RM Rudolf Müller
Warema Markise

Die Tuchbespannung einer Markise sorgt für ein schattiges Plätzchen. Foto: Warema

Bauelemente
12. Juni 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Fenster: Außen und innen liegende Sonnenschutzsysteme

Nicht nur Dämmstoffe für die Gebäudehülle, sondern auch Sonnenschutzsysteme im Fensterbereich leisten einen Beitrag zur Energieeinsparung. Im Winter verstärken sie die Wärmedämmung und im Sommer mindern sie die Aufheizung der Innenräume durch Sonneneinstrahlung. Dadurch lassen sich Kosten für Kühlungssysteme einsparen – was insbesondere im Bürobereich von Bedeutung ist. Das heutige Angebot an Sonnenschutzvorrichtungen ist vielfältig und reicht von Rollläden und Jalousien über Markisen und Raffstores bis hin zu Rollos und Faltstores. Ein kurzer Überblick.

Grundsätzlich zu unterscheiden sind außen liegende und innen liegende Sonnenschutzsysteme. Zu den Produkten, die von außen an das Fenster angebracht werden, gehören insbesondere Rollladen, Außenjalousien und Markisen. Im Innenbereich ist die Vielfalt noch größer. Neben Rollos, Faltstores und Innenjalousien übernehmen beispielsweise auch Vorhänge Funktionen im Bereich des Sonnenschutzes und der Wärmedämmung. Allerdings werden Vorhänge ebenso wie Gardinen meist eher als Stilmittel zur Fensterdekoration betrachtet.

Fensterläden und Rollläden

In Sachen sommerlicher Hitzeschutz sind außen liegende Beschattungssysteme besonders wirkungsvoll. Nach Angaben des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF) verringern Rollläden und Außenjalousien den solaren Wärmeeintrag um bis zu 75%. Mit innen liegenden Systemen sind nur maximal 20% möglich, weil die Sonnenstrahlen hier ohne Hindernisse auf die Fensterscheibe treffen und diese aufheizen.

Zu den historisch ältesten Sonnenschutzvorrichtungen zählt der Fensterladen aus Holz, der als ein- oder zweiflügelige Klappe den Verschluss der Fensteröffnung von außen ermöglicht. In früheren Zeiten, als es noch kein Fensterglas gab, waren solche Fensterläden unverzichtbar, um den Innenraum nicht nur vor Hitze, sondern auch vor Wind und Regen zu schützen und um Einbrecher zumindest eine Zeitlang aufzuhalten. Heute werden Fensterläden zwar nach wie vor produziert, moderne Varianten häufig aus Aluminium, aber eine große Rolle spielen sie im Neubau nicht mehr. Zumindest in unseren Breitengraden wurde der Fensterladen weitgehend vom Rollladen abgelöst, der ebenfalls Sonnen, Wärme-, Schall- und Einbruchschutz in einem Produkt bietet.

Der sichtbare Behang eines Rollladens – der so genannte Rollpanzer – besteht aus gelenkig miteinander verbundenen Lamellen, die früher aus Holz, aber heute meist aus Metall oder Kunststoff bestehen. Vielfach kommt Aluminium als besonders witterungsbeständiges Material zum Einsatz. Zu Zwecken der Wärmedämmung wird es oft noch mit Polyurethan ausgeschäumt. Der Rollpanzer ist über seitliche Laufschienen nach oben und unten frei beweglich, beim Hochziehen wird er auf einer Welle aufgerollt, die sich im Rollladenkasten oberhalb des Fensters befindet.

Außenjalousien und Markisen

Wie Rollläden bestehen auch Außenjalousien aus Aluminium-, Kunststoff- oder Holzlamellen und werden über seitliche Schienen geführt. Die einzelnen Lamellen sind allerdings weniger massiv und lassen sich dafür auch im geschlossenen Zustand noch bewegen. Jalousien werden auch nicht auf eine Welle aufgewickelt, sondern einfach nach oben zusammengerafft. Auf einen Außenkasten kann daher verzichtet werden. Ein Vorteil gegenüber Rollläden ist ferner, dass man durch Veränderung des Lamellenwinkels den Lichteinfall individuell dosieren kann. Ein heruntergelassener Rollladen führt dagegen immer zur kompletten Verdunkelung, weil die Lamellen des Rollpanzers dann unbeweglich sind.

Dafür sind Außenjalousien im Vergleich zu Rollläden aber auch weniger stabil. Sie bieten keinen Einbruchsschutz, sind deutlich schadensanfälliger bei starkem Wind und tragen weniger zur Wärmedämmung bei. Wobei für den Außenbereich in der Regel schon etwas stabilere Jalousien als für Innenräume verwendet werden. Ab einer Lamellenbreite von mehr als 50 mm werden sie als Raffstores bezeichnet.

Zu den außen liegenden Sonnenschutzsystemen gehören ferner die Markisen. Es gibt sie in unterschiedlichsten Formen und Varianten, und die Verschattung von Fensterbereichen ist für diese Produkte auch nur ein Einsatzbereich unter vielen. Auch freistehende Sonnensegel sind Markisen. Eins haben alle Markisen gemeinsam: Der Sonnenschutz erfolgt durch ein Tuch, das über ein Gestell gespannt ist. Der Tuchbehang ist oft aufroll- oder faltbar, manchmal (wie beim Sonnensegel) aber auch feststehend.

Innensysteme

Sonnenschutz für außen und innen: Klassischer Rollladen, vertikale Jalousie und moderne Plisseevorhänge. Fotos: Beck+Heun (l.), Warema (m.), Plissee-Experte.de (r.)

Sonnenschutz für außen und innen: Klassischer Rollladen, vertikale Jalousie und moderne Plisseevorhänge. Fotos: Beck+Heun (l.), Warema (m.), Plissee-Experte.de (r.)

Die Jalousie wird, wie wir oben gesehen haben, auch im Außenbereich eingesetzt, noch viel häufiger kommt sie aber als innen liegendes Sonnenschutzsystem zum Einsatz. Eine Innenjalousie unterscheidet sich in Aufbau und Funktionsweise im Prinzip nicht von einer Außenjalousie – wenn man mal davon absieht, dass im Außenbereich eher die robustere Variante des Raffstores verwendet wird. Eine spezielle Variante für den Innenbereich sind so genannte Vertikaljalousien, bei denen die Lamellen vertikal angeordnet sind und zum Öffnen seitlich gerafft werden (siehe Foto).

Ein Klassiker für den Innenbereich, der allerdings in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen zu sein scheint, ist natürlich auch das Rollo. Dieser aufrollbare Behang aus Textilgewebe oder Folie wird heutzutage immer häufiger durch so genannte Faltstores ersetzt, die auch unter dem Namen Plissees bekannt sind. Sie bestehen wie Rollos aus einem Stoffbehang, der aber nicht auf eine Welle aufgewickelt wird. Stattdessen ist das Material vorgefaltet (plissiert) und kann daher wie eine Ziehharmonika zusammengezogen werden.

Die zunehmende Beliebtheit von Faltstores/Plissees hängt nicht zuletzt mit der Vielseitigkeit der Produkte zusammen. Sie sind sowohl in transparenter als auch in lichtdichter Ausführung und zudem in zahlreichen geometrischen Formen erhältlich – vom Rechteck über Trapeze bis hin zu Dreiecken und Kreisen. Die spezielle Konstruktion der Faltstores erlaubt es zudem, den Behang sehr flexibel an unterschiedlichen Fensterbereichen zu montieren. Daher ist es möglich, auch nur Teilflächen des Fensters zu verschatten (siehe Foto).



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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