Ein modernes zweistöckiges Haus mit einem gepflegten Garten und Sitzbereich im Freien.
Fassade mit „Pinuflex“-Dielen aus vorvergrauter nordamerikanischer Douglasie. (Quelle: Mocopinus)

Grundstoffe des Bauens 2025-08-19T07:00:00Z Fassaden aus amerikanischer Douglasie

Dass Russland 2022 als Lieferant für sibirisches Lärchenholz weggebrochen ist, bedeutete eine Zäsur für die deutsche Holzindustrie und insbesondere für das Produktsegment Holzfassaden. Beim Industriehobelwerk Mocopinus setzt man mittlerweile vermehrt auf die nordamerikanische Douglasie als Alternative. Einkaufsleiter Guido Schüler spricht über Vorteile und Grenzen ihres Einsatzes.

Die nordamerikanische Douglasie ist vor allem im westlichen Nordamerika verbreitet. Die Nadelbäume wachsen einerseits an der Pazifikküste – von der kanadischen Provinz British Columbia bis in den Norden Kaliforniens – sowie andererseits im westlichen Inland im Bereich der Rocky Mountains.

Das Holz vieler Douglasien-Bestände eignet sich auch für Anwendungen im Außenbau ohne Erdkontakt wie etwa an der Fassade. In Europa sind die diesbezüglichen Einsatzmöglichkeiten bislang aber noch begrenzt. Die Douglasie wird zwar mittlerweile auch diesseits des Atlantiks vermehrt angebaut, ihr Anteil am deutschen Waldbestand lag zum Zeitpunkt der jüngsten Bundewaldinventur (2022) aber gleichwohl nur bei 2,4 %. Außerdem ist die Holzqualität der hiesigen Bestände nicht unbedingt vergleichbar mit den besten nordamerikanischen Lagen.

Nordamerikanische und europäische Douglasie

„Die Douglasie wurde in Mitteleuropa erst vor rund 200 Jahren aus Nordamerika eingeführt und auf kleinen Flächen versuchsweise kultiviert“, sagt Guido Schüler, langjähriger Einkaufsleiter mit Fokus auf die Holz- und Bauzulieferindustrie beim Ulmer Industriehobelwerk Mocopinus. „Erst nach Ende des zweiten Weltkriegs begann die Aufforstung größerer Gebiete mit Douglasien.“

Guido Schüler steht vor einem großen Stapel Holzplanken.
Guido Schüler ist Einkaufsleiter bei Mocopinus. (Quelle: Mocopinus)

Das erklärt die bisher noch relativ geringe Verbreitung in unseren Breitengeraden. Hinzu kommt, dass die Douglasie im milden mitteleuropäischen Klima schneller wächst als in vielen der Verbreitungsgebiete Nordamerikas. Die Baumstämme haben dadurch breitere Jahrringe (5 bis 10 mm) und einen größeren Astdurchmesser.

Was auf den ersten Blick gut klingt, kann bei Holz aber von Nachteil sein. Die langsam wachsenden nordamerikanischen Bäume mit ihren schmalen Jahresringen (1 bis 3 mm) liefern nämlich meist dichteres und festeres Holz, das formstabiler und weniger anfällig für Feuchtigkeitsänderungen ist. Dadurch eignet es sich besser für Außenanwendungen, die der Witterung ausgesetzt sind.

Die natürliche Dauerhaftigkeit der nordamerikanischen Douglasie wird nach DIN-EN 350-2 der Klasse 3 zugeordnet („mäßig dauerhaft“). Die Eigenschaften der schnellwachsenden europäische Douglasie qualifizieren dieses Holz dagegen nur für die Klasse 3–4 („wenig dauerhaft bis mäßig dauerhaft“). Ihr Holz ist meist weicher und enthält mehr Splintholzanteile. Splintholz ist der junge, noch wachsende Bereich eines Baumstamms, der sich direkt unter der Rinde befindet und das dunklere Kernholz umgibt. Dieses Holz ist nicht nur heller, sondern auch weicher, weniger feuchtigkeitsresistent und anfälliger für Schädlinge und Pilzbefall.

