
Aufgrund ihrer porösen Struktur können Ziegel gut Feuchtigkeit aufnehmen und trocknen anschließend auch wieder schnell. Foto: Koramic
Was ist besser: Dachziegel oder Dachsteine?
Ein Kunde kommt in den Baustoff-Fachhandel und fragt, ob er bei seinem Hausbau besser Dachziegel oder Dachsteine einsetzen soll. Was sich so harmlos anhört, ist in Wirklichkeit eine heikle Frage, die auch gestandene Verkäufer ins Schwitzen bringen kann. Die meisten werden wahrscheinlich darauf verweisen, dass die Entscheidung letztlich eine Geschmacksfrage sei. Welches Material „technisch besser“ ist, lässt sich tatsächlich kaum entscheiden. Aber ein paar Unterschiede gibt es dann doch.
Ziegel oder Betonstein? Die Diskussion kann einen schnell auf vermintes Gebiet führen. Für einen eingefleischten Anhänger der Jahrtausende alten Ziegeltradition verbietet es sich von vorneherein, beide Materialien überhaupt miteinander zu vergleichen. Für ihn verlaufen die Fronten klar: Auf der einen Seite das edle Naturprodukt Ton-Dachziegel, das für hochwertigen, individuellen „Dachschmuck“ stehe, auf der anderen Seite das günstigere Massenprodukt aus Beton, das in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Siegeszug startete.
Viel Gemeinsames
Wer nicht zu den Traditionalisten gehört, dem dürfte eine Entscheidung deutlich schwerer fallen. Ob der Tonziegel besser aussieht, ist letztlich Geschmacksfrage. Und der Preisunterschied gegenüber dem Dachstein ist in den letzten Jahrzehnten deutlich geringer geworden. Auch die Betonsteinhersteller bieten heute nicht nur günstige Ware, sondern ein breites Sortiment mit teilweise aufwändigen Oberflächenveredelungen.
Ohnehin haben Dachziegel und Dachsteine auch viel Gemeinsames. Beide Materialien sind feuersicher, frostbeständig, bieten zuverlässigen Schutz vor Regen, Schnee und Hagel und sind ausgesprochen langlebig. Der Hersteller Braas, der sowohl Ziegel als auch Betonsteine anbietet, gibt auf beide Produktvarianten jeweils 30 Jahre Materialgarantie. Beim Thema Frostbeständigkeit hat der Dachstein sogar die Nase vorn: Braas gibt hier ebenfalls 30 Jahre Garantie, bei seinem Ziegelangebot dagegen „nur“ zehn Jahre.
Feine Unterschiede

Dachsteine sind besonders frostbeständig und bestechen durch eine hervorragende Ökobilanz. Foto: Braas
Die höhere Frostbeständigkeit hängt damit zusammen, dass Beton fester und dichter ist als gebrannter Ton. Nach Angaben der Hersteller gewinnen Dachsteine im Laufe der Zeit auf dem Dach sogar noch an Härte hinzu. Wegen der größeren Dichte sind sie zudem schwerer und bieten deshalb einen höheren Schallschutz.
Ziegel sind dagegen vergleichsweise leicht, weil das Material im Ofen ein kapillar-poröses System ausbildet. Das hat durchaus Vorteile, weil die Dachbedeckung dadurch Feuchtigkeit schneller aufnehmen kann, anschließend aber auch wieder schnell trocknet. Dadurch wird ein möglicher Moos- oder Algenbewuchs auf der Ziegeloberfläche unwahrscheinlicher. Hinzu kommt, dass durch das geringe Gewicht der Ziegel die Verarbeitung für den Dachdecker erleichtert wird.
Dachsteine wiederum können beim Thema Nachhaltigkeit punkten. Eine 2008 im Auftrag von Braas veröffentlichte Untersuchung des Freiburger Ökoinstituts kam zu dem Ergebnis, dass für ein Betonsteindach deutlich weniger Energie aufgewendet werden muss als für ein Ziegeldach. Hauptursache dafür sind die hohen Brenntemperaturen bei der Herstellung von Ziegeln.
Ob die hier genannten Unterschiede wirklich das Käuferverhalten beeinflussen können wir natürlich nicht vorhersagen. Letztlich entscheiden wohl vor allem der Preis und der individuelle Geschmack des Kunden darüber, was am Ende auf dem Dach liegt.