RM Rudolf Müller
Die SAKU-Schachtabdeckung mit Kunststoff-Deckel eignet sich auch für Pkw-Parkflächen.  Foto: ACO

Die SAKU-Schachtabdeckung mit Kunststoff-Deckel eignet sich auch für Pkw-Parkflächen.  Foto: ACO

GaLabau und Tiefbau
09. Januar 2020 | Artikel teilen Artikel teilen

Schachtabdeckungen: Typen und Materialien

Wir gehen oder fahren fast täglich über sie hinweg und nehmen sie doch meist gar nicht wahr: Schachtabdeckungen befinden sich überall auf Straßen und Fußwegen. Der folgende Beitrag informiert über Typen und Materialien dieser Bauteile.

Wo eine Schachtabdeckung den Straßen- oder Wegebelag unterbricht, befindet sich darunter natürlich ein Schacht. Ein solches Bauwerk ermöglicht den Zugang zu unterirdisch verlegten Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Wasser, Telefon, Kabel, Internet etc.) oder Abwasserkanälen. Der Durchmesser der Schächte ist sinnigerweise so ausgelegt, dass ein Mensch in die Tiefe hinabsteigen kann, um an den Ver- oder Entsorgungskanälen Kontroll-, Wartungs- oder Reinigungsarbeiten durchzuführen. Damit im Alltag niemand in die Schächte hineinfällt, sind sie normalweise verschlossen. Dafür gibt es Schachtabdeckungen.

Belastungsklassen

Die meisten Abdeckungen werden regelmäßig begangen beziehungsweise sogar von Autos oder schweren Lkw befahren. Sie müssen natürlich für den jeweiligen Einsatzzweck belastbar genug sein. Um dies sicherzustellen, gibt es unterschiedlich stabile Schachtabdeckungen. Die DIN EN 124 („Aufsätze und Abdeckungen für Verkehrsflächen“) unterscheidet sechs verschiedene Belastungsklassen für begehbare und befahrbare Abdeckungen (A–F):

  • Klasse A 15 (15 kN Prüfkraft): nur geeignet für Verkehrsflächen, die ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden,
  • Klasse B 125 (125 kN Prüfkraft): unter anderem auch geeignet für Fußgängerzonen (gelegentlicher Fahrzeugverkehr im Schritttempo) sowie Pkw-Parkflächen und Parkdecks,
  • Klasse C 250 (250 kN Prüfkraft): geeignet für den Bordrinnenbereich, unbefahrene Seitenstreifen und Ähnliches,
  • Klasse D 400 (400 kN Prüfkraft): geeignet für normale Straßenbereiche sowie für Parkflächen, auf denen auch Lkw zugelassen sind,
  • Klasse E 600 (600 kN Prüfkraft): auch geeignet für Flächen, die mit hohen Radlasten befahren werden (zum Beispiel Hafenanlagen),
  • Klasse F 900 (900 kN Prüfkraft): geeignet für Flächen, die mit besonders hohen Radlasten befahren werden (zum Beispiel in Flughafenbereichen).

Die im Handel erhältlichen Schachtabdeckungen sind nach den Vorschriften der DIN EN 124 geprüft und entsprechend gekennzeichnet. So kann der Käufer leicht erkennen, welches Produkt er für den jeweiligen Einsatzzweck benötigt. Die für das Produkt angegebene Belastungsklasse beziehungsweise die ausgewiesene Prüfkraft drückt aus, wieviel Gewicht die Schachtabdeckung aushält, ohne Schaden zu nehmen. Auf Straßen sind mindestens Abdeckungen der Klasse D 400 vorgeschrieben. Solche Produkte haben eine Tragfähigkeit von mindestens 400 kN (Kilonewton), was 40 Tonnen entspricht.

Typische Materialien

Klassische Abdeckung aus dem Materialmix Gusseisen und Beton. Foto: ACO

Klassische Abdeckung aus dem Materialmix Gusseisen und Beton. Foto: ACO

Schachtabdeckungen bestehen in der Regel aus zwei Teilen: einem Rahmen, der auf dem Schacht aufliegt und in den Straßen- oder Gehwegbelag eingebettet wird, und einem abnehmbaren Deckel. Beide Teile können aus demselben Material bestehen, müssen sie aber nicht. Eine häufige Variante ist beispielsweise der metallische Deckel kombiniert mit einem Rahmen aus Metall und Beton.

Das traditionelle, bis heute am meisten verwendete Material für den Deckel ist Gusseisen. Dabei handelt es sich um Eisen mit einem Kohlenstoffanteil von mehr als 2,06 %, das gegenüber normalem Stahl den Vorteil hat, weniger rostanfällig zu sein. Gleichzeitig ist Gusseisen aber auch sehr druckbeständig. Rahmen und Deckel der gusseisernen Schachtabdeckungen aus der „Multitop“-Serie des Herstellers ACO erfüllen zum Beispiel mindestens die Anforderungen der Belastungsklasse D 400 – manche Produkte wurden sogar erfolgreich für die höchste Klasse F 900 geprüft.

