RM Rudolf Müller
Schiebetürbeschlag mit Holzverkleidung

Schiebetürbeschlag mit Holzverkleidung – optisch abgestimmt auf die Zarge. Fotos: Jeld-Wen Bilddatenbank

Bauelemente
10. April 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Im Trend: Schiebetüren für den Innenbereich

In Wohnhäusern wurden Schiebetüren lange Zeit fast nur an der Grenze zum Außenbereich eingesetzt – insbesondere für Wandöffnungen, die zur Terrasse oder in den Garten führen. Aber in den letzten Jahren werden sie auch innerhalb des Gebäudes immer beliebter. Viele Hausbesitzer entscheiden sich heute für Schiebetürsysteme als Alternative zu herkömmlichen Innentüren. Die neuen Modelle sind nicht nur praktisch, sondern überzeugen auch durch ihr attraktives Design.

Nach einer aktuellen Studie des Wiener Marktforschungsinstituts Interconnection wird der Markt für Innentüren in Westeuropa 2014 mengenmäßig um 1,7 % und wertmäßig um 2 % wachsen. Zugleich machten die Forscher einen zunehmenden Trend hin zu Schiebetüren aus. Zwar hätten herkömmliche Schwenktüren nach wie vor einen dominierenden Marktanteil von rund 90 %, aber Schiebetüren würden in letzter Zeit stark zulegen.
Die Frage, ob dieser Trend auch speziell für Deutschland gilt, bejaht man bei der B+L Marktdaten GmbH. „Seit 2009 steigt der Markt für Schiebetüren in Deutschland“, bekräftigt Elena Mecalova, Mitarbeiterin des Bonner Marktforschungsunternehmens. „Das gilt nicht nur für Ganzglastüren, sondern zum Teil auch für Holzinnentüren. Der steigende Anteil an Premium-Wohnungen in den Großstädten und der Trend zum kubischen Bauhausstil lässt auch den Anteil der Terrassenschiebetüren stetig steigen.“ Nach der aktuellen Studie „B+L Outlook Türen Deutschland 2016“ soll dieser Trend mindestens noch bis 2015 anhalten.

 

Mehr als eine Notlösung

Ganzglasschiebetür

Sichtbare Metall-Laufschiene für eine moderne Ganzglas-Schiebetür. Foto: Jeld-Wen Bilddatenbank

Früher hat man Schiebetüren oft nur aus praktischen Gründen eingebaut. Sie haben nun mal den Vorteil, dass man sie öffnen kann, ohne dass der Türflügel Platz im Innenraum beansprucht. Das ist für Hausbesitzer gerade auch bei Türen, die nach draußen führen, ein wichtiger Aspekt. Denn zumindest im Sommer möchte man die Terrassentür auch mal gerne für längere Zeit geöffnet lassen, aber zugleich soll kein Türflügel die Bewegungsfreiheit im Hausinneren einschränken. Für den praktischen Vorteil nimmt man dann in Kauf, dass das Öffnen vieler Außenwand-Schiebetüren auch heute noch relativ umständlich und kraftaufwändig ist.

Schiebetüren für Innenräume ließen sich dagegen schon immer relativ leicht bedienen, was natürlich damit zusammenhängt, dass sie nicht so schwer sind und nicht so dicht und sicher abschließen müssen. Dafür galten sie aber früher nicht als besonders schick und kamen oft nur als Notlösung in engen Gebäudebereichen zum Einsatz. Also da wo Standardtüren zuviel Platz beanspruchen – zum Beispiel im Bereich der klassischen Kochnische. Natürlich gab es auch früher schon qualitativ hochwertige und optisch ansprechende Schiebetüren, etwa als zweiflügelige Elemente zwischen Ess- und Wohnzimmer. Aber alles in allem handelte es sich doch um einen ziemlich kleinen Nischenmarkt.

Dass dieser Nischenmarkt in den letzten Jahren wächst, hängt nun vor allem damit zusammen, dass Schiebetüren mittlerweile auch Bereiche erobern, in denen sie aus rein praktischen Gründen eigentlich gar nicht notwendig sind. Immer häufiger wählen Hausbesitzer nämlich Schiebetüren als Alternative zur klassischen Drehtür. Auch dann, wenn es gar keine Platzprobleme gibt. Offenbar einfach, weil sie die Türmodelle schön finden. Möglich wurde das durch eine neue Generation von Design-Schiebetüren aus edlem Holz oder Glas. Diese verfügen meist über hochwertige Metallschienen, die mit einem komfortablen und leichtläufigen Schiebemechanismus überzeugen. Natürlich spart man mit diesen Türen nach wie vor Platz, aber das ist oft nur noch ein Nebenaspekt für die Käufer.

Verschiedene Gleitschienensysteme

Schiebetüren

Schiebetüren sind oben fest mit einem Laufwagen verbunden, dessen Rollen das Verschieben innerhalb der Schiene ermöglichen. Grafik: Hettich

Schiebetüren für den Innenbereich gibt es heute in zahlreichen Varianten. So können die Käufer zwischen ein-, zwei-, drei- oder sogar vierflügeligen Türen wählen. Auch automatische Modelle mit elektrischem Antrieb findet man heute nicht nur in öffentlichen Bereichen, sondern zumindest vereinzelt auch in Wohnhäusern.

Die meisten Schiebetüren lassen sich seitlich hin- und herschieben und bewegen sich dabei auf Laufschienen, die in der Regel aus Metall sind. Bei Innentüren werden diese Schiebetürbeschläge meist nur oberhalb des Türflügels angebracht. Die Laufschiene trägt dann also alleine das relativ geringe Gewicht der Tür. Diese ist oben fest mit einem so genannten Laufwagen verbunden, dessen Rollen das Verschieben innerhalb der Schiene ermöglichen (siehe Grafik). Zusätzliche Führungsschienen am Boden sind möglich, um Pendelbewegungen auszuschließen, sie sind in diesem Anwendungsbereich aber eher die Ausnahme. Schwere Terrassen-Schiebetüren werden dagegen normalerweise sowohl oben als auch unten von Laufschienen aufgenommen.

Bei der Montage der Schienen unterscheidet man grundsätzlich drei Varianten. Da sind zum einen Schiebetürbeschläge, die sichtbar an der Wand montiert werden. Sie bieten sich insbesondere dann an, wenn die Wandöffnung nicht mit einer Türzarge ausgekleidet ist. Deutlich aufwändiger ist die Integration einer Schiebetür in eine vorhandene Türzarge. Das funktioniert nur, wenn im Bereich der Türöffnung eine zweischalige (Trockenbau-)Wand mit Hohlraum vorliegt. Die Laufschiene verläuft dann nicht nur innerhalb der Zarge, sondern setzt sich seitlich davon im Hohlraum der Wand fort. Öffnet man die Tür, verschwindet diese also in der Wand.

Bei der dritten Variante schließlich wird die Schiene zwar vor der Wand montiert, aber innerhalb einer Verkleidung. Diese wird meist am oberen Teil der Türzarge befestigt und läuft dann auf einer Seite über diese hinaus (siehe Foto). Meist ist die Verkleidung farblich auf die vorhandene Zarge abgestimmt.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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