
Das Schwingtor ist der Klassiker unter den Garagentoren. Foto: Novoferm
Garagentore und ihre Öffnungsmechanismen
„Mann wird von Garagentor aufgerollt“, lautete am 23. März 2014 eine Schlagzeile der Münchner Abendzeitung. Nach Angaben des Blattes hatte sich das kuriose Malheur ereignet, als der Mann versuchte, die Tiefgarage eines Hotels in München-Ludwigsvorstadt zu verlassen. Angeblich blieb er die halbe Nacht im Tor eingeklemmt. So ein Szenario ist natürlich ein gefundenes Fressen für ein Boulevardblatt, aber ist ein solcher Unfall überhaupt möglich? Um das beurteilen zu können, müssen wir uns zunächst einmal die verschiedenen Typen von Garagentoren genauer anschauen.
Die am häufigsten vorkommenden Garagentortypen sind das Schwingtor, das Sektionaltor und das Rolltor. Der Klassiker ist sicher das Schwingtor, das über einen Griff im unteren Bereich des Torblattes geöffnet wird. Steht man vor der Garage, muss man sich also ein wenig bücken, um die Unterkante des meist aus Stahlblech bestehenden Torblatts nach vorne zu ziehen.
Funktionsweise des Schwingtors
Durch diese Bewegung schwingt der obere Teil des Tors zugleich nach hinten, sodass er unter die Garagendecke gelangt. Drückt man nun gegen die Unterkante des Torblatts, lässt sich dieses komplett unter die Decke schieben. Natürlich gibt es heute auch Schwingtore, die vollautomatisch funktionieren und per Fernbedienung gesteuert werden – zum Beispiel direkt aus dem Auto heraus. Ihre Funktionsweise unterscheidet sich aber grundsätzlich nicht von den manuellen Modellen. Es handelt sich um einen ausgefeilten Mechanismus aus Hebelarmen und Federelementen, den man einfach sehen muss, um ihn zu verstehen. Gut veranschaulicht wird das Prinzip in diesem Video von Novoferm.
Sektionaltore in zwei Varianten

Sektionaltore werden beim Öffnen entweder unter die Decke oder an eine Seitenwand der Garage geschoben. Fotos: Hörmann
Das klassische Schwingtor hat einen Nachteil: Es ist beim Öffnen und Schließen relativ raumgreifend. Da der untere Teil des Torblatts nach außen schwingt, kann man direkt vor der Garage nichts abstellen – zum Beispiel auch kein weiteres Auto. Das kann zum Problem werden, wenn die Garage sehr nah an einer Straße liegt oder auf einem engen Grundstück. Wird das Tor von innen geöffnet, besteht zudem die Gefahr, dass dabei versehentlich Gegenstände beschädigt werden, die vor der Garage abgestellt wurden (z. B. Fahrräder).
Vermeiden lassen sich solche Probleme mit einem Sektionaltor (auch „Sectionaltor“ geschrieben). Bei diesem besteht das Torblatt nicht aus einem einzelnen Stahlblechteil, sondern aus mehreren Sektionen (lateinisch „sectio“ = Abschnitt), die durch bewegliche Gelenke aneinander gefügt sind. Das Torblatt ist durch diese Konstruktionsweise nicht steif, sondern lässt sich an den Randbereichen der Sektionen verbiegen. Aus diesem Grund kann man ein Deckensektionaltor senkrecht nach oben öffnen und dabei unter die Garagendecke schieben, ohne dass das Torblatt in den Außenbereich schwingt. Die Bewegung erfolgt innerhalb von Laufschienen, in die das Torblatt auf beiden Seiten eingefasst ist und die bis in den Deckenbereich hineinragen. Am Torblatt sind seitlich Laufrollen angebracht, mit deren Hilfe es innerhalb der Stahlschienen gleitet.
Eine Alternative zum Deckensektionaltor ist das Seitensektionaltor. Hier wird das Torblatt beim Öffnen nicht unter der Decke, sondern an einer der beiden Seitenwände der Garage „geparkt“. Dadurch bleibt die Decke frei, was weniger Einschränkungen bei der Montage von Deckenbeleuchtungen mit sich bringt. Dafür sind dann aber auf einer Wandseite die Abstellmöglichkeiten stark eingeschränkt. Seitensektionaltore haben zudem den Charme, dass man sie nur einen Spalt zu öffnen braucht, um beispielsweise ein Fahrrad hindurch zu schieben.
Platz sparen mit Rolltoren

Rolltore sorgen sowohl innerhalb als auch vor der Garage für ein Maximum an Platz. Grafik: Hörmann
Noch mehr Platz lässt sich mit einem Rolltor sparen. Das wird wie ein Deckensektionaltor senkrecht nach oben geöffnet, dabei aber auf eine Welle aufgewickelt, die direkt im Deckenbereich der Toröffnung angebracht ist (siehe Grafik). Die Funktionsweise ähnelt der eines Fensterrollladens. Dadurch nimmt das Tor auch im geöffneten Zustand nur sehr wenig Platz an der Garagendecke ein.
Rolltore findet man bisher vor allem in gewerblichen Bereichen und in Parkhäusern, aber es gibt auch Modelle für Privatgaragen. Das Türblatt besteht wie beim Sektionaltor aus Einzelteilen, die über Scharniere miteinander verbunden sind. Während beim Sektionaltor aber nur wenige, relativ breite Teile aneinandergefügt sind, bestehen Rolltore aus vielen schmalen, waagerecht angeordneten Lamellen. Logisch: Da sie aufgewickelt werden, müssen sie sich auch nahezu kreisförmig biegen lassen. Übrigens wird das Torblatt beim Rolltor auch als „Panzer“ bezeichnet, offenbar weil es optisch und vor allem in Sachen Beweglichkeit ein wenig an eine Panzerkette erinnert. Die Lamellen dieses Panzers bestehen entweder aus Kunststoff oder aus Metall.
Vom Panzer eingerollt?
An dieser Stelle kommen wir zurück zu unserem Garagentor-Unfall vom Anfang. Mit einem Schwing- oder einem Sektionaltor kann man sich natürlich ebenfalls wehtun, aber sicher nicht auf- oder einrollen. Folgerichtig war es ein Rolltor, in das der 29-jährige Mann aus München seinen Kopf und einen Arm eingeklemmt hatte. Wie es überhaupt zu dem Unfall kommen konnte, bleibt ein wenig nebulös, da der Mann zu alkoholisiert gewesen sein soll, um sich zu erinnern.
Und so konnte die Polizei, die den Mann schließlich befreite, letztlich nur Mutmaßungen anstellen. Offenbar wollte der Hotelgast die Tiefgarage zu Fuß durch das Rolltor verlassen. Dieses öffnet sich aber nur automatisch, wenn ein Auto die Ausfahrt passiert. Es handelte sich aber um ein Rolltor, dessen Oberkante nicht direkt an die Garagendecke anschließt, sodass der Mann vermutlich versuchte, einfach über das nächtliche Hindernis hinüberzuklettern. Das wurde ihm dann offenbar zum Verhängnis. Mitten in seiner Kletteraktion muss aus nicht näher bekannten Gründen die Automatik dann doch ausgelöst worden sein, sodass sich das Tor plötzlich mitsamt Mann aufzurollen begann. So oder ähnlich könnte es zumindest passiert sein, wobei manches noch rätselhaft bleibt. Aber vielleicht muss man ja auch nicht alle Details über so ein höchst unwahrscheinliches Szenario kennen, das einem zumindest in der heimischen Garage wohl niemals widerfahren wird.