RM Rudolf Müller
Stützmauer für angrenzendes Erdreich

Gartenmauern werden freistehend oder – wie auf diesem Foto – als Stützmauern für angrenzendes Erdreich errichtet. Foto: KANN

GaLabau und Tiefbau
28. Juni 2013 | Artikel teilen Artikel teilen

Gartenmauern benötigen ein stabiles Fundament

Es gibt viele Gründe eine Gartenmauer zu bauen, und längst nicht alle haben etwas mit Abschottung zu tun. Natürlich wird ein massiver Wall oft auch errichtet, weil er effektiver vor Blicken und Geräuschen aus der Nachbarschaft schützt als etwa ein Zaun. Mindestens genauso oft dienen Mauern aber auch als Böschungsbefestigung oder einfach als schickes Gestaltungselement. Was immer nun die Gründe sind, alle Gartenmauern haben eins gemeinsam: Sie dürfen nicht einfach auf dem vorhandenen Erdreich errichtet werden, sondern benötigen ein stabiles Fundament.

Da Mauern Bauwerke sind, stellt sich zunächst einmal die Frage, ob man sie einfach so bauen darf oder ob es dafür einer Genehmigung bedarf. Geregelt wird das in den Bauordnungen der Bundesländer. Nach der Landesbauordnung Nordrhein-Westfalens sind zum Beispiel freistehende Mauern an Grundstücksgrenzen sowie Stützmauern nur bis zu einer Höhe von zwei Metern genehmigungsfrei. Grenzt die Mauer an eine öffentliche Verkehrsfläche, ist sogar nur eine Höhe von maximal ein Meter über der Geländeoberfläche erlaubt, ohne dass eine Baugenehmigung eingeholt werden muss. Ähnliche Regelungen findet man auch in den Bauordnungen der übrigen Bundesländer. Wenn die Mauer im Sichtfeld des Nachbarn errichtet wird, sollte man zudem vorab dessen Einwilligung einholen.

Gebräuchliche Materialien

Für eine Gartenmauer kann man grundsätzlich alle massiven Baustoffe einsetzen, mit denen auch Gebäude errichtet werden. Am häufigsten kommen Betonstein oder Natursteine zum Einsatz. Aber auch Tonklinker oder Leichtbeton sind durchaus gebräuchliche Materialien. Eher selten sieht man Gartenmauern aus Kalksandstein oder gar Porenbeton.

Da Gartenmauern keine tragenden Funktionen übernehmen, müssen sie auch nicht so belastbar sein wie die Außenwand eines Hauses. Vor allem Natursteine werden daher oft sogar in Trockenbauweise aufeinander geschichtet – ganz ohne Mörtel. Vorhandene Fugen schließt man dabei einfach mit Kies oder kleinen Steinen. Allzu hoch sollten solche Bauwerke ohne Kleber aber nicht gebaut werden.

Die Betonsteinhersteller bieten heute eine große Vielfalt an Mauersystemen mit unterschiedlichsten Oberflächen an. Die Produkte sind zudem in der Regel deutlich günstiger als Natursteine. Unter dem Kostenaspekt besonders effizient sind Mauern aus Hohlsteinen, die erst beim Vermauern von innen mit flüssigem Beton oder Kies verfüllt werden.

Frostsichere Gründung

Aufbau einer hinterfüllten Gartenwand

Möglicher Aufbau einer hinterfüllten Gartenwand. Grafik: Jasto Baustoffwerke

Auch Gartenmauern brauchen ein Fundament. Bei geringen Höhen bis zu einem halben Meter genügt in der Regel eine Schotterschicht, ansonsten muss betoniert werden. Der Fundamentbau beginnt in der Regel damit, dass mit Holzpflöcken und einer Richtschnur der genaue Verlauf der geplanten Mauer markiert wird. Anschließend wird entlang der Schnur ein Graben ausgehoben, der etwa 20cm breiter sein sollte als das spätere Mauerwerk. Für die Tiefe des Aushubs empfehlen die meisten Experten mindestens 80cm. Erst ab dieser Tiefe bleibt der Boden nämlich normalerweise auch im Winter immer wärmer als 0°C. Das Fundament sollte also mindestens 80cm tief sein, damit die Standsicherheit der Mauer später nicht durch Eisbildung im Boden gefährdet werden kann.

Natürlich funktioniert das nur, wenn das Fundament aus Materialien gebaut wird, die nicht anfällig für Frostschäden sind. Das geschieht, indem man den ausgehobenen Graben in einem ersten Schritt etwa zu 60% mit frostsicherem Schotter auffüllt, wobei man das Material zwischendurch immer wieder verdichten muss. Die restlichen 40% werden anschließend mit einer Betonschicht verschlossen, die bei höheren Mauern auch eine Stahlbewehrung enthalten sollte. Zu beachten ist ferner, dass bei längeren Mauern Dehnungsfugen im Fundament einzuplanen sind.

Freistehende und stützende Mauern

Unterschiede in der Bauweise ergeben sich je nachdem, ob man eine freistehende oder eine stützende Gartenmauer errichten möchte. Letztere sichern in der Regel Böschungen ab und kommen in Gärten mit verschiedenen Höhenniveaus häufig vor. Solche Stützmauern werden normalerweise relativ breit und massiv geplant, schließlich müssen sie oft dem Druck großer Erdmengen standhalten.

Böschungsmauern werden zudem nicht einfach direkt gegen das Erdreich gebaut. Stattdessen hinterfüllt man sie mit frostsicherem Schotter (siehe Grafik). Um die Wand vor Sickerwasser aus dem Erdreich zu schützen, wird die hinterfüllte Seite der Mauer zum Beispiel mit einer Folie oder mit Bitumenspachtelmasse abgedichtet. Bei besonders feuchtem Boden ist eventuell zusätzlich noch ein Drainagerohr zur Ableitung des Sickerwassers notwendig. Diese kurze Übersicht zeigt schon, dass der Bau von Böschungsmauern deutlich komplexer ist als der von freistehenden Mauern. Ambitionierte Heimwerker sollten also zumindest vorab den Rat von Experten einholen, um grobe Fehler zu vermeiden.


Mehr Infos zum Thema Garten- und Landschaftsbau finden Sie in der Übersicht.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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