Bei Holz mit hoher Jahrringbreite besteht zudem eine größere Gefahr, dass es bei der Weiterverarbeitung zu beispielsweise Holzprofilen oder bei der abschließenden Montage mit Schrauben oder Nägeln zu Schäden wie Holzspaltung, Absplittern oder Faserausrissen kommt.

Ersatz für russisches Lärchenholz

„Die Holzqualität der europäischen Douglasie reicht nicht an die der nordamerikanischen Douglasie aus der Region im Zentrum British Columbias heran“, betont Guido Schüler. Vor allem auf Douglasien-Holz aus dieser Region will Mocopinus bei Fassaden künftig stärker setzen. Grundsätzlich eignet sich dafür zwar auch die europäische Douglasie, die der Hersteller tatsächlich bereits ebenfalls für Fassaden- und Terrassenprodukte nutzt. Doch die Hölzer aus dem kanadischen British Columbia haben qualitativ die Nase vorn.

Ein moderner Gartenbereich mit einer stilvollen Terrasse, ausgestattet mit bequemen Stühlen und einem Esstisch, umgeben von Pflanzen.
Auch für Terrassenbereiche eignet sich das Nadelholz. (Quelle: Mocopinus)

Der Bedarf an derartigen Hölzern ist in der deutschen Holzindustrie seit 2022 deutlich gestiegen, weil Russland seitdem keine sibirische Lärche mehr liefert. Deren Holz war bis dato führend im Bereich Fassadenbau. „Naheliegend erschien zunächst, den Anteil an europäischer Lärche im Sortiment zu erhöhen“, erinnert sich Einkaufsleiter Schüler. „Allerdings begrenzte die geringe Verbreitung dieser Baumart in mitteleuropäischen Wäldern die Rohstoffverfügbarkeit.“

So geriet die nordamerikanische Douglasie verstärkt in den Fokus. Genauso wie die sibirische Lärche zeichnet sie sich durch schmale Jahresringe und eine hohe Dichte aus. „Kanadische Lärchen- und Douglasien-Hölzer aus bestimmten Regionen British Columbias bieten eine vollwertige Alternative zur sibirischen Lärche“, bestätigt Guido Schüler. „Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber holzzerstörenden Mikroorganismen prädestinieren sie für die Verwendung als Fassadenverkleidung und Terrassenbelag. Douglasie wächst in British Columbias Wäldern außerdem häufiger als Lärche, was die Verfügbarkeit von kanadischem Douglasien-Holz verbessert.“

Begrenzte Rohstoffverfügbarkeit

Mocopinus verarbeitet in seinem beiden deutschen Werken derzeit etwa 300 m3 Schnittholz der nordamerikanischen Douglasie pro Monat – mit langsam steigender Tendenz. Unter Nachhaltigkeitsaspekten hält man den Import durchaus für gerechtfertigt. „Die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Kanada sichert stabile und gesunde Waldbestände und gewährleistet eine kontinuierliche Versorgung mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz“, sagt Guido Schüler.

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Zudem sei Holz ja in seiner Entstehung eine CO2-Senke. Es binde Kohlendioxid aus der Luft und speichere den Kohlenstoff für lange Zeit. Trotz weiter Transportwege weise Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen eine deutlich günstigere CO2-Bilanz auf. „Der Einsatz erneuerbarer Energien in Logistik und Produktion verbessert diese Bilanz zusätzlich“, ergänzt der Einkaufsleiter.

Mit allzu großen Importmengen aus Nordamerika wird Mocopinus in Zukunft dennoch nicht rechnen können. Guido Schüler: „Das begrenzte Gebiet, in dem die Douglasie in der bevorzugten Qualität wächst, limitiert auch die Rohstoffverfügbarkeit“.

zuletzt editiert am 14. August 2025