Die soziale Dimension des nachhaltigen Bauens
Während bis vor ein paar Jahren vor allem Großobjekte wie Verwaltungs- und Bürobauten nach dem vielschichtigen Konzept des nachhaltigen Bauens errichtet wurden, hört man in den letzten Jahren auch immer häufiger von kleineren Wohnobjekten, die sowohl in ökologischer und ökonomischer als auch in sozialer Hinsicht ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Ein Musterbeispiel dafür ist das Mehrfamilienhaus Kirchrainweg im schweizerischen Kriens, das kürzlich mit dem Hans-Sauer-Preis 2014 in der Kategorie Neubau ausgezeichnet wurde (siehe Foto). Der Preis wird von der Münchner Hans-Sauer-Stiftung vergeben. Diese fördert nach eigenen Angaben Erfindungen und Projekte, die “erkennbare Verbesserungen für die natürliche Umwelt und die menschliche Gesundheit versprechen“.
Beispielhaftes Schweizer Wohnhaus
Das Holzhaus mit insgesamt fünf Wohneinheiten ist Teil eines neuen Wohngebiets, das derzeit auf dem ehemaligen Areal der Werkzeugfabrik Bollmann direkt im Zentrum von Kriens entsteht. Der von der Schweizer Aardeplan AG geplante Bau kombiniert eine klimaneutrale Energieversorgung, ein Car-Sharing-Konzept sowie eine recycling- und demontagefähige Konstruktionsweise mit einer hohen Flexibilität bei der Raumnutzung. Vor allem aber erfüllt das Haus auch höchste Ansprüche an die soziale Nachhaltigkeit. Das beginnt bereits mit dem zentralen Siedlungsplatz, über den alle Bauten des Areals erschlossen werden und der künftig zum kommunikativen Treffpunkt für die Bewohner des Wohngebiets werden soll. Das Viertel bietet wegen seiner zentralen Lage zudem eine gute Anbindung an Einkaufsmöglichkeiten, soziale und kulturelle Treffpunkte, Schulen und natürlich auch an den öffentlichen Nahverkehr.
Beim Holzhaus von Aardeplan ist das Erdgeschoss barrierefrei zugänglich, und alle anderen Geschosse sind auch per Fahrstuhl erreichbar. Sämtliche Treppenhäuser und Eingangsbereiche zu den Wohnungen sind gut ausgeleuchtet und so großzügig geplant, dass man auch Kinderwagen und Fahrräder problemlos vor der Wohnungstür abstellen kann. Jede Wohneinheit hat ein WC, das auch für Rollstuhlfahrer gut nutzbar ist. Die Lage und Größe der Fenster sorgt für angenehme Tageslichtverhältnisse. Damit die Räume im Sommer vor Überhitzung geschützt sind, kamen Wandmaterialien mit hoher Wärmespeicherkapazität und effektive Sonnenschutzvorrichtungen zum Einsatz. Im gesamten Innenbereich wurde konsequent auf lösemittelhaltige Werkstoffe, Klebstoffe und Anstriche verzichtet. Außerdem sind die Elektroleitungen so verlegt, dass Strahlungsbelastungen gering bleiben, und baulich hat man alles daran gesetzt, dass ein hoher Schallschutz selbst bei tiefen Frequenzen garantiert ist.