
Eine im 90-Grad-Winkel aufgezogene Zahnung hinterlässt deutlich mehr Hohlräume. Foto: Sopro
Buttering-Floating-Verfahren: Vollsatt gut gebettet
Im Zeitalter von großformatigen Fliesen und Platten mit Formaten bis 3,20 x 1,60 Meter und Dicken von teilweise nur drei Millimetern ist die nahezu hohlraumfreie Verlegung von keramischen Belägen ein wichtiges und daher ständiges Thema. In der Praxis stellen sich dabei insbesondere folgende Fragen: Ab welchem Format muss das Buttering-Floating-Verfahren angewendet werden? Und was bedeutet eigentlich eine „nahezu hohlraumfreie Verlegung“?
Unabhängig vom Fliesenformat sollen hoch beanspruchte Beläge und Außenflächen immer in dieser Verlegeweise – auch als „kombiniertes Verfahren“ bekannt –hergestellt werden. Zu beobachten ist aber, dass die konkrete Anwendung des Buttering-Floating-Verfahrens in Fachgremien mitunter kontrovers diskutiert wird. Während manche bereits eine dünne, scharf abgezogene Kratzspachtelung auf der Rückseite der Fliesen als ausreichend ansehen, propagieren andere unterschiedliche Zahnungen in parallel aufgezogener Richtung, wieder andere halten ein jeweils um 90 Grad aufgezogenes Kammbett für sinnvoll. Welche dieser Herangehensweisen ergibt aber eine weitestgehend hohlraumfreie Bettung der Fliesen? Und eignen sich alle Verfahren für alle Formate?
Das Buttering-Floating-Verfahren wird laut DIN 18157 Teil 1 (Stand April 2017) beziehungsweise DIN 18157 Teil 3 (Stand April 2017) für hoch beanspruchte Bereiche wie zum Beispiel in Schwimmbecken oder Außenflächen gefordert. Grundsätzlich sollen aber alle in irgendeiner Form hoch beanspruchten Beläge in diesem Verfahren möglichst hohlraumfrei verlegt werden. Aufgrund der erhöhten, zum Beispiel thermischen oder mechanischen Beanspruchung dieser Beläge muss eine nahezu vollständige Anhaftung der Fliesen sichergestellt sein, damit Beschädigungen durch die Nutzung minimiert werden können.
Die eigentliche praktische Ausführung des Verfahrens lässt hingegen Fragen offen. Dies resultiert daraus, dass das „Floating-Verfahren“ in der Norm zwar detailliert wie folgt beschrieben wird: „Der Fliesenkleber soll gleichmäßig mit einer geeigneten Zahnspachtel auf den Untergrund aufgetragen werden“, im Gegenzug das „Buttering-Verfahren“ aber deutlichen Interpretationsspielraum lässt. Hierzu heißt es sinngemäß nur, dass der Verlegemörtel gleichmäßig auf die Fliesenrückseite aufzutragen sei. Der Hinweis, in welcher Art und Weise dies zu erfolgen hat, fehlt an dieser Stelle.
Es bleibt also jedem selbst überlassen, wie das bestmögliche Ergebnis erreicht wird oder besser gesagt: Es gibt nicht nur eine Methode, die immer am besten geeignet ist. Die Verlegeart ist immer auf die vorhandenen Bedingungen anzupassen. Als Alternative zum Buttering-Floating-Verfahren wird hin und wieder auch eine Verlegung mit Fließbettmörteln empfohlen, die dann das Buttering-Floating-Verfahren ersetzen sollen. Es empfiehlt sich aber auch dann, gerade wenn großformatige Fliesen mit Kantenlängen größer als 50 Zentimetern eingebaut werden sollen, zusätzlich im Buttering-Floating-Verfahren zu arbeiten. Aber unabhängig davon, welches Verfahren im Endeffekt gewählt wird, das Ziel soll bei allen Varianten das Gleiche sein – eine nahezu hohlraumfreie Verlegung.
