Gefahr durch Versottung

Wenn Heizungsanlagen mit niedrigen Abgastemperaturen an alte Schornsteinschächte angeschlossen werden, kommt es oft zur Versottung des Mantelmauerwerks.
Nach dem 2. Weltkrieg setzten sich neue Heizungstypen durch, die geringere Abgastemperaturen verursachen. Zunächst waren das vor allem Anlagen, die mit Heizöl betrieben werden, später folgten zunehmend Gasheizungen. Durch die heutigen Warmwasser-Heizsysteme, die mit Brennwertkesseln arbeiten, wurde der Trend weiter verstärkt. Sie erzeugen mittlerweile nur noch Abgastemperaturen von 40° C oder sogar noch weniger.
Schließt man nun eine solche Heizung an einen alten, einschaligen Heizungsschacht an, ergeben sich zwei Probleme: Zum einen erzeugen die vergleichsweise kühlen und damit auch relativ schweren Abgase nur wenig Auftrieb, sodass es lange da

Sanierung eines alten Schornsteins mithilfe eines modernen Innenrohrs. Fotos/Grafik: Schiedel
uert, bis sie in herkömmlichen Schornsteinschächten ins Freie aufsteigen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass der in den Abgasen enthaltende Wasserdampf zusammen mit Verbrennungsrückständen wie Teer und Schwefel an den Innenwänden des Schornsteins kondensiert. Die Wirkung dieses Chemikaliencocktails auf das Mauerwerk wird als „Versottung“ bezeichnet und ist verheerend. Das aggressive Kondensat, das unter anderem Schwefelsäure enthält, hinterlässt nicht nur hässliche braune Flecken an den Mantelsteinen des Schachts, sondern kann auf lange Sicht auch zu einer kompletten Zersetzung der Bausubtanz führen.
Mehrschalige Schornsteinsysteme
Um der Versottung Herr zu werden, kam es zur Entwicklung zweischaliger Schornsteine. Das bedeutet konkret, dass im Inneren der breiten Schächte schmale Abgasrohre verlegt werden, die fortan die eigentliche Aufgabe des Schornsteins übernehmen: die Abführung des Rauches. Diese Innenrohre sorgen allein schon durch ihren geringen Durchmesser für einen stärkeren Auftrieb der Abgase. Zudem sind die verwendeten Materialien – meist Keramik, Edelstahl oder Kunststoff – wasserundurchlässig und säurebeständig und damit unempfindlich gegenüber dem gefürchteten Abgaskondensat.
Will man nicht nur die Folgen der Kondensatbildung abmildern, sondern diese möglichst ganz verhindern, sollte man auf einen dreischaligen Schornstein setzen. Bei diesem wird die Luftschicht zwischen Schachtwand und Innenrohr mit Dämmstoffen gefüllt. Dadurch kühlen das Rohr und die Abgase weniger ab, was einerseits den Auftrieb erhöht und andererseits die Kondensation sehr viel unwahrscheinlicher macht.
Das Material ist nicht egal
Welches Material für das Innenrohr zu empfehlen ist, hängt vom Heizungstyp ab. Bei sehr niedrigen Abgastemperaturen spricht eigentlich nichts gegen Kunststoff. Für Öl- und Gas-Feuerstätten bieten sich dagegen eher Edelstahlrohre an. Wenn das Rohr nicht nur wasserdicht und säurebeständig, sondern auch russbrandbeständig sein soll, sind wiederum keramische Abgasrohre zu empfehlen. Letzteres könnte man für unnötig halten, weil doch die „rußigen Zeiten“ der Holz- und Kohleöfen vorbei zu sein scheinen. Doch weit gefehlt: In modernisierter Form – vor allem als Holzpellet-Ofen – liegt das Heizen mit festen Brennstoffen seit einigen Jahren wieder ziemlich im Trend.