
Der Bewuchs der Fugen kann auch schön aussehen. Fotos: EHL AG (www.ehl.de)
Entwässerung: Wasserdurchlässige Pflasterflächen
Für einen natürlichen Wasserkreislauf wären Grundstücke ganz ohne Pflastersteine am besten. Wenn Regenwasser dort, wo es niederfällt, direkt in den Erdboden versickern kann, hat das viele Vorteile. Allerdings wären solche Flächen dann oft nur sehr eingeschränkt begeh- und befahrbar. Wegebefestigungen haben schließlich auch ihren Sinn! Ein interessanter Kompromiss sind wasserdurchlässige Pflasterflächen.
Wenn Pflasterareale nicht komplett versiegelt sind, verlieren Starkregenereignisse zumindest einen Teil ihres Schreckens. Wasserschäden bleiben überschaubar, die öffentliche Kanalisation wird geschont und langfristig entsteht sogar neues Grundwasser. Seit in Deutschland immer mehr Kommunen die gesplittete Abwassergebühr einführen, können viele Grundstücksbesitzer mit wasserdurchlässigen Pflasterflächen sogar Geld sparen.
Versickerungsfähige Pflaster sind allerdings nicht an jedem Ort ökologisch. Auf stark belasteten Verkehrsflächen, wo das Regenwasser viele Schadstoffe aufnimmt, wäre es sogar umweltschädlich, wenn die verschmutzten Niederschläge einfach so ins Erdreich versickern würden. In solchen Fällen ist daher nicht einfaches Versickern, sondern Ableiten und Filtern des Regenwassers die richtige Entscheidung.
Versickerungsfähige Pflastersteine eignen sich also nicht für Straßen oder sonstige stark belastete Flächen. Sie sind aber eine gute Wahl für Fuß- und Radwege, den heimischen Garten und die Terrasse, aber auch für gepflasterte Hofflächen und Pkw-Parkplätze.
Versickerung über die Fugen

Beim Steinsystem „Execk“ von EHL entsteht die Sickerfläche durch Eckaussparungen an den Pflastersteinen.
Da Pflasterbeläge aus vielen Einzelsteinen bestehen, lässt sich ein gewisses Ausmaß an Wasserdurchlässigkeit ganz einfach über die Fugen sicherstellen. Schon bei 1 cm breiten Fugen, die mit losem Sand und Splitt gefüllt sind, werden gute Versickerungsergebnisse erzielt. Um die Einhaltung der Fugenbreite dauerhaft zu garantieren, kommen bei vielen Steinsystemen spezielle Abstandhalter zum Einsatz. Wenn die Flächen ansonsten aus stabilen Betonsteinen oder Natursteinen bestehen, sind sie trotz breiter Fugen sehr belastbar und können zum Beispiel auch mit Wohnmobilen befahren werden.
Die Versickerung funktioniert bei solchen Belägen natürlich am besten, wenn die Fugen in ungebundener Bauweise ausgeführt sind. Bei gebundener Bauweise ist die Versickerung dagegen stark eingeschränkt. Kein Wunder: Das Fugenmaterial besteht dann aus festem Mörtel, dem weder Regen noch Reinigungsmaschinen etwas anhaben können. So entsteht zwar ein fester Pflasterverbund, der das Herauslösen einzelner Steine erschwert und ungewollte Vegetation unwahrscheinlicher macht. Durch die bindemittelhaltigen Fugenmasse wird allerdings die Versickerung stark erschwert.
Es gibt zwar auch wasserdurchlässige Fugenmörtel, aber die garantieren nur ein relativ langsames Versickern. Bei Starkregenereignissen hilft das wenig. Letztlich muss sich der Bauherr entscheiden: Will er möglichst wasserdurchlässige oder möglichst stabile Fugen? Beides gleichzeitig ist nicht zu haben.