Neben den Gusseisenprodukten gibt es auch Abdeckungen aus Stahl, Edelstahl und Aluminium, diese sind aber weniger verbreitet. Sehr häufig findet man auf Deutschlands Straßen und Wegen dagegen gusseiserne Schachtdeckel, die an der Oberfläche mit Beton gefüllt sind. Diese Variante wurde vor allem ab Mitte des 20. Jahrhunderts oft verbaut, um Metall zu sparen. Doch auch heute noch kommt die BeGu-Bauart (Beton-Guss) noch vielerorts zum Einsatz. Darüber hinaus gibt es – vor allem bei den rechteckigen Abdeckungen – auch Produkte, die sich variabel mit unterschiedlichsten Oberflächenmaterialien verfüllen lassen – etwa mit Pflastersteinen.

Beim Einbau von Schächten auf Asphaltstraßen kommen oft spezielle, einwalzbare Schachtabdeckungen zum Einsatz. Bei diesen bestehen Deckel und Rahmen üblicherweise komplett aus Metall. Das Besondere dieser Abdeckungen ist, dass man sie nicht direkt auf den Schachtkopf aufsetzt. Stattdessen werden sie oberflächenbündig in den Straßenbelag eingewalzt oder -gerüttelt. Dies ermöglicht einen absolut flächenbündigen Einbau – Schlaglocheffekte werden vermieden. Für normale Schachtabdeckungen gilt dagegen eine Toleranz von bis zu 5 mm Höhenunterschied zwischen Rahmen und angrenzender Verkehrsfläche.

Abdeckungen aus Kunststoff

Der Deckel der Kunststoffabdeckung „Fibre Eco 600“ wiegt nur 9,3 kg. Foto: KHK, Karlsruhe

Der Deckel der Kunststoffabdeckung „Fibre Eco 600“ wiegt nur 9,3 kg. Foto: KHK, Karlsruhe

In Bereichen mit geringen Verkehrslasten kommen heute auch immer häufiger Deckel und Rahmen aus Kunststoff oder leichten Verbundwerkstoffen zum Einsatz. Bei der Schachtabdeckung „Fibre Eco 600“ des Herstellers KHK-Kunststoffhandel besteht zum Beispiel der Rahmen aus recyceltem Kunststoff und der Deckel aus glasfaserverstärktem Kunststoff (siehe Foto).

Das Produkt wird in die Belastungsklasse A 15 eingeteilt, eignet sich also nur für Flächen, die ausschließlich von Fußgängern und Radfahrern benutzt werden. Vorteil des Materials: Es ist zu 100 Prozent korrosionsfrei, und der nur 9,3 kg schwere Deckel lässt sich leicht anheben. Ein Betongussdeckel in gleicher Größe wiegt etwa siebenmal so viel.

Hersteller ACO bietet sogar eine Kunststoff-Schachtabdeckung der Klasse B 125, die sich damit auch für die Belastungen in Fußgängerzonen und auf Pkw-Parkflächen eignet. Das Produkt namens „SAKU“ hat einen Deckel aus hochfestem Polypropylen, der nur etwa 9 kg wiegt. Der schwarze Rahmen ist aus PP und Beton gefertigt.

Formen und Zubehör

Bei Abdeckungen mit Lüftungsöffnungen wird unterhalb des Deckels meist ein Schmutzfänger eingesetzt. Foto: ACO

Bei Abdeckungen mit Lüftungsöffnungen wird unterhalb des Deckels meist ein Schmutzfänger eingesetzt. Foto: ACO

Es gibt sowohl runde als auch rechteckige Schachtabdeckungen – je nach Form des darunterliegenden Schachtes. Die meisten sind aber rund. Rechteckige Schächte findet man zum Beispiel häufig auf Industrieflächen. Aber auch Schächte für Telekommunikationsleitungen sind häufig rechteckig. Bei überfahrbaren Verkehrsflächen sind nach den „Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Entwässerungseinrichtungen im Straßenbau“ Schachtabdeckungen mit dämpfender Einlage zu verwenden.

Nicht alle, aber viele Schachtabdeckungen haben Lüftungsöffnungen im Deckel. Vor allem bei Schächten, die zu Abwasserkanälen führen, ist dies für die Be- und Entlüftung sogar unbedingt notwendig. Denn in den unterirdischen Anlagen entstehen leicht aggressive Dämpfe, die zur Beschädigung an Rohrleitungen führen können, wenn sich diese in einem abgeschlossenen Raum ohne Luftzufuhr befinden. Durch geeignete Öffnungen im Deckel lassen sich Schäden wie zum Beispiel die gefährliche Schwefelwasserstoffkorrosion minimieren.

Durch die Lüftungsöffnungen können natürlich auch Schmutz, Steine und organisches Material in den Schacht geraten. Deshalb setzt man unterhalb des Deckels meist noch einen so genannten Schmutzfänger – in der Regel ein metallischer Siebbehälter – in den Rahmen ein. Aus diesem Grund sieht man, wenn man durch die Löcher vieler Schachtabdeckungen hindurchblickt, eben nicht in ein tiefes, dunkles Loch hinein, sondern schaut stattdessen direkt auf Laub, Erde, oder kleinere Äste – eben auf alles, was durch die Schlitze oder Löcher der Abdeckung hindurchpasst.


Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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