
Das Foto zeigt den Kern einer speziellen WDVS-Platte, der aus einem Vakuum-Isolations-Paneel (VIP besteht. Foto: Saint-Gobain Weber
Vakuumdämmplatten dämmen praktisch mit „Nichts“
Sie werden bereits seit etwa 15 Jahren von verschiedenen Herstellern produziert und erreichen so geringe Wärmeleitfähigkeiten wie sonst kein anderer Dämmstoff. Trotzdem haben sich Vakuumdämmungen bisher im Bauwesen nicht wirklich durchgesetzt. Sie sind eher ein Nischenprodukt für Spezialanwendungen oder für spezielle Kunden, und vieles spricht dafür, dass sich das auch in Zukunft nicht grundsätzlich ändert.
Für die besonderen Dämmplatten hat sich mittlerweile der Terminus „Vakuum-Isolations-Paneele“ (VIP) eingebürgert. Optisch erinnern sie ein wenig an das metallische Verpackungsmaterial, das für gemahlenen Kaffee zum Einsatz kommt. Kein Wunder: Auch der Kaffe wird schließlich vakuumverpackt, weil er ohne Einwirkung von Luft länger frisch bleibt.
Woraus bestehen Vakuumdämmungen?
Konventionelle Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Kunststoffschäume dämmen vor allem deshalb gut, weil sie viele Poren enthalten, in die Luft eingeschlossen ist. Die Wärmeleitfähigkeit von nicht bewegter Luft ist nämlich sehr gering und liegt nur bei etwa 0,026 W/mK. Dass zum Beispiel EPS gut dämmt (Wärmeleitfähigkeit: bis zu 0,030 W/mK) liegt also streng genommen nicht an dem Kunststoff selbst, sondern an dessen Fähigkeit, eine feste Gerüststruktur für eingeschlossene Luft auszubilden.
Auch eine Vakuumdämmplatte hat ein porenreiches Gerüst. Nur dass darin noch weniger als Luft eingeschlossen ist: Vakuum eben. Oder anders ausgedrückt: ein (weitgehend) luftleerer Raum. Die marktgängigen VIPs beinhalten meist Kieselsäurepulver, das zu einer Stützplatte gepresst wird. Diese Platte wiederum umhüllt man mit einer gasdichten metallischen Folie, die anschließend luftleer gepumpt wird.
Die Kieselsäurepulverplatte ist für sich genommen schon ein sehr porenreiches Material, das gut dämmt. Diese Wirkung wird durch das Vakuum noch einmal deutlich verstärkt. Der Dämmstoffproduzent Isover bietet beispielsweise ein VIP, das mit einer Wärmeleitfähigkeit von bis zu 0,007 W/mK eine fünf Mal höhere Dämmwirkung ermöglicht als die leistungsfähigsten Mineralwolle-Produkte des Herstellers. Vielleicht hat es der eine oder andere auch gerade überlesen: Wir reden hier von einer Wärmeleitfähigkeit mit zwei (!) Nullen hinterm Komma.
Teuer und eher praxisfern

Auch diese VIPs für die Innendämmung sind beidseitig mit einer Schutzschicht kaschiert. Foto: Isover
Trotz solcher Wunderwerte werden VIPs im Bauwesen bisher eher selten eingesetzt. Obwohl sich mit den Platten hervorragende Dämmwirkungen mit konkurrenzlos schlanken Konstruktionen erzielen lassen. Die geringe Marktdurchdringung hängt einerseits damit zusammen, dass die Platten bisher relativ teuer sind. Und andererseits sind sie wegen ihrer großen Empfindlichkeit auch generell wenig praxistauglich für den rauen Baustellenalltag. Zudem erfordert die Verlegung der Platten ein spezielles Know-how, über das die meisten Verarbeiter noch gar nicht verfügen.
Man muss sich klarmachen: Bei einem VIP darf die umhüllende Folie nicht beschädigt werden, weil sonst Luft in den Dämmstoff fließt und die Vakuumwirkung aufhebt. Dass eine solche Platte auch dann immer noch ziemlich gut dämmen würde, steht auf einem anderen Blatt. Aber wer viel Geld für „Vakuum“ ausgibt, möchte natürlich auch Vakuumdämmung bekommen. Außerdem bringt die Funktionsweise der VIPs noch ganz andere Einschränkungen mit sich: Dass die Folien nicht beschädigt werden dürfen, bedeutet ja in der Praxis, dass die Dämmstoffplatten nicht baustellengerecht zugeschnitten werden können. Das gilt auch für moderne Produktvarianten, bei denen die VIPs beidseitig mit anderen Materialien wie Kunststoffschaum oder Gipskarton kaschiert sind. So etwas bietet zwar verstärkten Schutz vor ungewollten Beschädigungen, aber durchschneiden darf man die Platten natürlich trotzdem nicht.
Das Dämmen mit VIPs erfordert daher auch viel Vorplanung. Es empfiehlt sich, einen genauen Verlegeplan zu entwerfen, bei dem so wenige Lücken wie möglich in der Dämmebene entstehen. Solche Lücken lassen sich aber in den seltensten Fällen völlig vermeiden. Sie müssen mit weniger leistungsfähigen (zuschneidfähigen) Dämmstoffen gestopft werden.
Neue „Hybrid“-Platten
Die Baustoffindustrie hat in den letzten Jahren zunehmend versucht, das Dämmpotenzial von VIPs zu nutzen und zugleich ihre Schwächen zumindest abzumildern. Dabei wurden Vakuumplatten in der Regel mit anderen Materialien ummantelt, um einen höheren Schutz zu erzielen. So hat Saint-Gobain Weber vor ein paar Jahren eine EPS-Platte mit Vakuumdämmstoffkern für Wärmedämm-Verbundsysteme auf den Markt gebracht (Foto). Der Vorteil: Zumindest die Ränder dieser Platte können beschnitten und verdübelt werden, ohne dass der Vakuumkern beschädigt wird.
Auch VIPs für die Innendämmung mit zuschneidfähigen Kunststoffschaum-Rändern gibt es bereits. Solche Produkte erleichtern zumindest die Verarbeitung, freilich unter Inkaufnahme der Tatsache, dass die Dämmfläche eben nicht durchweg aus VIP-Material besteht. Solche Einschränkungen mag man verkraften. Schwieriger ist es da wahrscheinlich mit den Einschränkungen, die den Hausbewohnern abzuverlangen sind. Werden die VIPs als Innendämmung verarbeitet, müssen die Bewohner eingeweiht werden, wo genau die Platten verarbeitet wurden. Denn an diesen Stellen ist bei Bohrarbeiten oder beim Einschlagen längerer Nägel stets höchste Vorsicht geboten, damit die Vakuumdämmung nicht nachträglich beschädigt wird.