Wer sich für breite Fugen mit losem Sand- und Gesteinsmaterial entscheidet, optimiert die Versickerung, riskiert aber auch, dass die Fugen ausgeschwemmt werden. Dann versickert das Wasser zwar noch besser, aber die Stabilität des Pflasterbelags gerät ins Wanken. Ungebundene Fugen sind zudem anfällig für Unkraut-Wachstum, was viele Hausbesitzer stört. Außerdem bedeuten breite Fugen weniger Gehkomfort und mehr Stolperfallen, vor allem wenn die Fugen schon teilweise ausgewaschen sind.
Haufwerksporiges Betonsteinpflaster
Die Versickerungsleistung einer Pflasterfläche ließe sich natürlich erhöhen, wenn nicht nur die Fugen, sondern auch die Pflastersteine selbst wasserdurchlässig wären. Dafür wären Baustoffe mit haufwerksporiger Struktur vonnöten, wie sie zum Beispiel bei Mauerwerk aus Leichtbeton und bei Dränbeton für den Straßen- und Wegebau üblich sind. Tatsächlich gibt es auch für den Garten- und Landschaftsbau solche haufwerksporigen Betonsteinpflaster. Man bezeichnet sie auch als Filter- oder Porensteine.
Diese Produkte haben den Vorteil, dass die Versickerung auf der gesamten Pflasterfläche erfolgt. Sie ermöglichen einen wasserdurchlässigen und zugleich festen Untergrund, wobei die Fugen nicht so breit sein müssen wie bei der reinen Fugenversickerung. Auf Dauer besteht allerdings die Gefahr, dass die Poren im Pflaster durch das Einspülen von Sanden verstopfen. Die Porensteine sind zudem nicht so stark belastbar wie normaler Betonstein. Mit einem Pkw sind sie meist noch problemlos befahrbar, schon bei einem Wohnmobil drohen aber Schäden am Belag. Uneingeschränkt zu empfehlen sind die haufwerksporigen Steine daher nur für Gehwegbereiche.
Rasengittersteine

Rasengittersteine sind ein Klassiker unter den versickerungsfähigen Betonsteinpflastern.
Eine clevere Lösung vor allem für Parkplätze, Zufahrten und Gehwege sind auch alle Pflastersteine mit integrierten Sickeröffnungen. Der Klassiker in diesem Bereich sind die so genannten Rasengittersteine. Sie vereinen eine relativ stabile Flächenbefestigung und eine hohe Versickerungsleistung mit einer „grünen Optik“. Die wabenförmigen Öffnungen in diesen Betonsteinen bepflanzt man nämlich mit Gras. Der Rasenanteil an der gesamten Pflasterfläche beträgt in der Regel um die 40 Prozent.
In Kauf nehmen muss man bei dieser Bauweise, dass die Grünwaben durch starke Regenfälle ausgewaschen werden können – vor allem dann, wenn sie noch nicht oder nur schwach mit Gras bewachsen sind. Außerdem bieten Steine mit großen Sickeröffnungen natürlich keinen so hohen Gehkomfort wie normales Betonpflaster.
Für alle in diesem Beitrag genannten wasserdurchlässigen Pflasterflächen gilt im Übrigen, dass es keineswegs ausreicht, wenn nur die Pflasteroberfläche versickerungsfähig ist. Auch unterhalb des Belags muss das Wasser versickern können, sonst staut es sich an der Oberfläche auf. Das heißt im Klartext: Pflasterbett und -Tragschicht müssen nicht nur standfest, sondern zugleich wasserdurchlässig sein. Wie die Schichten unterm Pflaster korrekt aufzubauen sind, verrät unser Beitrag „Pflasterbeläge benötigen ein Pflasterbett“.
Über den Autor
Roland Grimm ist seit Februar 2013 freier Journalist mit Sitz in Essen und schreibt regelmäßig Fachwissen-Artikel für
BaustoffWissen. Zuvor war er rund sechs Jahre Fachredakteur beim Branchenmagazin
BaustoffMarkt und außerdem verantwortlicher Redakteur sowie ab 2010 Chefredakteur der Fachzeitschrift
baustoffpraxis.
Kontakt:
freierjournalist@rolandgrimm.com
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