
Wer ein Dach flacher bauen möchte als es die Regeldachneigung des Eindeckungsmaterials erlaubt, muss als Zusatzmaßnahme zum Beispiel eine Unterdachbahn verlegen. Foto: Wienerberger / Koramic
Was ist die Regeldachneigung?
Deutschland ist ein reiches Land – reich auch an Regen. Aber warum regnet es hierzulande eigentlich nicht ständig in die Dachkonstruktionen hinein, obwohl doch auf Steildächern meist schuppenförmige Deckwerkstoffe zum Einsatz kommen, zwischen denen durchaus noch Ritzen verbleiben? Die Frage ist nicht so blöd, wie manch einer jetzt vielleicht denken mag. Denn eine Dachhaut aus Ziegeln oder Betonsteinen ist zwar wasserführend, aber nicht wasserdicht. Regensicherheit besteht deshalb nur, wenn die so genannte Regeldachneigung beachtet wird.
Während man Flachdächer zum Beispiel mit Bitumenbahnen so stark abdichtet, dass absolut kein Wasser mehr eindringen kann, ist es bei Steildächern durchaus normal, dass es noch „undichte Stellen“ gibt. Der Vorteil dieser Bauweise: Eine Dachhaut aus beweglichen Einzelteilen kann die von außen einwirkenden Kräfte – etwa starken Wind – relativ gut ausgleichen. Würde die Dachdeckung nur aus einem großen Einzelteil bestehen, müsste man dieses Element letztlich mit Dehnfugen ausstatten, um Materialschäden zu verhindern. Der Preis für diese Bauweise: Die Dachhaut ist eben nicht völlig dicht. Im Normalfall ist das aber gar nicht so schlimm, weil die Überlappungen der Eindeckungsmaterialien ein direktes Hineinregnen verhindern und weil Niederschläge auf einem Steildach schließlich keine Pfützen bilden, sondern auf dem schnellsten Wege Richtung Dachrinne rauschen.
Werkstoffabhängige Regeldachneigung
Regensicherheit gewährleisten Dachziegel und -steine aber nicht in jedem Fall. Der Bauherr muss vor allem darauf achten, dass sein Dach nicht zu flach geneigt ist. Fachleute sagen, dass die so genannte Regeldachneigung nicht unterschritten werden darf. Darunter versteht man die niedrigste Dachneigung, bei der sich eine Dachdeckung in der Praxis als regensicher erwiesen hat. Die Regeldachneigung ist also eine werkstoffabhängige Größe oder anders gesagt: Verschiedene Dachziegel/-steine haben auch verschiedene Regeldachneigungen.
So hat zum Beispiel ein klassischer Biberschwanzziegel eine Regeldachneigung von 30 Grad. Dieser Dachneigungswinkel darf also nicht unterschritten werden, sonst ist die Regensicherheit nicht mehr gegeben. Auf der anderen Seite gibt es moderne Flachdachziegel mit einer Regeldachneigung von 22 Grad. Technisch möglich wird dies durch aufwändige Verfalzungen auf der Rückseite der Ziegel, die – im Gegensatz zum völlig flachen Biberschwanzziegel – zusätzliche „Sperren“ für das Eindringen von Feuchtigkeit darstellen.
Geht´s noch flacher?

Beispiel: Steildachziegel für flache Dachneigungen. Foto: Creaton
Nun sind sehr flach geneigte Steildächer in den letzten Jahren in Mode gekommen, auch wenn man sie aus Sicht der Regensicherheit eigentlich ablehnen müsste. Trotzdem dürfen Bauherren solche Dächer bauen, allerdings nur, wenn relativ teure Zusatzmaßnahmen ausgeführt werden. Vereinfacht gesagt geht es darum, unterhalb der Dachdeckung eine zusätzliche wasserdichte Ebene einzuziehen. Diese gewährleistet dann den Schutz der Dachkonstruktion, den das zu flach verlegte Eindeckungsmaterial nicht mehr sicherstellt. Das kann von einer einfachen Unterspannbahn bis hin zu einem wasserdichten Unterdach gehen. Welche Zusatzmaßnahmen im Einzelfall vorgeschrieben sind, wird in den Fachregeln des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) genau beschrieben. Faustregel: Je stärker die Regeldachneigung unterschritten wird, umso umfangreicher müssen die Zusatzmaßnahmen ausfallen.