfach darauf zu verlassen, dass die Mieter schon ausreichend lüften werden.

Vielleicht ist manchen Entscheidungsträgern aber auch gar nicht bewusst, dass es durchaus wirtschaftliche Alternativen zu den oben beschriebenen konventionellen Lüftungssystemen gibt. Hersteller von Fensterprofilen entwickeln schon länger moderne Lüftungssysteme, die dezentral in die Fensterelemente integriert werden. Der Vorteil: Fenster werden im Rahmen einer energetischen Fassadensanierung normalerweise ohnehin ausgetauscht. Warum also nicht gleich auf Produkte mit integrierter Lüftungsanlage setzen? Solche „Fensterlüfter“ gibt es heute in vielen Varianten. Das Spektrum reicht von kompakten Anlagen, die im Fensterfalz angesiedelt sind, über solche, die im oder oberhalb des Blendrahmens montiert werden, bis hin zu Lösungen, die im Glasfalz integriert sind (siehe Grafik). Natürlich gibt es auch Produkte, die an den Seiten der Fenster oder zum Beispiel unterhalb der Fensterbank eingebaut werden.

Hightech mit Wärmerückgewinnung

Fensterlüfter sind heute nicht nur simple Lüftungsschlitze, die man öffnen und verschließen kann. Viele Anbieter haben Hightech-Produkte im Angebot, die eine vergleichbare Leistung wie eine Zentrallüftung bieten. Moderne Systeme bieten oft nicht nur einen kontinuierlichen Luftaustausch bei geschlossenem Fenster, sondern zugleich Features wie Wärmerückgewinnung, Luftfilter und Sensorsteuerung.

Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung sind ventilatorbetriebene Anlagen, die verbrauchte Luft aus dem Raum ab- und Frischluft von draußen ansaugen. Beide Luftströme fließen durch den Wärmerückgewinner, in dem die Frischluft durch die verbrauchte Abluft berührungslos erwärmt wird. Anschließend strömt die erwärmte Frischluft in den Innenraum und die abgekühlte Abluft nach draußen. Nicht nur für Allergiker interessant sind zudem Produkte mit Filterfunktion. Diese filtern die Frischluft, sodass Pflanzenpollen und Feinstaub, aber auch Insekten nicht in den Innenraum gelangen.

In der Regel können Fensterlüfter sowohl manuell als auch automatisch gesteuert werden. Für den automatischen Modus sind die Fensterlüfter meist mit Sensoren ausgestattet, die etwa die Luftfeuchtigkeit, den CO2-Gehalt oder sonstige Schadstoffe im Raum messen und bei der Überschreitung bestimmter Grenzwerte automatisch für den notwendigen Luftaustausch sorgen. Es gibt auch Modelle mit einem integrierten Luftmengenregler, der verhindert, dass bei hohem Winddruck ein zu großer Luftstrom in den Innenraum gelangt.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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