Gipsfaserplatten erobern seit langer Zeit den Trockenbau
Die Platten lassen sich von Gipskartonplatten schon auf den ersten Blick leicht unterscheiden, denn sie sind nicht mit Karton ummantelt. Stattdessen enthalten sie in der Regel Zellulosefasern, die als Armierung wirken und dadurch die Stabilität der Platte im Vergleich zu Gipskarton deutlich erhöhen. Zellulosefasern sind ein Hauptbestandteil von Pflanzenzellen und werden wegen ihrer Reißfestigkeit traditionell für die Papierherstellung verwendet.
Die Hersteller von Gipsfaserplatten – in Deutschland vor allem Fermacell (Xella), Saint-Gobain Rigips und Knauf Integral – gewinnen die Zellulosefasern hauptsächlich aus Altpapier. Recycelte Papierfasern, Gips und Wasser werden vermischt und zu Platten gepresst, die keine gesundheitsgefährdenden Stoffe enthalten.
Feuchteunempfindlich und feuerbeständig
Die abgebundene Gipsmasse erhält durch die Fasern eine Bewehrung, die ihre Biege-, Druck- und Scherfestigkeit erhöht. Die Platte wird in sich stabiler und bedarf daher auch keines Kartonmantels. Letzteres hat auch positive Auswirkungen auf die Feuchteresistenz, da der Karton bei Gipskartonplatten eine Schwachstelle bezüglich der Schimmelgefährdung darstellt. Aber auch durch die Faserarmierung selbst wird das Feuchteverhalten positiv beeinflusst, da die Zellulosefasern in Wasser unlöslich sind. Einschränkend muss man allerdings sagen, dass die Fasern bei Feuchtebelastung stärker quellen und schwinden als der Gipsbestandteil der Platten. Gleichwohl werden Gipsfaserplatten in Bädern und Küchen ohne weitere Imprägnierung verwendet. Voraussetzung ist natürlich, dass in stärker belasteten Bereichen die vorgeschriebenen Dichtmaßnahmen ausgeführt werden.
Durch die Zellulosefasern haben Gipsfaserplatten ähnliche Verarbeitungseigenschaften wie Holzwerkstoffe. Man kann sie zum Beispiel fräsen, sägen, bohren und schleifen, aber auch lackieren, lasieren oder zum Beispiel mit einem Echtholzfurnier beschichten. Im Gegensatz zu Holz sind Gipsfaserplatten aber nicht brennbar und werden der Baustoffklasse A2 nach DIN 4102 zugeordnet. Sie zeigen damit dasselbe Brandverhalten wie Gipskartonplatten mit spezieller Feuerschutzbehandlung.