RM Rudolf Müller
Verarbeitung von Kalksandstein Kleinformaten

Der schwere, dichte Wandbaustoff Kalksandstein steht für hohen Schallschutz, aber auch für eine gute Wärmespeicherfähigkeit.

Fassade und Massivbau
02. April 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Kalksandstein: Hohe Wärmespeicherung trotz geringer Wärmedämmung?

Mauerwerk aus Kalksandstein gehört in Deutschland zu den beliebtesten Wandbaustoffen, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Schallschutzeigenschaften. In Sachen Wärmedämmung schneidet das Material dafür nicht so gut ab. Trotzdem wirbt die Kalksandsteinindustrie mit dem hohen Wärmespeichervermögen der Steine. Wir klären diesen vermeintlichen Widerspruch auf.

Hohe Dichte durch Wasserdampfdruck

Kalksandsteine werden aus gebranntem Kalk, Sand und Wasser hergestellt. Das sind übrigens dieselben Bestandteile, die man auch für Kalkputz verwendet. Dass am Ende ein Stein und kein Putzmörtel heraus kommt, erreicht man durch einen deutlich höheren Sandanteil, vor allem aber durch ein spezielles Erhärtungsverfahren bei der Produktion von Kalksandstein.
Nachdem das Rohstoffgemisch nämlich eine vollautomatische Presse durchlaufen hat, wo die Formgebung der jeweiligen Steinformate erfolgt, verbringen die Rohlinge etwa vier bis acht Stunden lang in einer circa 200 Grad heißen Wasserdampfatmosphäre. Durch den Dampfdruck wird nun Kieselsäure von der Oberfläche der Sandkörner angelöst. Diese Kieselsäure wiederum reagiert mit dem Bindemittel Kalkhydrat, das zuvor beim „Löschen“ des Branntkalks mit Wasser entstanden war, zu Calciumsilikathydrat. Dadurch erhält der Stein letztlich sein festes Gefüge.

Schallschutz und Wärmespeicher

Schwere Wandbaustoffe stehen generell für einen guten Schallschutz und eine hohe Tragfähigkeit, man sagt ihnen aber auch sehr gute Wärmespeicherfähigkeiten nach. Mauerwerk mit hoher Dichte ist grundsätzlich in der Lage, überschüssige Wärme aus dem Innenraum zu speichern und sie erst wieder an den Raum abzugeben, wenn die Zimmertemperatur abkühlt. Massereiche Baustoffe wirken dadurch wärmeregulierend und schützen zum Beispiel im Sommer vor einer Überhitzung der Räume.

Plattenversatz bei einer Gebäudeecke

Wird Kalksandstein für Außenwände eingesetzt, empfiehlt sich eine zusätzliche Wärmedämmung – in diesem Fall ein Wärmedämmverbundsystem mit Mineraldämmplatten. Fotos: Xella

Aber wieso ist das eigentlich so? Schließlich hat doch Kalksandstein eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit als zum Beispiel poröse Ziegel oder Porenbetonsteine. Wenn es draußen kalt und in der Wohnung warm ist, geht die Wärme daher relativ schnell durch das schwere Mauerwerk verloren, wenn die Außenwand nicht zusätzlich gedämmt wurde.

Zusatzdämmung notwendig

Die Sache mit der Dämmung ist genau der springende Punkt, um unseren vermeintlichen Widerspruch aufzulösen. Denn natürlich ist Kalksandstein kein guter Wärmespeicher, wenn das Material nicht auf der Gebäudeaußenseite gedämmt wird. Ohne Dämmung würde sich die Wärme in dem dichten Steingefüge relativ schnell ausbreiten und auf der kalten Wandseite verpuffen.

Wenn aber von außen gedämmt wird – dem Wärmeabfluss also ein Riegel vorgeschoben wird – dann kann Kalksandstein gerade wegen seiner hohen Wärmeleitfähigkeit die Raumwärme gut aufnehmen und wieder abgeben. Poröse Wandbaustoffe dagegen enthalten viel Luft, und die hat eine besonders geringe Wärmeleitfähigkeit. Wärme wird in diesen leichteren Materialien also deutlich langsamer transportiert. Dadurch können sie sich nicht so schnell aufwärmen beziehungsweise abkühlen wie zum Beispiel Kalksandstein.


Mehr zum Thema Massivbau finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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