RM Rudolf Müller
Aluminiumtür mit PU-Hartschaumfüllung

Aluminiumtür mit PU-Hartschaumfüllung: Bei diesem Modell besteht das Flügelprofil nicht aus Aluminium, sondern aus Carbon-verstärkter Glasfaser. Grafik: Hörmann

 
Bauelemente
03. April 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Woraus bestehen heutzutage Haustüren?

Die wohl berühmteste Haustür der Welt befindet sich in der Londoner Downing Street 10. Wer durch sie hindurch gelassen wird, betritt den Wohnsitz des jeweils aktuellen britischen Premierministers – seit über 100 Jahren ist das Tradition. Unzählige Regierungsoberhäupter aus aller Welt haben daher vor dieser schwarzen Holztür bereits im Blitzlichtgewitter der Fotografen gestanden. Skurril: Aus Sicherheitsgründen lässt sich die Tür nur von innen öffnen und hat kein Schlüsselloch auf der Außenseite. Weniger ungewöhnlich ist das Material: Holz ist eben der historische Klassiker für Haustüren. Allerdings überwiegen in Deutschland bei Neubauten mittlerweile ganz andere Materialien.

Nach Angaben des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie waren von den 2013 in Deutschland verkauften rund 1,352 Millionen Außentüren nur noch 25,4 Prozent aus Holz. Auf jeweils 32,6 Prozent Marktanteil kommen dagegen Aluminium und Kunststoff, die damit gleichauf die beliebtesten Haustürmaterialien der Deutschen sind. Sonstige Materialen kommen zusammengerechnet auf einen Anteil von 9,4 Prozent.

Klassiker Holz

Downing Street

Weltberühmte schwarze Holzhaustür: Hinter ihr verbirgt sich der Wohnsitz des britischen Premierministers. Foto: www.openhouselondon.org.uk

Die Außentür wird oft als Visitenkarte des Hauses bezeichnet. Auch da, wo die Architektur von Wohngebäuden relativ gleichförmig daherkommt, lässt sich mit einer besonderen Haustür noch viel Individualität in Szene setzen. Dabei sagt die Hochwertigkeit der Tür natürlich auch etwas über den Geldbeutel der Hausbewohner aus. Andererseits wird niemand eine Haustür allein wegen der Optik aussuchen. Kriterien wie das Dämmverhalten und die Einbruchsicherheit spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Kaufentscheidung.

Mit einer stabilen Holztür lässt sich in Sachen Dämmung und Sicherheit eigentlich nicht viel falsch machen. Holz bietet einen guten Schallschutz und ist bei der Wärmedämmung insbesondere den metallischen Materialien überlegen. Außerdem sieht es einfach gut aus. Für Menschen mit besonderen Sicherheitsansprüchen gibt es auch Holztüren mit integriertem Stahlkern. Zudem werden Modelle mit Dämmstoff-Füllung angeboten. Das Material ist außerdem bei der Altbausanierung unersetzlich, wenn es darum geht, historische Türen detailgetreu nachzubauen.

Allerdings hat Holz den Nachteil, dass es relativ pflegeintensiv ist. Im unbehandelten Zustand ist es nun mal nicht besonders witterungsbeständig und muss daher zum Schutz gegen Niederschläge und UV-Strahlung regelmäßig neu gestrichen werden. Wer das vermeiden möchte, für den sind Holz-Alu-Türen eine interessante Alternative. Bei diesen ist das Türblatt im Außenbereich mit einer witterungsresistenten Aluminiumschicht verkleidet.

Kunststoff: Alternative für Preisbewusste

Dass heute knapp zwei Drittel aller in Deutschland verkauften Haustüren aus Kunststoff bestehen, hängt natürlich auch mit dem Preis zusammen. Das in der Regel verwendete Polyvinylchlorid (PVC) ist einfach deutlich günstiger in der Herstellung als Holz oder Metall. Was jedoch nicht bedeutet, dass es nicht auch teure Kunststofftüren gäbe. Qualität und Preis einer Haustür hängen eben nicht nur von den verwendeten Grundmaterialien ab, sondern auch von weiteren Eigenschaften wie etwa Bedienkomfort, Sicherheitsstandards der Beschläge und Schlösser oder Dämmstofffüllungen. Eine PVC-Tür besteht auch keinesfalls aus massivem Kunststoff, vielmehr handelt es sich um Hohlkammerprofile, die in der Regel mit Metalleinlagen ausgesteift werden.

Optisch hat Kunststoff sicher keine so edle Anmutung wie Holz, doch dafür punktet das Material mit anderen Vorteilen. Es ist langlebig, wasserabweisend und weitgehend wartungsfrei. Die Profile dämmen zwar etwas schlechter als Holz, aber weitaus besser als Aluminium oder sonstige Metalle. Bereits die in den Kammern eingeschlossene Luft sorgt für einen relativ guten Wärmeschutz, für höhere Anforderungen gibt es aber auch Kunststofftüren mit integriertem Hartschaumdämmstoff.

