RM Rudolf Müller
Bei ihrem Traumbad schwören 45 % der Befragten auf die Farbe Weiß. Foto: VDS

Bei ihrem Traumbad schwören 45 % der Befragten auf die Farbe Weiß. Foto: VDS

Forschung, Technik und Trends
16. Januar 2018 | Artikel teilen Artikel teilen

Studie: Die Deutschen und ihr Bad

Für die Sanitär- und Fliesenbranche ist es verlockend zu wissen, wie es in Deutschlands Badezimmern derzeit aussieht und welche Pläne zur Badgestaltung die Bundesbürger haben. Normalerweise handelt es sich hier aber um für die Öffentlichkeit unsichtbare Privatwelten. Die neue Bad-Grundlagenstudie der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft gewährt aber einige interessante Einblicke.

Die im Herbst 2017 vorgestellte Grundlagenstudie zur Situation der deutschen Bäder wurde bereits zum siebten Mal durchgeführt. Im Auftrag der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) hat das Forsa-Institut diesmal rund 3.000 Personen ab 18 Jahren im Rahmen einer Online-Erhebung befragt. Die als repräsentativ geltende Untersuchung liefert Angaben darüber, wie zufrieden die Deutschen mit ihrem Bad sind und wie intensiv sie es nutzen. Sie erlaubt zudem Rückschlüsse auf das Modernisierungsniveau der Nasszellen und bietet Einblicke in badbezogene Erwartungen, Meinungen und Wünsche der Verbraucher.

Größe und Ausstattung

Bei der Online-Befragung wurde auch die Größe des Bades abgefragt. Durchschnittlich sind es 9,1 qm. Zum Vergleich: 2006 waren es nur 7,8 qm. Aber solche Durchschnittswerte sagen nicht viel über die real existierenden Bäder aus. Man weiß eben bei durchschnittlichen Angaben nicht, wie viele Ausreißer nach oben und unten es tatsächlich gab.

Immerhin lässt sich der Grundlagenstudie von 2017 entnehmen, dass die Badflächen bei Mietern unter dem Mittelwert lagen (8,2 qm), dasselbe gilt für Wohnungseigentümer (8,6 qm). Nur bei den Hausbesitzern übertrafen sie den Durchschnitt (10,3 qm). Was die Ausreißer nach unten betrifft: Immerhin 8,9 Millionen Badezimmer (21 %) haben hierzulande eine Fläche von weniger als 6 qm. Elf Millionen (26 %) gehören dagegen der „Komfortklasse“ von über 10 qm an.

Ein recht detailliertes Bild vermittelt die Studie zur Ausstattung der deutschen Bäder. Nach der Befragung verfügen fast alle Bäder über ein Waschbecken mit Armatur und ein WC (jeweils 98 %) sowie über einen Spiegel oder Spiegelschrank (94 %). Sehr häufig sind zudem Badmöbel (79 %) und Badewanne (76 %). Vielleicht schon etwas überraschender: Nur 53 % der deutschen Bäder verfügen über eine Duschabtrennung. Nicht so erstaunlich ist dagegen die schwächere Präsenz von Handtuchheizkörpern (41 %), Bidets (6 %), Urinalen (3 %) und Dusch-WCs (2 %). Deutlich zugelegt haben in den letzten Jahren die bodengleichen Duschen. Laut Badstudie 2017 gibt es sie bereits in 17 % aller Bäder. Bei der Befragung von 2011 waren es nur 7 %.

Bewertung des Ist-Zustandes

So sah die Ausstattung deutscher Badezimmer im Jahr 2017 aus.

So sah die Ausstattung deutscher Badezimmer im Jahr 2017 aus.

Die Deutschen wünschen sich von ihrem Badezimmer insbesondere, dass sie es in jeder Lebensphase bequem nutzen können. Bei der Befragung wurde besonders häufig der Wunsch geäußert, dass das Bad praktisch und funktional sowie qualitativ hochwertig sein soll. Offenbar erfüllen viele Bäder bereits heute diese Erwartungen. In der Badstudie bezeichneten nämlich 94 % der Befragten ihr vorhandenes Bad als zweckmäßig und funktional, 84 % nannten es pflegeleicht.

