Was ist der Unterschied zwischen Glas- und Steinwolle?
Beide Mineralwollearten sind Dämmstoffe, die im Wesentlichen aus mineralischen Rohstoffen bestehen. Für beide werden die Rohstoffe in einem Ofen bei etwa 1.300 bis 1.500 Grad Celsius geschmolzen und anschließend zu Wollefasern weiterverarbeitet.
Rohstoffe
Bei Glaswolle kommt als Rohstoff vor allem Altglas zum Einsatz. Der Anteil beträgt oft bis zu 70 oder sogar 80 Prozent, je nach Herstellerrezeptur. Dazu kommen in der Regel noch Sand, Kalkstein und Sodaasche, aber auch Schnittreste aus der Glaswolleproduktion. Zur Herstellung der durchschnittlich etwas teureren Steinwolle werden dagegen Steine wie Basalt, Kalkstein, Feldspat oder Dolomit geschmolzen. Auch hier fließt zudem Recycling-Steinwolle in die Produktion ein, und manche Hersteller setzen zudem auf bis zu 25 Prozent Altglas.
Letzteres mag überraschen, ist andererseits aber auch nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ja auch Glas ursprünglich aus Gesteinsmaterial besteht. Schließlich ist es größtenteils aus Quarz (Siliziumdioxid) aufgebaut, Hauptbestandteil der meisten Sandvorkommen. Und Sand ist ein Verwitterungsprodukt von Erdgesteinen. Insofern kann man also die Frage „Was hat Glas in Steinwolle zu tun?“ beantworten mit: Glas besteht eben auch aus Steinen.
Damit wird aber auch bereits deutlich, dass die Grenze zwischen Glas- und Steinwolle in der Praxis manchmal nicht so leicht zu ziehen ist. Die beiden Mineralwolletypen haben nicht nur größtenteils sehr ähnliche Eigenschaften, auch ihre Rohstoffbasis ist alles andere als grundverschieden.
Von der Schmelze zur Wolle
Auch der Herstellungsprozess von der Rohstoffschmelze bis zur Faserstruktur der Dämmstoffe (der so genannte Spinnprozess) ist bei Glas- und Steinwolle im Wesentlichen identisch. Beim Schleuderverfahren trifft die Schmelze tröpfchenweise auf eine sich drehende Schwungscheibe. Durch die Zentrifugalkräfte der Drehbewegung werden einzelne Fasern von den Rändern der Schwungscheibe abgeschleudert. Häufig verwendet wird auch das so genannte Blasverfahren, bei dem ein dünner Strahl Schmelze mit Gas oder Dampf angeblasen wird, wodurch er zerfasert. Die im Spinnprozess entstehenden Fasern werden miteinander verfilzt und lassen sich dann, nach Zugabe von organischen Kunststoffharzen als Bindemittel, zu Dämmstoffware formen. Neben dem Bindemittel werden der Fasermasse auch geringe Mengen Mineralöl (etwa 0,5 Prozent) zur Staubbindung beigemischt.
Mineralwolle wird in unterschiedlichsten Varianten angeboten: Vom weichen Klemmfilz für die Zwischensparrendämmung bis hin zum hoch verdichteten, begehbaren Material – etwa für die Dämmung der obersten Geschossdecke – werden zahlreiche Produkte angeboten, deren Rohdichten von 12 kg bis hin zu 200 kg pro Kubikmeter reichen. Entsprechend groß ist auch das Spektrum bei der Wärmeleitfähigkeit, das vom Spitzenwert 0,032 W/mK bis hin zu Platten mit Werten um die 0,050 W/mK reicht. Es gibt also nicht die Mineralwolle, aber auch nicht die Glaswolle oder die Steinwolle. Stattdessen findet man in beiden Segmenten Produkte mit sehr unterschiedlichen Materialeigenschaften.