RM Rudolf Müller
Ringdrainagen auf Höhe des Fundaments

Ringdrainagen werden auf Höhe des Fundaments eingebaut – an Gebäudeecken sind Spül-, Kontroll- und Sammelschächte vorzusehen. Foto/Grafik: Fränkische

 
Entwässerung
17. Oktober 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Erklärt: Gebäudedrainage

Einen Aspekt der Gebäudeentwässerung haben wir in den bisherigen Beiträgen zu diesem Thema noch nicht behandelt: die so genannte Gebäudedrainage. Diese wird eingesetzt, um Vernässungen im Bereich erdberührter Bauteile zu verhindern. Dazu wird Wasser aus dem Erdreich mithilfe von Drainagerohren „eingesammelt“ und auf geeignete Versickerungsflächen abgeleitet. Die Anforderungen an solche Drainagesysteme sind in der DIN 4095 beschrieben.

Bei Häusern mit Keller befindet sich ein Teil der Gebäudehülle unterhalb der Geländeoberfläche und muss daher vor Feuchtigkeit aus dem Erdreich geschützt werden. Dabei kann es sich zum Beispiel um Niederschlagswasser handeln, dass sich im oberflächennahen Bereich aufstaut oder auch um hoch gelegenes Grundwasser. Es gilt zu verhindern, dass solche Nässe in die Außenwände des Kellers aufsteigt. Denn feuchte Wände erzeugen nicht nur ein unbehagliches Raumklima und eine erhöhte Schimmelpilzgefahr, sondern sind auch eine ernsthafte Gefahr für das Mauerwerk. Das Wasser aus dem Boden enthält nämlich viele Salze, die sich im Mauerwerk anreichern, wenn die Feuchtigkeit in der warmen Jahreszeit verdunstet. Bei Trockenheit kristallisieren die Salze aber aus, vergrößern dabei ihr Volumen und können auf diese Weise große Schäden an Wandputz und Mauerwerk erzeugen.

Abdichtung und Drainage

Wo der Grundwasserpegel durchgängig höher liegt als das Gebäudefundament, ist es vorgeschrieben, das Bauwerk absolut wasserdicht abzudichten. Das kann zum Beispiel mithilfe einer „weißen Wanne“ passieren, bei der Außenwände und Bodenplatte aus wasserundurchlässigem Beton sind. Aber auch wenn keine weiße Wanne notwendig ist, werden erdberührte Bauteile normalerweise abgedichtet – etwa mithilfe von Dichtungsbahnen oder speziellen Flüssigbeschichtungen. Diese Sperrschichten werden sowohl horizontal unter das Fundament als auch vertikal auf den Kelleraußenwänden eingebaut.

Die zuletzt genannten Formen der Bauwerksabdichtung sind in der DIN 18195 festgelegt. Die Gebäudedrainage, um die es in diesem Beitrag geht, wird dagegen in DIN 4095 beschrieben. Sie ist nicht etwa eine Alternative zur Bauwerksabdichtung, sondern nur eine mögliche Ergänzung. Sie kommt auf Grundstücken mit relativ hoher Wasserbelastung zum Einsatz und dient nicht zuletzt dem Zweck, die Abdichtungsschichten vor zu hoher Belastung zu schützen. Das ist der Fall, wenn sich im Bereich der Kelleraußenwände häufig Stauwasser sammelt.

Schutz durch Ringdrainage

Querschnitt durch Hauswand und Erdreich mit typischer Gebäudedrainage

Querschnitt durch Hauswand und Erdreich mit typischer Gebäudedrainage nach DIN 4095.

Der technische Standard bei der Gebäudedrainage ist die Rohrdrainage. Dabei wird das Wasser in Gebäudenähe letztlich durch Kunststoffrohre abgeleitet, die in Höhe des Fundaments im Erdreich eingebaut werden. Diese haben kleine Löcher oder Schlitze, durch die Feuchtigkeit in das Rohrinnere eindringen kann. Die Drainagerohre werden mit einem Mindestgefälle von 0,5 % ringförmig um das zu schützende Gebäude herum geführt – daher spricht man auch von Ringdrainage. Bei Häusern mit einer Grundfläche von mehr als 200 qm sind zusätzliche Drainagerohre unterhalb des Fundaments vorgeschrieben. Diese werden ebenfalls an den Ring angeschlossen.

Die Reinigung und Wartung des Systems erfolgt über senkrechte Rohrschächte, die in den Drainagering integriert werden (siehe Foto). Diese Schächte sind grundsätzlich an allen Stellen einzubauen, an denen die Drainageleitung einen Richtungswechsel erfährt – also zum Beispiel an den Hausecken. Die DIN 4095 fordert zudem, dass Rohrschächte im Verlauf der Drainage mindestens alle 50 Meter vorzusehen sind. Über die Schachtzugänge können die Rohre kontrolliert und zwecks Reinigung durchgespült werden. Außerdem haben die Schächte Anschlussstellen für Rohre, mit denen das Wasser auf die vorgesehenen Versickerungsflächen geleitet wird.

Kiesschicht und Filtervlies

Die beschriebenen Rohre sind aber nur ein Teil der Gebäudedrainage. Notwendig ist auch eine wasserdurchlässige Schicht rund um das Haus. Diese wird meist aus Kies hergestellt und stellt sicher, dass das Sickerwasser auch tatsächlich seinen Weg bis zu den Drainagerohren findet. Die Kiesschicht, in die die Rohre eingebettet werden, wird ihrerseits mithilfe eines Filtervlieses ummantelt. Dadurch wird die wasserdurchlässige Schicht vor Verschlammung durch Feinmaterial aus dem angrenzenden Bodenbereich geschützt. Das ist notwendig, damit die Kiesschicht dauerhaft wasserdurchlässig bleibt und nicht mit der Zeit „verstopft“. Das Vlies wird auch an der Gebäudeaußenwand bis zur Geländeoberkante hoch geführt (siehe Grafik).

Drainagewasser und Kanalisation

Das von der Ringdrainage gesammelte Wasser soll, wie bereits erwähnt, an anderer Stelle auf dem Grundstück versickern. Es ist nämlich in der Regel verboten, das Drainagesystem an die Kanalisation anzuschließen. Das gilt insbesondere für die in Deutschland nach wie vor vorherrschende Mischkanalisation, bei der Schmutz- und Regenwasser im selben Kanal abgeleitet wird. Durch den Ausschluss von Drainagewasser wollen die Kommunen einer Überlastung der Klärwerke vorbeugen. Etwas anders sieht es in Gemeinden aus, in denen es eine getrennte Schmutzwasser- und Regenwasserkanalisation gibt. Letztere leitet Niederschlagswasser separat in das nächstgelegene Gewässer ab. Das Ableiten von Drainagewasser in eine Regenwasserkanalisation ist nicht grundsätzlich verboten, muss aber meist genehmigt werden. Näheres regeln die Entwässerungssatzungen der Kommunen.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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