
Nur 28 % der Europäer lüften ihre Wohnung im Winter mehr als einmal täglich. Abbildungen: Velux
Studie: Wie wichtig ist uns Wohngesundheit?
Velux hat eine Studie unter 12.000 Europäern aus zwölf Ländern durchgeführt – unter anderem zum Thema Wohngesundheit. Die Ergebnisse zeigen eine große Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Die meisten Befragten gaben zwar an, dass ihnen gesundes Wohnen viel bedeutet, sie sind aber nicht besonders aktiv, wenn es darum geht, dafür konkrete Maßnahmen in ihren eigenen vier Wänden zu ergreifen.
Im Oktober 2014 führten die Beratungsfirmen Operate A/S und Wilke im Auftrag der Velux-Gruppe erstmals eine repräsentative Studie zu Einstellung und Verhalten europäischer Bürger in Bezug auf Wohngesundheit, heimischen Komfort, Energieverbrauch und Auswirkungen auf die Umwelt durch. Befragt wurden jeweils 1.000 Personen aus den zwölf Ländern Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Tschechien, Polen, Dänemark, Niederlande, Italien, Ungarn, Norwegen und Großbritannien – insgesamt also 12.000 Europäerinnen und Europäer. Als Ergebnis wurde im März 2015 das Healthy Homes Barometer 2015 veröffentlicht. Die Studie soll künftig jährlich wiederholt werden.
Kriterien für Gesundheit
Die Teilnehmer der Studie wurden per Fragebogen unter anderem dazu aufgefordert, die aus ihrer Sicht wichtigsten Kriterien auszuwählen, die eine Rolle dabei spielen, gesund zu bleiben. Kleine Überraschung: Dabei landeten Kriterien wie gesunder Schlaf, frische Luft und ausreichend Tageslicht auf den vorderen Plätzen, noch vor Kriterien wie „Nichtrauchen“ und „regelmäßige sportliche Betätigung“. Die Befragten hielten frische Innenraumluft sogar für bedeutsamer für ihre Gesundheit als regelmäßiges Essen von Obst und Gemüse.
Da die Kriterien gesunder Schlaf, frische Luft und ausreichend Tageslicht direkt oder indirekt von einer gesunden Wohnsituation abhängen, folgern die Autoren der Studie, dass die Europäer Wohngesundheit als etwas sehr Bedeutsames einstufen. Die hohe Einstufung dieser Kriterien ist insofern erstaunlich, weil die Thematik eines gesunden Wohnumfeldes ja viel seltener öffentlich diskutiert wird als zum Beispiel die Gefahren des Rauchens, mangelnde Bewegung oder ungesunde Ernährung.
Trotzdem scheinen die meisten Europäer ein Bewusstsein dafür zu haben, dass ihr Wohnumfeld einen großen Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Und sie haben Recht damit. Zumindest legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass eine schlechte Innenraumluft häufig Ursache für Krankheiten, Allergien oder Ermüdungszustände beim Menschen sind. „Als Menschen besitzen wir anscheinend ein intuitives Verständnis dafür, welche Bedeutung unser Wohnumfeld für unsere Gesundheit hat“, freut sich Michael K. Rasmussen, Marketingleiter der Velux-Gruppe.
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis

Einige zentrale Ergebnisse der Studie.
Wohngesundheit ist uns Europäern also sehr wichtig. Zumindest sagen wir das, wenn wir befragt werden. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir uns auch entsprechend verhalten. Das Healthy Homes Barometer (HHB) zeigt nämlich zum Beispiel auch, dass viele Europäer ihre Wäsche im Haus trocknen, trotz des dadurch steigenden Risikos für Atemwegserkrankungen durch ein höheres Feuchtigkeitsniveau und der Gefahr der Schimmelbildung in den eigenen vier Wänden. Weiterhin ergab die Befragung, dass viele Europäer nicht in absoluter Dunkelheit schlafen, mit der Folge, dass sie sich nicht so gut erholen. „Schlafen in völliger Dunkelheit ist sehr wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden“, sagt Michael K. Rasmussen.
Am erschreckendsten aber ist folgendes Studienergebnis: Nur 28% der Europäer lüften ihre Wohnung im Winter mehr als einmal täglich. Für eine gute Innenraumluftqualität wäre das aber dringend notwendig. Selbst in Haushalten, in denen Menschen mit Allergien oder Asthma leben, ist das erstaunlicherweise nicht anders. Wobei es große Unterschiede in den einzelnen Ländern gibt. Das HHB entlarvt die Briten als Europas größte „Lüftungsmuffel“. In Großbritanniens Wohnungen wird im Winter nur in 11 % der Haushalte mehrmals pro Tag in mindestens einem Raum gelüftet. In Frankreich liegt die Zahl bei 19 %, Deutschland steht mit 46 % noch relativ gut da, und die Tschechen sind mit 51 % Europas Lüftungs-Champions.
Europäer sind zu optimistisch
Aber auch in Tschechien lüften im Winter eben 49% der Menschen maximal einmal pro Tag. Das ist viel zu wenig, insbesondere wenn man bedenkt, dass sich der moderne Mensch mehr als 90% des Tages in geschlossenen Räumen aufhält. Eine ausreichende Wohnraumbelüftung gehört unter diesen Umständen ebenso zu einem gesunden Lebensstil wie eine gesunde Ernährung oder der Gang ins Fitnessstudio.
Die Ergebnisse des HHB enthüllen letztlich ein Paradox: Einerseits halten die Menschen in Europa ein gesundes Wohnumfeld für sehr bedeutsam. Andererseits verhalten sich viele aber nicht entsprechend. Der Studie zufolge liegt das daran, dass offenbar viele Europäer ihre eigene Wohnsituation viel zu optimistisch einschätzen. 78% äußern sich nämlich zufrieden mit der Luftqualität in ihren derzeitigen Wohnungen. Diese Zufriedenheit führt zu Inaktivität. „Es gibt noch einiges zu tun, wenn es um die Verbreitung von Wissen und Informationen zum Thema gesundes Wohnen geht“, meint daher Marketingleiter Michael K. Rasmussen.