Dächer: Die wichtigsten Formen und Funktionen
Satteldächer
Satteldächer bestehen aus zwei geneigten Dachflächen, die an ihrer höchsten Stelle, dem Dachfirst, miteinander verbunden sind. Ihre Beliebtheit in Mitteleuropa verdankt diese Form unter anderem sicher dem Umstand, dass sie einen guten Witterungsschutz bietet, kaum gewartet werden muss und gleichzeitig relativ einfach und damit auch günstig zu bauen ist. Die geraden Dachflächen lassen sich ohne viel Detailarbeit schnell eindecken, und auch die Konstruktion des Dachstuhls erfordert nicht viel Aufwand. Ein Nachteil der Bauweise ist allerdings, dass die nutzbare Fläche im Obergeschoss durch die zwei Dachschrägen eingeschränkt wird.
Pultdächer
Ein Pultdach sieht – von der Giebelseite aus betrachtet – wie ein halbes Satteldach aus. Es ist die Umsetzung der Idee, ein Gebäude nicht mit zwei, sondern nur mit einer
geneigten Dachfläche abzudecken. Seine simple Konstruktion macht das Pultdach noch kostengünstiger als das Satteldach. Da das Gebäude nur eine Dachschräge hat und dafür auf der anderen Seite eine Fassade, die bis zum Dachfirst reicht, gibt es unter einem Pultdach in der Regel auch mehr Tageslicht und mehr Wohnfläche als beim Satteldach.
Angesichts dieser Vorteile verwundert es eigentlich, dass das Pultdach Jahrhunderte lang kaum ein Rolle bei der Bedachung spielte. Vermutlich hängt es mit der asymmetrischen Optik zusammen, dass sich die Menschen lange Zeit wenig damit anfreunden konnten.
Größere Verbreitung fand das Pultdach erst im 19. Jahrhundert mit Beginn der industriellen Revolution,
allerdings nicht für Wohngebäude, sondern für einfache Zweckbauten wie Produktions- und Lagerhallen. Im Industriebau setzte sich damals auch das so genannte Sheddach durch – im Grunde eine Aneinanderreihung mehrerer Pultdächer für die Überdachung größerer Fabrikhallen. Im Gegensatz zu einem Flachdach ermöglicht ein Sheddach eine bessere Ausleuchtung der Halle mit Tageslicht
Die Zeiten ändern sich und auch die Geschmäcker. So kam es, dass ab Mitte des 20. Jahrhunderts das Pultdach auch häufiger für Wohngebäude verwendet wurde. Die
Asymmetrie fanden viele Architekten auf einmal schick. Noch größere Verbreitung fand die Dachform allerdings in den letzten 20 Jahren mit dem zunehmenden Erfolg von Passivhäusern. Diesmal war das Motiv kein ästhetisches, sondern ein bautechnisches. Passivhäuser benötigen zum Süden hin eine große Fassade mit möglichst viel Fensterverglasungen. Ziel ist es, viel Sonneneinstrahlung und damit solare Wärmegewinne zu realisieren. Das Pultdach erwies sich dafür als ideale Lösung.
Walmdächer
Ein Walmdach ist im Prinzip ein Satteldach, das auch auf den Giebelseiten geneigte Dachflächen hat. Diese dreiecksförmigen, so genannten Walme ersetzen praktisch den Giebel, das Dach besteht also aus vier gleich langen Schrägen. Daneben gibt es noch die Variante, bei der die Walme nur einen Teil des Giebels überdecken. Dafür hat sich in Zeiten, in denen „political correctness“ offenbar noch keine große Rolle spielte, der Begriff „Krüppelwalm“ eingebürgert. Was die tief ins Gesicht gezogene Pudelmütze für einen Menschen, das ist das Walmdach für ein Gebäude. Besonders wenn noch lange Dachüberstände im Spiel sind, umhüllen die Walme das Haus von allen vier Seiten und sorgen für einen optimalen Witterungsschutz, nicht nur für das Dachgeschoss, sondern auch für die Fassade. Man findet Walmdächer deshalb besonders häufig bei freistehenden Häusern in Regionen mit rauer Witterung. Besonders häufig auf Bauernhäusern, aber auch auf Schlössern oder sonstigen herrschaftlichen Bauten. Aber auch wer durch ein modernes Neubaugebiet geht, kann heute Einfamilienhäuser mit Walmdach entdecken – zumindest in der Variante des Krüppelwalms
Der gute Witterungsschutz hat aber auch seine Nachteile: Durch die Schrägen an allen vier Seiten des Hauses sind die Dachgeschosse unter einem Walmdach in der Regel noch dunkler und bieten noch weniger Platz als bei einem Satteldach.
Mansarddächer
Wem das Walmdach zu wenig Tageslicht bietet, der findet eine Alternative im Mansarddach. Bei dieser Variante sind die Dachflächen im unteren Bereich abgeknickt, sodass sie dort steiler verlaufen als weiter oben. Das erhöht die nutzbare Wohnfläche unterm Dach. Der Name Mansard geht übrigens auf die französischen Architekten François Mansart und Jules Hardouin-Mansart zurück, die diese Dachform im 16. und 17. Jahrhundert insbesondere bei Gebäuden in Paris einsetzten und sie damit berühmt machten.
Mansarddächer haben vor allem den Vorteil, dass sie mehr Raum im Obergeschoss ermöglichen, daneben haben sie aber auch einige Nachteile. So sind sie nicht nur teurer als ein Satteldach, sondern in der Regel auch etwas instabiler und anfälliger für witterungsbedingte Schäden. Hinzu kommt, dass die Dächer weniger Flächen bieten, auf denen Solartechnik-Module effizient eingesetzt werden können.