Im Laborversuch wurden Fliesen in den Formaten 11,5 x 24 Zentimeter, 30 x 30 Zentimeter, 45 x 45 Zentimeter und 60 x 60 Zentimeter mit unterschiedlichen Dicken und rückseitigen Profilierungen mit verschiedenen Zahnspachteln mit einem Profikleber der Klasse C2 TE S1 gemäß DIN EN 12004 auf einem Zementestrich verklebt. Im Vorfeld wurden dazu die gängigsten Verlegarten des Buttering-Floating-Verfahren ausgewählt und im Versuch dann für jedes einzelne Fliesenformat angewendet. Dabei gilt anzumerken, dass die verschiedenen Fliesenformate mit einer unterschiedlichen rückseitigen Profilierung ausgestattet waren, was schon eine unterschiedliche Kleberdicke beim Auftragen des Dünnbettmörtels zur Folge hatte.
Der Untergrundbestand aus einem grundierten, zementären, ebenflächigen Fließestrich. Der Verlegemörtel wurde in Dünnbettkonsistenz mit mittlerer Wasserzugabe angemischt. Die Fliesen wurden vor dem Verkleben rückseitig eingewachst, damit sie nach dem Erhärten des Fliesenklebers beschädigungsfrei wieder entfernt werden konnten. Als Ergebnis war die dadurch freigelegte Oberfläche der Kleberschicht durch eine rein optische Prüfung jedoch nicht aussagekräftig zu bewerten. Fast alle Proben zeigten ein ähnliches Bild und waren augenscheinlich weitestgehend vollflächig beziehungsweise hohlraumfrei verlegt. Erst durch ein Abschleifen des Dünnbettmörtels um circa ein bis zwei Millimeter konnten dann die freigelegten Hohlräume bewertet werden. Dabei konnte ein deutliches qualitatives Gefälle in der Vollflächigkeit der Bettungen, in Abhängigkeit des Kleberauftrags sowie der Fliesenformate festgestellt werden.
Die besten Ergebnisse wurden eindeutig durch einen parallelen Auftrag des Fliesenklebers auf dem Untergrundund der Fliesenrückseite erzielt. Trotzdem konnte auch damit natürlich keine absolut hohlraumfreie Bettung erzeugt werden, wie dies manchmal gefordert wird. Der Mörtelauftrag über Kreuz hatte gar zur Folge, dass etwa 40 bis 50 Prozent Hohlräume im Kleberbett vorhanden waren, Tendenz mit wachsendem Fliesenformat deutlich steigend. Eine rückseitige Kratzspachtelung auf den Fliesen erzielte nur bei einer sehr starken Profilierung des Scherbens eine ausreichend vollflächige Kleberbettung. Bei wenig profilierten Fliesenrückseiten hatte die Kratzspachtelung nahezu keinen Einfluss auf die Vollflächigkeit der Kleberbettung, weil die absolute Klebermenge unter der Fliese nur unwesentlich erhöht wurde.
Eine entscheidende Frage war, welcher Grad der rückseitigen Benetzung als möglichst vollflächig anzusehen ist und vor allem, was auch tatsächlich realistisch auf der Baustelle darstellbar ist. Vor der Auswertung der Ergebnisse musste somit eine Festlegunggetroffen werden, was es eigentlich bedeutet, Fliesen „weitestgehend hohlraumfrei“ zu verlegen. Es gibt, Stand heute, kein Regelwerk, das hierzu eine genaue Festlegung trifft. Die Erfahrung zeigt, dass eine absolut hohlraumfreie Verlegung nicht realisierbar ist und eine solche Forderung unrealistisch ist. Als Richtwert wird in Fachkreisen häufig eine Bettung von mindestens 90 Prozent im Buttering-Floating-Verfahren genannt, die auch als praxisgerecht anzusehen und auf der Baustelle umsetzbar ist. Dieser Ansatz wurde im praxisgerechten Laborversuch auch bestätigt.
Die Autoren

Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Kammerer ist Bereichsleiter Anwendungstechnik bei der Sopro Bauchemie.
M.Eng.me Jochen Henrich ist Objektberater der Sopro Bauchemie.
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