Völlig witterungsresistent ist Kunststoff aber nicht. Farbiges PVC kann mit der Zeit durch Sonneneinstrahlung verblassen, weiße Oberflächen dagegen vergilben. Verfärbungen drohen ferner, wenn man Feinstaubablagerungen nicht regelmäßig abwischt. Der Schmutz kann sich dann bei Hitzeeinwirkung regelrecht in den Kunststoff einbrennen. Neben solchen optischen Mängeln führen starke Temperaturschwankungen aber auch dazu, dass sich Kunststofftüren verziehen. Um dies zu verhindern, werden sie meist mit einem umlaufenden Stahlkern verstärkt.

Aluminium und Stahl

Das Leichtmetall Aluminium ist heute eines der beliebtesten Materialien für Haustüren. Im Vergleich zu Kunststoff gilt es als hochwertiger und optisch ansprechender und bietet wegen seiner hohen Stabilität und Formbeständigkeit grundsätzlich auch einen besseren Einbruchschutz. Wie oben bereits erwähnt, hängt die Sicherheit einer Haustür aber natürlich auch wesentlich von den verwendeten Schlössern und Beschlägen ab. Aluminium ist zudem besonders pflegeleicht, wasserabweisend und korrosionsfrei, muss nicht nachgestrichen werden (wie Holz) und ist (anders als Kunststoff) auch resistent gegen UV-Strahlen.
Spricht also einfach alles für Aluminium? Nicht ganz: Das Metall hat nämlich ziemlich schlechte Dämmeigenschaften. Damit Alutüren dennoch einen hohen Schall- und Wärmeschutz bieten können, haben die Hersteller Bauelemente mit Mehrkammerprofilen entwickelt, die thermisch voneinander getrennt sind. Um die Türen auf moderne Wärmeschutzanforderungen zu trimmen, enthalten sie zudem meist zusätzliche Dämmstofffüllungen.

Da Aluminium relativ teuer ist, hat die Industrie in den letzten Jahren zunehmend auch Stahl-Haustüren auf den Markt gebracht, die in der Herstellung günstiger sind. Sie bieten alle Vorteile einer metallischen Oberfläche, gelten als besonders stabil und einbruchsicher und sind damit eine preiswerte Alternative sowohl zu Aluminium als auch zu Holz.

Trend zum Materialmix

Moderne Haustüren aus Stahl

Gutes Preis-Leistungsverhältnis: Moderne Haustüren aus Stahl schützen mit stabilen Türblättern vor Einbrechern und erreichen dank Hartschaum-Füllung auch gute Wärmedämmwerte. Foto: Hörmann

Ob Holz, Aluminium oder Stahl: Wie wir oben bereits gesehen haben, bestehen die meisten Haustüren gar nicht vollständig aus einem einzigen Material, sondern enthalten zur Verbesserung von Dämm- und Sicherheitseigenschaften zusätzliche Füllungen oder Einlagen aus anderen Stoffen. Und auch aus optischen Gründen werden Türblätter häufig mit weiteren Materialien “verziert“. Insbesondere die beliebten Verglasungen sind hier zu nennen.

Neben “Zusätzen“, die nur dazu dienen, Eigenschaften einer Tür in den Bereichen zu verbessern, in denen das Hauptmaterial Schwächen hat, gibt es aber auch zunehmend Haustüren, die aus mehreren gleichrangigen Materialien bestehen. Mit der Holz-Alu-Tür haben wir dazu bereits ein Beispiel genannt. Ein brandaktuelles Beispiel ist die Kombination von Aluminium mit Carbon-verstärktem Glasfasermaterial, die der Hersteller Hörmann für seine neusten Haustürenmodelle verwendet. Hauptziel dabei ist die Gewichtsreduzierung. Indem die Türflügelprofile nicht aus Aluminium, sondern aus mit Carbon verstärkter Glasfaser bestehen (siehe Grafik), lassen sich besonders dicke, einbruchsichere Türblätter produzieren, die trotzdem nicht schwerer sind als herkömmliche Türen. Das Türblatt selbst ist nach wie vor mit Aluminium verkleidet. Praktischer Nebeneffekt: Eine dicke Tür erlaubt auch hohe Dämmstoffdicken. Die neue Hörmann-Haustür erreicht deshalb einen U-Wert von bis zu 0,47 W/m²K und übertrifft damit die Anforderungen an Haustüren für Passivhäuser (0,8 W/m²K) fast um das Doppelte.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

Im Trend: Schiebetüren für den Innenbereich

In Wohnhäusern wurden Schiebetüren lange Zeit fast nur an der Grenze zum Außenbereich eingesetzt – insbesondere für Wandöffnungen, die zur...

mehr »
 

Innentüren: Holzoptik heißt nicht immer Holzoberfläche

Das klassische Material für Innentüren in Wohngebäuden ist Holz. Es gibt zwar auch Ganzglastüren, doch die sind eher die Ausnahme. Und Metalltüren findet man im häuslichen Bereich normalerweise nur da, wo besondere Anforderungen bestehen, etwa an den Brand- oder Schallschutz. Doch Holztür ist nicht gleich Holztür. Zumindest bei den Oberflächen ...

mehr »
 

Terrassen und Balkone: Drainagematten zur Bodenentwässerung

Damit sich unter den Belägen auf Terrassen oder Balkonen kein Wasser stauen kann, gibt es so genannte Flächendrainagen. Dafür kommen heute in der Regel vollflächige Drainagematten zum Einsatz. ...

mehr »
Nach oben
nach oben