Keramikfliesen: Großformate und Mosaik im Trend
In neuen Bädern sieht man immer häufiger großformatige Fliesen. Ein Vorteil: Die Flächen strahlen aufgrund des geringeren Fugenanteils mehr Ruhe aus als Standardfliesen und sie lassen auch kleine Bäder großzügiger erscheinen. Kantenlängen wie 60×120 cm sind zumindest in Hotelbädern fast schon zum Standard geworden. Und das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Einzelne Hersteller bieten mittlerweile sogar Keramikfliesen mit früher unvorstellbaren Formaten bis zu 3×1,5 Metern! Manch älterer Fliesenleger, der in seinem Berufsleben bisher nur 15×15 cm große Standardfliesen verlegt hatte, musste deshalb in den letzten Jahren noch einmal neues Know-how erwerben. Denn die Verarbeitung der Großformate stellt besondere Herausforderungen an den Verleger.
Spezialmörtel für Großformate
Wichtig ist zunächst einmal, dass man für die Verarbeitung von Großformaten nicht einfach einen x-beliebigen Fliesenmörtel verwendet. Nicht umsonst bieten die Bauchemiehersteller für XXL-Ware Spezialkleber an. Das sind meist flexible Dünnbettmörtel mit erhöhtem Kunststoffanteil, die über eine besonders gute Standfestigkeit verfügen. Dadurch haften auch große, schwere Fliesen sofort ohne zu verrutschen – selbst an der Wand. Zugleich dürfen diese Verlegewerkstoffe aber auch nicht zu schnell erhärten. Nach Auftrag des Mörtels an Wand und Fliesenrückseite muss das Material noch lange genug plastisch bleiben, damit der Verleger notwendige Korrekturen vornehmen kann.
Im Anschluss an diese „klebeoffene Zeit“ sollte der Fliesenkleber allerdings zügig erhärten, sodass er schnell eine stabile Unterlage für die dünnen Keramikbeläge bietet. Ansonsten drohen vor allem im Bodenbereich Materialschäden durch eine zu frühe Belastung. Die geforderte schnelle Trockenzeit stellt aber gerade bei großformatigen Fliesen eine Herausforderung an das Material dar, weil die Beläge ja nur über einen geringen Fugenanteil verfügen, über den Feuchtigkeit entweichen kann. Die Spezialmörtel der Hersteller sind aber so eingestellt, dass sie den genannten Anforderungen gewachsen sind. Durch ihren hohen Kunststoffanteil bieten diese Verlegewerkstoffe zudem verbesserten Schutz vor Schub- und Scherkräften, die auf den Belag einwirken können. Dabei kann es sich um Belastungen von außen handeln oder auch um Verformungen des Fliesenuntergrundes.
Hohlraumfreie Verlegung
Ganz wichtig ist bei Großformaten eine möglichst hohlraumfreie Verlegung. Das erfordert unter anderem einen besonders ebenen Untergrund. Leichte Unebenheiten, die man bei normalen Fliesenformaten noch tolerieren würde, können bei Großformaten bereits ein Problem darstellen, insbesondere bei Bodenfliesen. Um Bruchschäden durch die späteren Belastungen des Belages zu vermeiden, erfordert die Herstellung des ebenen Untergrundes bei großen Fliesen also eine besondere Sorgfalt. Eine praktische Lösung ist hier zum Beispiel die Verwendung von leicht verlaufenden Ausgleichsmassen.
Um Hohlräume zu vermeiden, wird der Fliesenkleber zudem vollflächig sowohl auf dem Verlegeuntergrund als auch auf der Fliesenrückseite verteilt. Doch auch bei diesem so genannten Buttering-Floating-Verfahren kann es noch zu kleineren Lufteinschlüssen im Fliesenkleber kommen. Der Verarbeiter sollte daher jede Platte nach dem Verlegen noch mithilfe von Gummihammer und Schlagklotz abklopfen.
Eine 60×120 cm große Keramikfliese ist an sich schon ziemlich schwer, und das Gewicht nimmt noch weiter zu, wenn der Verarbeiter auf der Rückseite den Dünnbettmörtel aufzahnt. Da wird das genaue Ansetzen der Fliese – insbesondere an der Wand – zu einem schwierigen Kraftakt. Es empfiehlt sich daher der Gebrauch von speziellen Hebegeräten, die dank ihrer Saugnäpfe an der glatten Fliesenoberfläche haften (siehe Foto).