
Im Kindergarten: Elastischer Linoleumboden als Rollenware in knallbunten Farben. Foto: DLW Flooring
Bodenbeläge: Was ist Linoleum?
Bis in die 1950er-Jahre hinein gehörte Linoleum zu den führenden elastischen Bodenbelägen – dann wurde es weitgehend von PVC verdrängt. Doch zumindest als Nischenprodukt für umweltbewusste Bauherren hat der Belag bis heute überlebt. Linoleum ist nämlich ein nachhaltiges Naturmaterial, das sich am Ende seiner Lebenszeit sogar kompostieren lässt.
Das Linoleum wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden und hat sich vor allem als Material für Bodenbeläge schnell etabliert. Es wird traditionell wie Teppiche als elastische Rollenware hergestellt, mittlerweile bietet die Industrie aber auch Plattenware wie man sie von Laminat oder Designböden kennt. Bei der Rollenware dient in der Regel Jutegewebe als Trägerschicht, bei den kleinteiligeren Platten in Fliesen- oder Dielenformaten besteht die Unterlage in der Regel aus Holzwerkstoffen. Häufig gibt es noch eine zusätzliche Schicht aus Kork zur Erhöhung der Trittschalldämmung des Bodens. Der Hersteller DLW Flooring bietet neuerdings unter der Marke „Naturecore“ auch Linoleum-Planken in Holzoptik, bei denen als Trägermaterial ein Kunststoffgewebe aus weichmacherfreiem PET zum Einsatz kommt (siehe Foto unten).
Inhaltstoffe
Zusammensetzung und Eigenschaften von Linoleum sind international genormt. In Europa gibt es die EN 548 („Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für Linoleum mit und ohne Muster“). Die wichtigsten Bestandteile des Naturprodukts sind oxidiertes Leinöl (etwa 32 %) und Naturharze (8 %). Hinzu kommen organische Füllstoffe wie Kork- oder Holzmehl (40 %) sowie anorganische Füllstoffe wie Kalksteinpulver und Farbpigmente (20 %).
Leinöl ist das natürliche Öl der Leinpflanze, die bekannter unter dem Namen Flachs ist. Der lateinische Ausdruck für Leinöl ist übrigens „oleum lini“. Davon leitet sich der Kunstname Linoleum ab. Statt Leinöl verwendet man für Linoleum heute mitunter auch andere pflanzliche Öle, vor allem Sojaöl. Auch dann bleibt der Belag ein Naturmaterial, das keine gesundheitsschädlichen Stoffe ausdünstet (VOC). Linoleum hat allerdings einen relativ starken Eigengeruch, der sich erst im Laufe der Zeit verflüchtigt. Diesen empfinden manche Menschen als unangenehm, für Allergiker kann er auch belastend sein.
Eigenschaften
Linoleum als Bodenbelag hat viele Vorteile. Es ist langlebig und belastbar, vor allem ausgesprochen druckresistent. Das elastische Material ist zum Beispiel problemlos für Stuhlrollen geeignet. Bei Druckbelastungen kommt es zu vorübergehenden Verformungen, die sich aber rasch wieder zurückbilden. Der Belag ist zudem gelenkschonend, fußwarm und rutschhemmend. Kein Wunder, dass Linoleum häufig für Sportböden verwendet wird. Auch in Schulen, Kindergärten oder Krankenhäusern kommt das wohngesunde Naturprodukt öfters zum Einsatz.
Weitere Eigenschaften: Leinöl-Böden sind schwer entflammbar, hemmen den Trittschall, laden sich nicht elektrisch auf (antistatische Wirkung) und wirken durch das oxidierte Leinöl (Linoxin) sogar antibakteriell. Außerdem punkten sie durch eine sehr gute farbliche Beständigkeit – auch bei Sonnenbestrahlung – und reagieren unempfindlich auf Öle, Fette und die meisten sonstigen chemischen Beanspruchungen. Bei der Pflege sollte man allerdings auf stark alkalische Reiniger (Laugen) verzichten.
Eher ungeeignet ist Linoleum allerdings für Nassräume. Das Naturmaterial ist nämlich feuchtigkeitsempfindlich und kann bei größerer Nässebeanspruchung verrotten oder aufquellen wie Holz. Apropos verrotten: Diese Eigenschaft verweist zugleich auf einen Vorteil des Materials. Altes Linoleum ist nämlich biologisch abbaubar, man kann es kompostieren.
Verarbeitung und Pflege

Im Wohnzimmer: Die Linoleum-Planken der Marke „Naturecore“ sind mit einer Schutzschicht versiegelt und lassen sich wie Laminat verlegen. Foto: DLW Flooring
Traditionelle Linoleum-Rollenware wird vollflächig auf dem Untergrund verklebt. Das ist eine anspruchsvolle Arbeit für professionelle Bodenleger. Schon bei der Untergrundvorbereitung können Laien viel verkehrt machen. Außerdem müssen die Fugen zwischen den Linoleumbahnen speziell versiegelt werden, damit keine Feuchtigkeit unter den Belag dringen kann.
Moderne Linoleum-Platten mit stabilisierendem Trägermaterial auf der Unterseite lassen sich dagegen wie Laminat schwimmend verlegen, man muss sie also nicht auf dem Unterboden verkleben. Solche Produkte verfügen meist über praktische Nut- und Federverbindungen, die eine einfache und sichere Verlegung auch durch den Heimwerker ermöglichen.
Früher erforderten Linoleumböden eine regelmäßige, ziemlich aufwändige Pflege. Man musste sie regelmäßig mit Wachs bohnern, damit sie resistent gegen Verschmutzungen wurden beziehungsweise blieben. Modernes Linoleum wird von den Herstellern dagegen schon im Werk mit einer dauerhaften Schutzschicht versiegelt. Das hat die Pflege der Böden deutlich vereinfacht.
Marktentwicklung
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte Linoleum auch in Deutschland zu den beliebtesten Bodenbelägen. Doch mit Einführung der günstigeren und weniger pflegeaufwändigen PVC-Böden in den 1960er-Jahren endete die Erfolgsstory ziemlich abrupt. Der Markt für Linoleum brach damals regelrecht zusammen und erholte sich erst in den 1980er-Jahre ein wenig. Damals trug das zunehmende Umweltbewusstsein dazu bei, dass sich wieder mehr Hausbesitzer für das Naturmaterial zu interessieren begannen.
Gleichwohl ist der Linoleummarkt bis heute ein Nischenmarkt geblieben. Weltweit gibt es nur noch drei Hersteller: der niederländische Konzern Fobo, die deutsche DLW Flooring und das internationale Unternehmen Tarkett. Diese Anbieter haben ihr Produktsortiment in den letzten Jahren allerdings modernisiert und erweitert. Gab es früher fast nur einfarbige Rollenware, so sind Linoleumböden mittlerweile in vielen Designs und Formaten erhältlich, mit unterschiedlichen Trägern, pflegeleichten Oberflächen und vielfältigen Designs.
Deshalb muss sich das heutige Linoleum-Angebot vor Wettbewerbsprodukten wie den beliebten Vinylböden eigentlich nicht mehr verstecken. Zumal das Naturmaterial mit garantierter Weichmacher- und Schadstofffreiheit punkten kann. Verkaufsargumente gibt es also genug. Sie müssen nur noch beim Konsumenten ankommen.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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