RM Rudolf Müller
Hammerbohren

Hammerbohren in Beton.
Foto: Media Service Online Unternehmensgruppe fischer

 
Befestigung
19. August 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Bohrverfahren: So kommen die Löcher in die Wand

Bevor ein Dübel in einer Wand verankert werden kann, muss ein Loch gebohrt werden. Was so einfach klingt, ist bei genauerem Hinschauen mal wieder eine kleine Wissenschaft für sich. Denn je nachdem, wie der Verankerungsgrund beschaffen ist, muss ein unterschiedliches Bohrverfahren angewendet werden. Für Dübellöcher sind die häufigsten Verfahren das Schlag- und Hammerbohren sowie das Drehbohren. Eine kurze Übersicht.

Die Tragfestigkeit einer Dübelverbindung hängt einerseits von der Art des eingesetzten Befestigungsmittels ab. Ein einfacher Kunststoffdübel ist diesbezüglich natürlich weniger leistungsfähig als ein schwerer Metallbolzen oder eine eingemörtelte Ankerstange. Andererseits spielt aber auch der Verankerungsgrund – also das Wandmaterial – eine wichtige Rolle. Je druckfester ein Baustoff ist, umso höhere Lasten kann man an ihm grundsätzlich über Dübelverbindungen befestigen.

Wandbaustoffe und Bohrvarianten

Die höchste Tragfähigkeit erreicht man – unabhängig vom Dübel – mit Wänden aus Beton. Der Kunststein aus Zement und Gesteinskörnungen ist in der Regel belastbarer als andere mineralische Baustoffe – abgesehen vielleicht von hartem Naturstein. Normales Mauerwerk, das aus Steinen und Mörtel besteht, ist dagegen deutlich weniger belastbar. Wobei es große Unterschiede gibt: Schließlich reicht das Spektrum von ziemlich druckfesten Ziegelklinkern und Kalksandsteinen bis hin zu Porenbeton oder Leichtbeton (mit Leichtzuschlägen wie Bims und Blähton).

Bei Mauerwerk ist zudem nicht nur das Material, sondern auch der Aufbau der Steine entscheidend. Vollbausteine mit dichtem Gefüge sind ein stabilerer Ankergrund für Dübel als Lochbausteine. Zudem hängt die Tragfähigkeit auch mit der Dicke der Wand zusammen. Platten aus Gipskarton, Sperrholz, Spanholz oder Faserholz, wie sie für Trockenbauwände verwendet werden, können natürlich nicht so hohe Lasten tragen wie massive Wände. Einerseits wegen der vergleichsweise geringen Druckfähigkeit dieser Materialien und andererseits wegen der dünnwandigen Konstruktionen im Trockenbau.
Das Material, aus dem eine Wand besteht, beeinflusst also auch maßgeblich die Auswahl des Dübels. Ein und dieselbe Last wird man in Beton vielleicht nur mit einem Kunststoffdübel befestigen, während man sich bei einem Ziegellochstein für einen chemischen Verbundanker entscheiden könnte. Doch das Wandmaterial beeinflusst nicht nur die Dübelauswahl, sondern auch das Bohrverfahren. Die drei wichtigsten Varianten für die Dübelbefestigung sind das Hammerbohren, das Schlagbohren und das Drehbohren.

Schlagbohrer

Schlagbohrmaschine

Typische Schlagbohrmaschinen für Heimwerker.
Foto: Bosch

Schlagbohrer sind das typische Werkzeug für Heimwerker. In Mauerwerk aus Vollbaustoffen mit mittlerer Festigkeit – wie zum Beispiel Kalksandstein oder Vollziegel – leisten sie gute Dienste, um Löcher für Dübel zu erstellen. Auch in Beton von eher geringer Festigkeit werden diese Bohrer manchmal noch eingesetzt. Wenn die Maschine arbeitet, dreht sich der Bohraufsatz und zugleich werden Schlagbewegungen gegen den Grund des Bohrloches ausgeführt. Die Frequenz der Schläge ist zwar relativ hoch, die Energie pro Schlag aber eher gering. Um das Bohrergebnis zu optimieren, muss der Anwender die Maschine relativ fest gegen den Bohrgrund drücken.

Hammerbohrer

In festerem Beton versagen Schlagbohrer allerdings schnell. Dann benötigt man „schwereres Gerät“. Bei einem Hammerbohrer – auch Bohrhammer genannt – führt der Bohraufsatz ebenfalls gleichzeitig drehende und schlagende Bewegungen aus. Allerdings sind die einzelnen Schläge hier deutlich kräftiger, was den Einsatz in Beton erlaubt und auch generell ein schnelleres Arbeiten ermöglicht. Das Bohren in Beton erfordert zudem auch weniger Krafteinsatz als beim Schlagbohrer. Man benötigt nur wenig Anpressdruck, und doch frisst sich der Bohrer butterweich durch die Wand.

Genau betrachtet führt ein Hammerbohrer zwar weniger Schläge pro Zeiteinheit aus, diese haben dafür aber eine deutlich höhere Schlagenergie als bei Schlagbohrern. Übrigens lassen sich Hammerbohrer auch gut in Mauerwerksteinen aus Leichtbeton verwenden. Diese verfügen trotz ihrer Leichtzuschläge über ein dichtes Gefüge. Nicht geeignet sind die Maschinen dagegen für Porenbeton. Den sollte man allerdings auch nicht mit dem Schlagbohrer bearbeiten.

Drehbohrer

Will man ein Dübelloch in Porenbeton herstellen, so muss man das vielmehr auf die sanfte Tour angehen: durch einfaches Drehbohren. Sonst droht die Gefahr, dass das Loch zu groß wird. Beim Drehbohren rotiert der Bohraufsatz lediglich, aber es gibt keinerlei Schlag- oder Hammerwirkung. Stattdessen wird das Bohrloch einzig durch die spiralförmige Schneide des Bohrers aus dem Verankerungsgrund herausgeschnitten.

Sehr nützlich ist das Drehbohren auch bei jeder Form von Lochbausteinen. Deren Stege können leicht zerbrechen, wenn Schlag- oder Hammerbohrer zum Einsatz kommen. Und auch bei Gipskarton- und Gipsfaserplatten ist Drehbohren angesagt. Dafür benötigt man übrigens kein extra Gerät. Schlagbohrmaschinen, aber auch Bohrhämmer verfügen in der Regel über eine gesonderte Funktionseinstellung, in der das Gerät ausschließlich dreht.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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