RM Rudolf Müller
Typischer Dachaufbau bei einer Aufsparrendämmung

So sieht der typische Dachaufbau bei einer Aufsparrendämmung aus. Grafik: Wienerberger

Dämmstoffe
21. November 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Die Aufsparrendämmung und ihre Vorteile

Eine Aufsparrendämmung ist so etwas wie der Mercedes unter den Dachdämmungen. Im Vergleich zur klassischen Zwischensparrendämmung, die ein halbwegs talentierter Heimwerker auch selbst einbauen kann, ist sie allerdings ein Fall für den Profi und daher deutlich teurer. Denn Aufsparrendämmungen werden von außen unter der Dacheindeckung verlegt. Bei energetischen Sanierungen kommen sie daher in der Regel nur dann zum Einsatz, wenn das Dach ohnehin neu eingedeckt werden soll. Der große Vorteil: Es entsteht ein vollflächig schützender Dämmmantel ohne Wärmebrücken, bei dem das gesamte Dachtragwerk im warmen Bereich liegt.

Der Name Aufsparrendämmung drückt bereits das wesentliche Kennzeichen des Systems aus: Die Dämmung liegt nicht zwischen oder unter, sondern eben auf den Dachsparren. Die einzelnen Dämmplatten werden werkseitig meist so bearbeitet, dass sie an den Seiten ein umlaufendes Nut- und Federsystem haben. Dadurch ist eine vollflächige Verlegung ohne durchgehende Fugen und damit ohne Wärmebrücken möglich.

Der typische Dachaufbau bei einer Aufsparrendämmung besteht –von außen nach innen betrachtet– aus folgenden Schichten (siehe Grafik):

  • Dacheindeckung (Dachziegel oder -steine),
  • waagerechte Haltelattung für die Dacheindeckung
  • senkrechte Konterlattung,
  • Unterdeckbahn als zweite wasserableitende Ebene,
  • Dämmplatten (häufig kommen PUR-Platten zum Einsatz, aber zum Beispiel auch XPS, Steinwolle oder Holzfaser),
  • Dampfbremse,
  • Dachsparren (oft mit zusätzlicher Untersparrendämmung).

Für den Zusammenhalt dieser Schichten sorgen spezielle Systemschrauben. Diese sind so lang, dass sie durch die Konterlatten, den Dämmstoff und die Dachbahnen hindurch mit den Sparren verbunden werden können.

Bauphysikalische Vorteile

Bei einer konventionellen Zwischensparrendämmung sind die Sparren nur auf zwei Seiten von Dämmstoff eingehüllt. Auf der äußeren und inneren Dachflächenseite werden sie dagegen nicht gedämmt und sind damit den Schwankungen der Außen- und Innenraumtemperaturen ausgesetzt. Die Dachsparren sind deshalb Wärmebrücken innerhalb der Dämmebene. Ausschalten kann man diese Wärmebrücken natürlich auch mit einer zusätzlichen Untersparrendämmung. Dabei entsteht unterhalb der Sparren eine raumseitige, vollflächige Dämmschicht.

Allerdings hat diese Lösung Nachteile. Zum einen geht im Dachgeschoss zusätzlicher Wohnraum verloren und zum anderen werden die Sparren dann auch noch auf ihrer Innenseite vom Dachgeschoss entkoppelt. Sie liegen wärmtechnisch betrachtet also komplett im Außenbereich des Gebäudes. Das mag im ersten Moment nicht weiter schlimm klingen, man muss sich aber vergegenwärtigen, dass das gesamte Dachtragwerk damit mehr oder weniger ungeschützt den äußeren Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgesetzt ist. Und Holzsparren beginnen bei Temperaturschwankungen schnell zu knacken – und zwar oft gewaltig. Wer nicht glaubt, dass das für viele Hausbesitzer ein Problem ist, sollte mal den Begriff „knackender Dachstuhl“ in die Suchmaschine seines Vertrauens eingeben.

Bei einer Aufsparrendämmung gibt es dieses Problem nicht. Das Dachtragwerk liegt in einem relativ konstant-warmen Bereich und unterliegt daher keinen größeren Spannungen aus Temperaturwechseln. Zudem wird das Sparrengerüst aufgrund seiner Lage unterhalb der Dämmung auch vor großer Sommerhitze geschützt, sodass sich der sommerliche Wärmeschutz verbessert. Und das nach außen hin isolierte Dachtragwerk kann auch besser überschüssige Wärme aus dem Innenbereich puffern. Es wird ein Teil der Wärmespeichermasse des Hauses.

Ein weiterer Vorteil: Aufsparrendämmungen können im Sanierungsfall einfach auf eine vorhandene Zwischensparrendämmung aufgesetzt werden. Dadurch lässt sich die Dämmwirkung weiter erhöhen. Zudem führt die Sanierung, da sie von außen erfolgt, nicht zu einer Beeinträchtigung bereits bewohnter Räume unter dem Steildach.

Außenmontage hat ihren Preis

Untersparrendämmung

Untersparrendämmungen haben den Vorteil, dass man nicht auf das Dach steigen muss, um sie zu montieren. Foto: Rockwool

Eigentlich gibt es keine bautechnischen Gründe, die gegen Aufsparrendämmungen sprechen. Wie oben bereits angedeutet, sind sie aber deutlich teurer als Zwischen- oder Untersparrendämmungen. Letztlich macht die Dämmung auf den Sparren aus Kostengründen nur bei Neubauten Sinn oder bei Sanierungen, bei denen das Dach ohnehin abgedeckt werden muss. Vorhandene Dachziegel oder -steine abzunehmen, um sie nach erfolgter Aufsparrendämmung erneut zu verbauen, würde viel zu hohe Kosten verursachen.

Außerdem ist der Aufbau des Dachschichtenpakets nichts für Heimwerker. Nicht nur, weil die fachgerechte Montage viel Know-how erfordert, sondern auch aus Sicherheitsgründen. Schließlich erfolgt die Verlegung auf dem Dach.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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