RM Rudolf Müller
Innentür mit CPL-Oberfläche

Diese Innentür sieht nur auf den ersten Blick wie Echtholz aus, hat aber eine CPL-Oberfläche. Foto: Grauthoff

 
Bauelemente
22. Januar 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Innentüren: Holzoptik heißt nicht immer Holzoberfläche

Das klassische Material für Innentüren in Wohngebäuden ist Holz. Es gibt zwar auch Ganzglastüren, doch die sind eher die Ausnahme. Und Metalltüren findet man im häuslichen Bereich normalerweise nur da, wo besondere Anforderungen bestehen, etwa an den Brand- oder Schallschutz. Doch Holztür ist nicht gleich Holztür. Zumindest bei den Oberflächen gibt es gewaltige Unterschiede, und oft ist das, was wir sehen, gar kein echtes Holz, sondern Laminat oder Dekorfolie.

Ohnehin bestehen Holz-Innentüren meistens nicht durch und durch aus massivem Echtholz, sondern aus einer weniger wertvollen Füllung und einer Sichtoberfläche. Bei der Füllung gibt es verschiedene Qualitätsniveaus, je nachdem wie widerstandsfähig die Tür sein soll beziehungsweise wie viel Geld der Käufer ausgeben möchte. Das Spektrum reicht von der wabenförmigen Hohlzelleneinlage aus Pappe über Spanplatten mit röhrenförmigen Hohlräumen bis hin zu stabilen Vollspannplatten. Hinzu kommen Spezialfüllungen – zum Beispiel aus Mineralwolle – für Türen, an die besondere Anforderungen in den Bereichen Wärme-, Schall- oder Brandschutz gestellt werden.

Weißlack und Furnier

Furnieroberfläche bei einer Innentür

Eine Furnieroberfläche besteht aus hauchdünnen Echtholzblättern. Foto: IFN

Während man Massivholztüren oft mit Klarlack beschichtet, damit die natürliche Anmutung des Holzes sichtbar bleibt, werden die einfacheren Türen mit Füllung eher mit farbigem Lack gestrichen. Absoluter Klassiker im Innenbereich ist hier natürlich der Weißlack, aber es gibt auch ein großes Angebot alternativer Farbtöne.

Lack ist vermutlich die am meisten verbreitete Methode, eine Holz-Innentür zu beschichten – und eine der eher günstigen. Eine besonders hochwertige Oberfläche ist dagegen Furnier. Dabei handelt es sich um hauchdünne, 0,3 bis 6 Millimeter dicke Blätter aus echtem Holz – meist Ahorn, Buche, Eiche, Esche oder Nussbaum. Verwendet werden dafür relativ edle Hölzer, die man dann auf weniger wertvolle Produkte wie Span-, MDF- oder Sperrholzplatten aufleimt. Die Blätter werden direkt aus Bäumen herausgeschält, daher ist jedes Furnier ein Unikat mit individueller Maserung und Optik.

Laminatbeschichtungen

Im Bodenbereich kennt man den Unterschied zwischen echtem Holzparkett und künstlichem Laminat. Und auch bei Innentüren kommen neben Massivholz und Furnier dekorative Schichtpressstoffe wie HPL (High Pressure Laminate) oder CPL (Continuous Pressure Laminate) zum Einsatz. Beide Laminatsorten unterscheiden sich in ihren Eigenschaften nur geringfügig. Der Hauptunterschied ist eigentlich, dass HPL nur als Plattenware produziert wird, während CPL in einem Endlosverfahren hergestellt und vorzugsweise als Rollenware auf den Markt kommt. CPL ist daher meist dünner als HPL. Innentüren werden besonders häufig mit CPL beschichtet. Wie alle Laminatoberflächen besteht dieses Material aus mehreren Papierbahnen, die mit einem Kunstharz getränkt und durch Hitze und Druck unlösbar miteinander verpresst wurden.

Auch wenn CPL-Oberflächen als weniger edel gelten, so sind sie dennoch widerstandsfähiger als Echtholz-Furnier. Sie sind erstaunlich kratz-, stoß- und abriebfest, farb- und lichtecht, schmutzunempfindlich, pflegeleicht und beständig gegen haushaltsübliche Reinigungsmittel. Manche Hersteller werben sogar damit, dass ihr CPL selbst bei direktem Kontakt mit Zigarettenglut keinerlei Schaden oder optische Beeinträchtigung davontragen würde.
Wie man es vom Bodenbereich kennt, gibt es auch Türlaminate in unterschiedlichsten Designs. Besonders beliebt sind natürlich Holzimitate, wobei hier in den letzten Jahren eine Weiterentwicklung hin zum „Authentic Touch“ zu beobachten ist. Das bedeutet: Die Oberflächen sehen nicht nur aus wie echtes Holz, sie fühlen sich auch so an.

Dekorfolien

Eine weitere Beschichtungsart für Holz-Innentüren wird von den Herstellern oft als „Dekor“ bezeichnet. Der Begriff ist allerdings ziemlich irreführend, weil wenig trennscharf. Dekor bedeutet schließlich „Verzierung“ oder „Muster“. Aber das Wort lässt keine Rückschlüsse auf das verwendete Material zu. Auch eine CPL-Oberfläche (und selbst ein Furnier) hat schließlich ein Dekor. Zum Glück lässt sich diese Begriffsverwirrung leicht auflösen, wenn man von „Dekorfolien“ anstatt von „Dekor“ spricht. Denn genau darum handelt es sich bei dieser Beschichtungsform: um Kunststofffolien, die mit Fotomotiven aller Art bedruckt und dann mit der Tür verklebt werden. Sie sind eine preiswerte Alternative zu Laminatoberflächen.

Standardmäßig werden die Folien in Holzoptik oder in Uni-Farben angeboten, der Kunde kann sich aber auch sein individuelles Wunschmotiv drucken lassen. Die Folien werden meist noch mit einem Decklack versiegelt und sind daher pflegeleicht und beständig gegen Reinigungsmittel. Eins sollte man vor dem Kauf allerdings wissen: „Dekor“ ist bei weitem nicht so widerstandsfähig wie CPL oder HPL.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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