
Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen überzeugt durch seine hervorragende Wärmedämmung bei gleichzeitig relativ hoher Festigkeit (2 bis 20 N/mm². Foto: KLB
Leichtbeton: Bims wird zunehmend durch andere Zuschläge ersetzt
Der „Bundesverband Leichtbeton e.V.“ trägt seinen Namen erst seit 2006. Zuvor hieß der Zusammenschluss deutscher Leichtbetonhersteller 75 Jahre lang „Verband Rheinischer Bimsbaustoffwerke“. Diese Namensänderung verweist auf zwei Tatsachen. Einerseits ist die Geschichte der deutschen Leichtbetonindustrie eng mit den rheinischen Bimsabbaugebieten nördlich von Koblenz verbunden, andererseits nimmt die Bedeutung von Bims als Leichtzuschlag zunehmend ab.
Zement, Wasser und Gesteinskörnungen – so lautet die allgemeine Formel für Beton. Leichtbeton unterscheidet sich davon nur dadurch, dass besonders leichte, porenreiche Gesteinskörnungen – so genannte Leichtzuschläge – zum Einsatz kommen. Das Ziel dabei ist, Baustoffe mit einer hohen Wärmedämmung herzustellen. Für den Wohnungsbau werden in der Regel so genannte haufwerksporige Mauersteine eingesetzt. Bei diesen sind die Zwischenräume zwischen den Gesteinskörnern nicht vollständig mit Zement gefüllt. Die einzelnen Partikel werden nur punktuell miteinander verkittet, sodass sich zusätzlich zu den Poren innerhalb der Gesteinskörnungen weitere Hohlräume im Mauerwerk ergeben. Dadurch wird der Leichtbeton noch leichter – die Rohdichte der Steine liegt durchschnittlich bei 400 kg/m³ – und somit auch noch stärker wärmedämmend.
Naturbims als Leichtzuschlag
Vor allem in den Aufbaujahren nach dem zweiten Weltkrieg erlebten Leichtbetonsteine einen regelrechten Boom. Damals sprach man meist von Bimssteinen, weil Bims der am häufigsten verwendete Leichtzuschlag war. Bims ist ein Vulkangestein, das bis 85% aus Luftporen besteht und daher extrem leicht ist. Es schwimmt sogar auf Wasser.
Größere Bimsvorkommen gibt es in Deutschland allerdings nur im Neuwieder Becken nördlich von Koblenz. Dort entstand das Gestein vor rund 12.000 Jahren als Folge eines Vulkanausbruchs. Die glühende Lava wurde damals kilometerweit aus dem Vulkankrater geschleudert und dabei durch Wasserdampf und Kohlendioxid aufgeschäumt. Die abgekühlte Lava bildete in der Region rund um den ehemaligen Vulkankrater eine bis zu 7m dicke Bimsschicht.
Da sich über diesen Naturbims im Laufe der Jahrhunderte nur noch eine relativ dünne Mutterbodenschicht entwickelte, war er leicht abzubauen, was insbesondere im 20. Jahrhundert auch zunehmend geschah. Als Folge davon gelten die Bimsvorkommen im Neuwieder Becken mittlerweile als weitgehend erschöpft. In der Zeit des großen Bimsstein-Booms nach dem zweiten Weltkrieg glaubten viele Experten, dass die Vorkommen bereits um das Jahr 2000 zur Neige gehen könnten, heute rechnet man eher damit, dass mit dem Abbau um 2030 Schluss sein könnte.
Industrielle Alternativen

Haufwerksporiger Leichtbeton mit porigen Zuschlägen. Foto: Bundesverband Leichtbeton
Angesichts des absehbaren Endes des deutschen Bimsabbaus musste sich die Leichtbetonindustrie natürlich nach Alternativen umsehen. Während des Baubooms in den 1990er-Jahren wurde verstärkt Bims aus der Türkei und Griechenland importiert. Hinzu kommt der zunehmende Einsatz von industriell hergestellten Zuschlagsstoffen als Alternative. Einige dieser Zuschläge – wie zum Beispiel Blähton und Blähschiefer – basieren auf natürlichen Rohstoffen, die dann industriell weiterverarbeitet werden. Andere Zuschläge, wie zum Beispiel Blähglas, das aus recyceltem Altglas besteht, sind vollständig künstlicher Natur. Allerdings erfordert die Herstellung dieser Leichtzuschläge einen höheren Energieaufwand. Ton, Schiefer oder auch Altglas werden in gemahlener Form bei Temperaturen zwischen 800 und 1200 Grad aufgeschäumt, damit extrem leichte, porenreiche Materialien entstehen.
Wenn die Leichtbetonindustrie künftig verstärkt auf industriell hergestellte Zuschlagsstoffe angewiesen ist oder Naturbims aus fernen Ländern importiert, hat das natürlich Auswirkungen auf die Ökobilanz der Mauerwerksteine. Mit deutschem Naturbims hat man bisher ein Material, das als Leichtzuschlag bereits fix und fertig vorliegt. Ein Geschenk der Natur sozusagen, ein Gratis-Blähprozess durch Vulkanausbruch. Doch auch wenn Leichtbetonsteine künftig energieintensiver hergestellt werden sollten, bleiben sie doch ein vergleichsweise nachhaltiger Baustoff. Der Wasser- sowie Energieverbrauch für ihre Herstellung bleibt auch künftig relativ gering, und außerdem ist das Material vollständig recycelbar.