RM Rudolf Müller
Alleskönner Biberschwanzziegel

Der Biberschwanzziegel ist nur ein historischer Dachziegel von vielen. Aber allein dieses Produkt ist in zahlreichen Formvarianten und Farben, mit Engoben oder mit Glasuren erhältlich. Foto: Koramic

 
Dach
07. März 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Die Farb- und Formenvielfalt von Dachziegeln

An Dachziegeln schätzen viele Menschen die natürliche Anmutung des Materials: das „Naturrot“ des Tons, das man millionenfach auf deutschen Dächern sehen kann. Darüber hinaus gibt es die Ziegel aber in einer riesigen Farben- und Formenvielfalt, die weitaus größer ist als das entsprechende Angebot bei Betondachsteinen. Woher kommt das eigentlich?

 

Die Vielfalt des Dachziegelangebots hat nicht zuletzt historische Gründe. In früheren Jahrhunderten gab es in Deutschland viel mehr kleine, regionale Dachziegelwerke, die alle ihre eigenen Formate und Farbkompositionen herstellten. Die Internetseite www.dachziegelarchiv.de bietet einen guten Überblick zu diesem Thema.

Mittlerweile sind viele dieser kleinen Firmen vom Markt verschwunden oder haben zumindest ihre Eigenständigkeit verloren. Auch die Dachziegelbranche wird eben zunehmend von einigen großen Anbietern beherrscht, die meist durch Fusionen oder Zukäufe kleinerer Hersteller entstanden sind.

Historische Modellvielfalt

Nicht verschwunden ist damit aber die regionale Nachfrage nach mitunter sehr speziellen Ziegelformen und -farben. Es gibt eben nach wie vor Kunden, die auch alte Produktmodelle anfordern, sei es aufgrund regionaler Bautraditionen oder weil es um die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude geht. Die Dachziegelbranche wird damit gewissermaßen in die Pflicht genommen, sehr viele Modelle anzubieten, von denen etliche nur in kleinen Stückzahlen nachgefragt werden. Ein historisches Ersatzteillager könnte man, etwas flapsig formuliert, auch sagen.

Da haben es die Dachsteinhersteller einfacher. Sie spielen mit ihren Produkten erst seit etwa 60 Jahren eine wirkliche Rolle im Markt, und damit schleppen sie sozusagen viel weniger Geschichte mit sich herum. Klar: Bei der Sanierung denkmalgeschützter Dächer spielen sie keine Rolle – da sind Ziegel praktisch „gesetzt“. Aber dafür kann sich die „Betonfraktion“ auf weniger Modelle konzentrieren, die man dafür in größerer Stückzahl produziert. Das ist sicher einer der Gründe dafür, dass Dachsteine auch heute noch günstiger angeboten werden als vergleichbar leistungsfähige Ziegelmodelle.

Methoden zur Farbgebung

Aber wenn Dachsteinhersteller aus nachvollziehbaren Gründen schon weniger Formen im Programm haben, warum bieten sie dann nicht zumindest die gleiche Farbpalette an wie die Ziegelhersteller? Soweit wir nur von Farben im engeren Sinn sprechen, lässt sich sagen, dass man Dachsteine grundsätzlich in allen erdenklichen Farben einfärben kann. Doch der optische Gestaltungsspielraum ist im Vergleich zur Dachziegel-Produktion trotzdem eingeschränkter, vor allem weil es bei Dachsteinen keine Glasuren gibt.

Die Farbgebung entsteht bei Dachsteinen durch das Hinzufügen von künstlichen Metalloxiden in die Betonmischung. Darüber hinaus wird auf die Oberfläche oft noch eine gefärbte Zementschlämme aufgetragen. Bei Dachziegeln sind die Möglichkeiten komplexer. Eine Methode der Farbgebung besteht darin, dass der noch ungebrannte Ziegel mit einer andersfarbig brennenden Tonschlämme beschichtet wird. Diese so genannte Engobe wird dann im Ofen in den Ziegel hinein gebrannt.

Und dann gibt es noch die oben angesprochene Glasur. Das ist eine Masse aus gemahlenen Gläsern und Farbpigmenten, die, mit Wasser versetzt, auf den Ziegel gesprüht und dann mit diesem zusammen gebrannt wird. Diese Glasuren lassen sich – von matt bis hochglänzend – in sehr vielen unterschiedlichen Glanzgraden herstellen. Und dadurch lässt sich die Farbwirkung der Ziegeloberfläche noch variantenreicher einstellen, als es bei Dachsteinen möglich ist.


Mehr zum Thema Dach findest du hier.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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