Mit ihrem jetzigen Bad sind laut Studie 81 % der Bundesbürger zufrieden. Das bedeutet aber nicht, dass beim Thema Badezimmer in Deutschland im Großen und Ganzen alles okay wäre. Wie oben bereits ausgeführt, wurde auch die real vorhandene Ausstattung der Bäder abfragt. Aus den erhobenen Daten folgert die Studie, dass aktuell lediglich 17 % der Bäder „voll und ganz“ für ältere Menschen bequem nutzbar sind. Demzufolge wäre nur in etwa 6 Mio. der insgesamt 36 Mio. bewohnten Wohnungen in Deutschland ein Bad vorhanden, das die Bezeichnung „altersgerecht“ ohne Abstriche verdient.

Modernisierungsniveau

Nur 17 % der Bäder waren zum Zeitpunkt der Befragung „voll und ganz“ für ältere Menschen bequem nutzbar.

Nur 17 % der Bäder waren zum Zeitpunkt der Befragung „voll und ganz“ für ältere Menschen bequem nutzbar.

19 % der Befragten gaben an, dass sie mit der Ist-Situation in ihrem Bad unzufrieden sind. Das entspricht laut Studie einer Anzahl von etwa 8,8 Millionen Bädern. Als Kritikpunkte wurden am häufigsten genannt, dass das Bad zu klein (85 %), renovierungsbedürftig (49 %) und nicht altersgerecht ist (33 %). 25 % der Befragten monierten das Fehlen einer separaten Dusche, 20 % vermissten ein Fenster. Aus der repräsentativen Befragung leiten die Forscher ab, dass es in Deutschland knapp 18 Millionen Bäder gibt, die noch nie erneuert wurden. Sie sind im Durchschnitt knapp 20 Jahre alt. Zwei Millionen Bäder seien sogar seit mehr als 30 Jahren „unberührt“.

Die beschriebenen Zahlen deuten auf einen gewaltigen Modernisierungsstau hin, der für die Zukunft positive Effekte beim Absatz von Baustoffen und Sanitärprodukten fürs Bad erhoffen lässt. Die Studie hat auch nach Modernisierungsplänen gefragt: Demnach planen 16,7 Millionen Deutsche ab 18 Jahren bis 2019 Veränderungen beziehungsweise Anschaffungen im Bad. 6,2 Millionen davon streben eine Komplett- oder Teilrenovierung an, während 10,5 Millionen nur einzelne Ausstattungsgegenstände austauschen wollen.

Wünsche an das Bad

Dass 81 % der Bundesbürger mit ihrem jetzigen Bad zufrieden sind, bedeutet noch lange nicht, dass sie bereits über ihr „Traumbad“ verfügen würden. Ein in der Befragung häufig geäußerter Wunsch war, dass das eigene Bad auch zum Entspannen und Wohlfühlen geeignet sein sollte. Zu den am häufigsten geäußerten Wünschen zählen mehr Tageslicht und eine große Badewanne. Bei den Farben bleibt Weiß am beliebtesten. Darauf schwören immerhin 45 % der Badbesitzer.

Die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft leitet aus ihrer Studie auch Zukunftstrends ab. Nach dem altersgerechten, möglichst barrierefreien Bad könnte das „Bad als Gesundbrunnen“ zum nächsten realen Markttrend avancieren – heißt es in der Studie. Dagegen habe die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Digitalisierung im Bad bei den Deutschen gegenwärtig kaum Chancen.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

Was versteht man unter Universal Design?

Egal ob jung oder alt, klein oder groß, körperlich behindert oder nicht: Produkte mit Universal Design zeichnen sich dadurch aus,...

mehr »
 

Glassteine: Eigenschaften und Einsatzbereiche

Lichtdurchlässig und innen hohl: Glassteine sind sehr spezielle Wandbildner, die aber stets ihre Liebhaber und Einsatzbereiche hatten. Und das sowohl...

mehr »
 

Herausforderung Schwimmbadbau

Vom Betonkörper bis hin zum Eindichten und Verlegen Hinweise, Planung, Ausführung – der Schwimmbadbau kann für einen Fliesenleger kurzerhand zu...

mehr »
Nach oben
nach oben