RM Rudolf Müller
Formenvielfalt: „Hundeknochen“-Optik, Sechseck, organisches Design.

Formenvielfalt: „Hundeknochen“-Optik, Sechseck, organisches Design.

GaLabau und Tiefbau
28. Januar 2016 | Artikel teilen Artikel teilen

Betonstein-Beläge: Was versteht man unter Verbundpflaster?

Früher waren Beton-Pflastersteine stets rechteckig. Auch heute noch dominiert dieser Klassiker unsere Straßen, Wege und Plätze. Doch auf Parkplätzen und anderen stark beanspruchten Flächen haben sich daneben so genannte Verbundpflastersteine etabliert. Unser Baustoff-Know-how-Beitrag erklärt, was man darunter versteht.

Verbundpflaster gibt es in unterschiedlichsten Formen. Das Spektrum reicht vom so genannten Doppel-T-Pflaster – wegen seiner Form oft auch als „Hundeknochen“ bezeichnet – über sechseckige sowie S- oder L-förmige Steine bis hin zur organisch wirkenden Stein-Geometrie mit wellenförmigen, winkellosen Seitenflächen.

Verschiebschutz durch Verzahnung

Bei aller Vielfältigkeit der Formen haben alle Verbundpflastersteine eins gemeinsam: Sie sind eben nicht einfach rechteckig beziehungsweise quadratisch, sondern zeichnen sich durch unregelmäßigere Formen aus. Diese werden von den Herstellern nicht in erster Linie aus optischen Gründen gewählt, sondern um ihrer Funktion willen.

Denn während es bei Belägen aus rechteckigen Steinen bei hoher horizontaler Belastung – zum Beispiel durch Autoverkehr – schnell zu einem gegenseitigen Verschieben benachbarter Steine kommen kann, bieten die Verbundpflastersteine einen höheren Verschiebeschutz. Das liegt daran, dass die einzelnen Steine untereinander besser verzahnt sind. Sie liegen aufgrund ihrer Form nicht einfach nur nebeneinander, sondern es greifen immer zwei oder mehrere benachbarte Steine ineinander. Dadurch wird ein „Wandern“ des Belags erschwert, es entsteht ein stabilerer Flächenverbund – daher auch der Name Verbundpflaster.

Aufgrund dieses höheren Verschiebeschutzes kommt Verbundpflaster vor allem auf stark beanspruchten Flächen wie Parkplätze und Garagenauffahrten, aber auch auf Industriearealen zum Einsatz. Denn horizontale Belastungen, die das Verschieben der Steine begünstigen, entstehen insbesondere durch Bremsen und Beschleunigen von Fahrzeugen sowie durch die Lenkvorgänge beim Einparken. Die dabei entstehenden Schubkräfte werden von den Autoreifen auf die Steine und schließlich über die Fugen von Stein zu Stein weitergeleitet.

Bedeutung der Fugen

Verbundpflastersteine werden häufig auf Parkplätzen verlegt. Fotos: Grimm

Verbundpflastersteine werden häufig auf Parkplätzen verlegt.
Fotos: Grimm

Die Bedeutung der Fugen zwischen den Pflastersteinen darf nicht unterschätzt werden. Allein durch die geometrische Verzahnung der Betonsteine ließe sich ein Verschieben bei hohen Schubkräften sicher nicht verhindern. Es kommt auch darauf an, dass die Fugen zwischen den Belagsmaterialien stabil ausgeführt werden. Als Füllungsmaterial sollten daher möglichst harte Gesteinskörnungen zum Einsatz kommen. Die notwendige Breite der Fugen wird übrigens in DIN 18318 festgelegt. Für Pflastersteine bis zwölf Zentimeter Steindicke beträgt das Fugenmaß drei bis fünf Millimeter, darüber hinaus fünf bis acht Millimeter.

Eine korrekt ausgeführte Fuge muss zwar eine gewisse Elastizität aufweisen, um belastende Horizontalkräfte abfedern zu können. Aber andererseits darf das Fugenmaterial eben auch nicht so weich sein, dass es bei hohen Horizontalbelastungen einfach zusammengedrückt wird.

Alternative Verschiebesicherungen

Außer durch ineinandergreifende Verbundformen an der Pflasteroberfläche erhöhen viele Hersteller den Verschiebewiderstand ihrer Beläge auch durch zusätzliche Produkteigenschaften. So verfügen etliche Pflaster über rutschhemmende Rillen an ihrer Unterseite oder über spezielle Verschiebesicherungen an den unteren Seitenflächen der Steine. Das sind dann meist so genannte Verbundnocken, die eine Verzahnung mit benachbarten Steinen ermöglichen.

Diese Verzahnung über Verbundnocken ist – anders als bei den Verbundpflastersteinen – im fertigen Pflasterbild nicht mehr sichtbar. Die Nocken verschwinden nämlich unter dem Fugenmaterial. Pflastersteine mit Verbundnocken findet man nicht zuletzt häufig bei den rechteckigen Belägen. Auf diese Weise lassen sich Betonsteinpflaster-Flächen mit hohem Verschiebeschutz realisieren, ohne das man dafür auf die klassische Form verzichten muss. Rechteckige Steine werden nämlich auch heute noch oft bevorzugt, einfach weil sie ein ruhigeres Flächenbild vermitteln.


Mehr Infos zum Thema Beton finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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