RM Rudolf Müller
Straßenfertiger-Maschine mit dahinter fahrendem Walzfahrzeug

Straßenfertiger-Maschine mit dahinter fahrendem Walzfahrzeug in der Hamburger Hafencity. Foto: Bernd Sterzl / www.pixelio.de

GaLabau und Tiefbau
08. Juli 2014 | Artikel teilen Artikel teilen

Marktführer: Deutschlands Straßen bestehen größtenteils aus Asphalt

Etwa 95% aller Fahrbahndecken in Deutschland bestehen aus Asphalt. Der Straßenbaustoff ist zwar nicht so langlebig und belastbar wie Beton, hat dafür aber andere Vorteile. So ist er nicht nur günstiger als Beton, sondern ermöglicht auch geräuschärmere Straßendecken ohne Fugen. Außerdem lassen sich mit dem Material deutlich kürzere Einbauzeiten realisieren, weil es schnell trocknet und damit früh befahrbar ist. Asphalt besteht immer aus Gesteinskörnungen gemischt mit Bitumen als Bindemittel. Gleichwohl gibt es mehrere Sorten mit teilweise sehr unterschiedlichen Eigenschaften.

Das Bindemittel Bitumen ist eine schwarze, schwerflüchtige Substanz, die aus Erdöl gewonnen wird. Es handelt sich um ein Material, das bei hohen Temperaturen flüssig ist, beim Erkalten aber schnell fest wird. Diese thermoplastischen Eigenschaften vereinfachen einerseits die Verarbeitung auf der Straßenbaustelle, stellen andererseits aber auch ein Problem dar, wenn es draußen einmal sehr heiß ist. Wird die Fahrbahnoberfläche im Sommer auf Temperaturen um die 50°C aufgeheizt, dann wird der Asphalt bereits spürbar rutschiger. Und bei einer Erhitzung auf Werte um 70°C – was auch in Deutschland in den letzten Jahren häufiger vorkam – beginnen selbst die Asphaltdecken auf hochbelastbaren Straßen zu schmelzen.

Aufgrund der starken Klebewirkung von flüssigem Bitumen ist das Bindemittel bestens geeignet, um die Gesteinskörnungen miteinander zu verbinden und dadurch ein dichtes Material für eine wasserundurchlässige Fahrbahndecke zu schaffen. Der bei dieser Vermischung entstehende Asphalt ist auch widerstandsfähig gegen Salze sowie gegen schwache Säuren und Basen. Übrigens wird Bitumen nicht nur für die oberste Deckschicht einer Asphaltstraße verwendet. Auch in der darunter liegenden Binderschicht sowie in den gebundenen Tragschichten kommt es zum Einsatz. Weitere Infos zum Schichtenaufbau von Straßen findet ihr im Fachwissen-Artikel „Schotter mit System“.

Asphaltbeton

Bei den verschiedenen Asphaltsorten, die im Straßenbau eingesetzt werden, unterscheidet man grundsätzlich zwischen so genanntem Walzasphalt und Gussasphalt. Zu den Walzasphalten gehört Asphaltbeton – die am häufigsten verwendete Asphaltsorte überhaupt. Um verarbeitungsfähigen Asphaltbeton zu erhalten, mischt man Splitt, Sande und so genannte Füller (Gesteinsmehl) mit Bitumen und erhitzt das Ganze auf Temperaturen zwischen 120 und 190°C. Der Anteil des Splitts liegt bei etwa 50 Masse-Prozent. Das Material wird mit einem speziellen Straßenfertiger (siehe Foto) auf die Fahrbahn aufgebracht und von dieser Maschine auch sofort verdichtet. Hinter dem Straßenfertiger fahren in der Regel Walzfahrzeuge, mit denen der Belag abschließend nachverdichtet wird.

Splittmastixasphalt (Walzasphalt)

Ebenfalls zu den Walzasphalten gehört der so genannte Splittmastixasphalt. Seinen Namen trägt er wegen des besonders hohen Anteils an grobkörnigem Splitt. Anders als das Standardprodukt Asphaltbeton kann er auch dort eingesetzt werden, wo besonders hohe Verkehrsbelastungen vorliegen – also zum Beispiel auf Autobahnen. Zur Stabilität des Materials tragen auch der hohe Gehalt an Füllern und ein vergleichsweise höherer Bitumenanteil bei. Verringert ist dafür der Sandanteil.

Im Wesentlichen enthält Splittmastixasphalt dieselben Zutaten wie Asphaltbeton – nur in unterschiedlichen Mengenanteilen. Darüber hinaus werden oft noch stabilisierende Zusätze wie Zellulosefasern oder Polymergranulat hinzugefügt. In Sachen Verarbeitung unterscheiden sich beide Walzasphaltsorten kaum. Nur der Verdichtungsaufwand ist beim Splittmastixasphalt etwas höher.

Gussasphalt

Gussasphaltkochers mit dahinter laufender Einbaubohle

Einsatz eines Gussasphaltkochers mit dahinter laufender Einbaubohle. Foto: R. Kolberg GmbH

Wird für Autobahnen oder andere hoch beanspruchte Straßen Asphalt als Baustoff ausgeschrieben, dann kommt oft kein Walzasphalt, sondern so genannter Gussasphalt zum Einsatz. Auch hier liegt der wesentliche Unterschied nicht in den einzelnen Zutaten, sondern in deren Mengenanteilen. Gussasphalt enthält neben Splitt und Sand einen besonders hohen Anteil an feinkörnigen Füllern und an Bitumen. Das macht ihn besonders fließfähig und damit auch gieß- und streichbar.

Der Vorteil: Gussasphalt muss auf der Baustelle nicht verdichtet werden. Das Material wird einfach auf die Fahrbahn gegossen und mittels einer Einbaubohle verteilt und geglättet. Maschinelle Einbaubohlen (siehe Foto) haben meist auch noch eine Vorrichtung zum „Absplitten“ des Materials. Sie streuen also Splittkörner auf die frische Gussasphaltoberfläche, um diese griffiger zu machen. Anschließend muss der Belag nur noch trocknen. Diese Form des Einbaus spart nicht nur Zeit, sondern auch Material (Walzen).

Trotzdem ist Gussasphalt dichter als Walzasphalt. Während in Asphaltbeton und Splittmastix trotz aller Verdichtung immer noch Luftporen verbleiben, ist der bitumenreiche Gussasphalt praktisch hohlraumfrei. Das macht ihn besonders druckfest. Zu den Einsatzgebieten im Straßenbau gehören neben Fahrbahnen mit hoher Verkehrsbelastung auch Bereiche, in denen Verdichtungsarbeiten mit Walzen gar nicht möglich sind.

Das Material wird mithilfe von Gussasphaltkochern auf die Baustelle gebracht. Dabei handelt es sich um beheizbare Kessel mit Rührwerk, die normalerweise auf einem Lkw-Fahrgestell oder einem Anhänger befestigt sind. Der Einbau erfolgt bei hohen Temperaturen bis zu 230°C. Unterm Strich ist Gussasphalt leichter zu verlegen als Walzasphalt, er kostet allerdings auch deutlich mehr.

Asphaltmastix

Eine besondere Form des Gussasphalts ist unter dem Namen Asphaltmastix bekannt. Dieses Material ist noch fließfähiger, da es nur Sand, Füller und Bitumen, jedoch keinen Splitt enthält. Man verwendet es insbesondere zur Erneuerung beziehungsweise Ausbesserung alter Asphalt-Deckschichten.



Über den Autor Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift baustoffpraxis. Kontakt: freierjournalist@rolandgrimm.com

 

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