RM Rudolf Müller
Außenabdichtung

Außenabdichtung mit Dichtungsfolie bei einem Fenster, das vor der Wand in der Dämmebene montiert wurde. Foto: Teroson

Bauelemente
17. Juni 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Fenstereinbau: Wie vermeidet man Wärmebrücken?

Für Neubauten schreibt die Energieeinsparverordnung eine luftdichte Gebäudehülle vor. Im Fensterbereich kommt es dabei auf Details an. Nicht nur das Bauelement selbst muss dicht sein, sondern auch die Fuge zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk. Sie darf nicht zur Leckstelle werden, über die Wärme aus dem Innenraum verloren geht. Zugleich muss sie Wind und Regen von außen sicher abhalten. Mit speziellen Abdichtungsbaustoffen können diesen Anforderungen erfüllt werden.

Beim Einbau eines Fensters in eine Gebäudewand aus gemauerten Steinen wird als erster Schritt der Fensterrahmen – also die Zarge – korrekt innerhalb der Maueröffnung ausgerichtet. Dafür wird er innerhalb der Laibung auf Tragklötze gesetzt, die zugleich die Breite der Fuge zwischen Rahmen und Mauerwerk definieren. Ein gleichmäßiger seitlicher Abstand zur Fensterlaibung wird mithilfe von Distanzklötzen erreicht, die der Verarbeiter zwischen die beiden senkrechten Rahmenteile und das Mauerwerk einklemmt.

Natürlich stellt sich auch immer die Frage, welches die optimale Position des Rahmens innerhalb der Fensteröffnung ist. Bei Wänden mit Außendämmung sollten die Fenster im inneren ersten Drittel der Dämmstoffebene liegen, weil Wärmebrücken so am besten vermieden werden. Viele Hersteller bieten heute zudem Fenstersysteme an, die sich vor der Außenwand montieren lassen, also nicht – wie sonst üblich – innerhalb der Maueröffnung. Das macht natürlich nur Sinn, wenn anschließend die Fassade gedämmt wird. Der Dämmstoff wird dabei um die Vorwand-Zarge angeordnet und rahmt diese ein.

Verschluss der Fugen

Ist die ideale Position für den Rahmen gefunden, muss dieser erst einmal fest mit dem Mauerwerk verbunden werden. Die heutigen Zargen haben zu diesem Zweck in der Regel vorgebohrte Löcher im Rahmenfalz. Durch diese hindurch werden Befestigungsdübel gesteckt und in die Mauersteine der Fensterlaibung verankert. Anschließend können die seitlichen Distanzklötze entfernt werden, während die unteren Tragklötze dauerhaft in der Fuge verbleiben. Wir haben dann also ein eingebautes Fenster, das aber noch einen Fugenhohlraum zum Mauerwerk hin aufweist. Diese umlaufende Fuge muss mit elastischen Abdichtungsmaterialien geschlossen werden, weil sich Fensterrahmen bei Einwirkung hoher Temperaturen (Sonneneinstrahlung) relativ stark ausdehnen können.

Ziel der Abdichtung ist es, dass die Fuge zum Rauminneren hin luftdicht und nach außen hin schlagregendicht, zugleich aber auch dampfdiffusionsoffen ist. Letzteres ist wichtig, damit Wasserdampf, der in die Konstruktion eindringt, nach außen hin auch wieder verdampfen kann. Grundsätzlich gilt die Verarbeitungsregel, dass der Fensteranschluss innen dampfdiffusionsdichter als außen sein muss. Schließlich sollte die Fuge auch in Sachen Wärmedämmung nicht schlechter abschneiden als der Fensterrahmen und das Fensterglas.

Um die genannten Ziele zu erreichen, werden bei Fensteranschlussfugen in der Regel drei Abdichtungsebenen eingebaut. Die Wärmedämmung wird meist mit Montageschaum sichergestellt, mit dem man die Fugen zunächst komplett ausschäumt. Ist der Schaum ausgehärtet, dann schneidet der Verarbeiter die übergequollene Masse mit einem Messer ab. Doch der Schaum reicht noch nicht aus, um die Fuge auch nach innen luftdicht und nach außen regendicht zu machen. Um das zu erreichen, bietet die Baustoffindustrie ein breites Sortiment an speziellen Dichtungsbändern, -profilen, -folien und spritzbaren Dichtstoffen für innen und außen (siehe Grafik). Angesichts der Vielfalt der angebotenen Lösungen können wir hier nicht auf Einzelheiten eingehen.

Bedeutung des Fensteranschlags

Abdichtung auf drei Ebenen

Abdichtung auf drei Ebenen: Der Montageschaum in der Mitte wird innen und außen durch weitere Dichtstoffe ergänzt. Foto: Teroson

Oft hängen Luftdichtheit und Wärmedämmung der Fensteranschlussfuge übrigens nicht nur vom verwendeten Abdichtungsmaterial ab. Eine Rolle spielt auch der Fensteranschlag, also die Art und Weise, wie der Rahmen an das Mauerwerk angeschlossen ist. Standard ist hier der “stumpfe Anschlag“, bei dem die Fuge zwischen Mauerwerk und Rahmen sowohl innen als auch außen nicht verdeckt wird. Doch in manchen Fällen wird die Zarge auch per Innenanschlag eingebaut, sodass die Fuge außen durch einen Mauerwerksvorsprung vor Wind und Regen geschützt ist. Auf diese Weise ist der Fugenbereich natürlich besonders gut geschützt. Das gleiche gilt für den so genannten Außenanschlag. Bei diesem sind Fensterzarge und Anschlussfuge raumseitig durch einen innen liegenden Laibungsvorsprung verdeckt. Dadurch lässt sich ein Höchstmaß an Luftdichtheit realisieren.

Wenn der Einbau neuer Fenster zeitgleich mit einer Fassadendämmung durchgeführt wird, bietet es sich zudem an, den Bereich der Anschlussfuge zu überdämmen, sodass ein Teil des Rahmens außen hinter dem Dämmstoff liegt. Im Übrigen besteht auch bei ansonsten ungedämmter Fassade die Möglichkeit, nur den Fensterrahmen durch einen Laibungsvorsprung zu überdämmen. Eine solche Konstruktion ist nicht nur aus Wärmeschutzgründen günstiger als ein stumpfer Anschlag, sondern sie bietet auch einen besseren Lärmschutz, weil die Fugenschallübertragung deutlich vermindert wird.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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