Die Platten werden zum Beispiel zur Beplankung von Holzbauteilen eingesetzt. (Quelle: James Hardie Europe GmbH)

Trockenbau 2024-08-20T08:15:00Z Was sind Gipsfaserplatten?

Von klassischen Gipskartonplatten lassen sich Gipsfaserplatten schon auf den ersten Blick leicht unterscheiden, da sie nicht mit Karton ummantelt sind. In ihrer Gipsmasse sind dafür Zellulosefasern untergemischt, die wie eine Armierung wirken. Dadurch sind die Platten deutlich stabiler als herkömmlicher Gipskarton. Außerdem punkten sie beim Brandschutz und sind weniger feuchteempfindlich.

Grundsätzlich kann man Gipsfaserplatten für alle Anwendungen nutzen, für die auch Gipskartonplatten infrage kommen. Da sie aber teurer sind, kommen sie vorrangig für Aufgaben zum Einsatz, bei denen die speziellen Stärken der Platten auch wirklich gefragt sind.

Viele Anwendungsfelder

Zum Anwendungsbereich gehört nicht zuletzt der Bodenbereich. Wo Böden in Trockenbauweise gefragt sind, punktet Gipsfaser mit seiner hohen Stabilität. Es gibt hier sowohl Fertigteilestrich-Platten, die man direkt auf den Unterboden verlegt, als auch aufgeständerte Hohlbodenkonstruktionen mit Gipsfaserplatten als tragende Elemente. Weitere Infos zu diesen beiden Bodentypen bieten die BaustoffWissen-Beiträge „Was ist Trockenestrich?“ und „Die verschiedenen Trockenboden-Varianten“.

Bei der Herstellung werden Papierfasern, Gips und Wasser vermischt und zu Platten gepresst. (Quelle: Fermacell)

Im Wandbereich kommen Gipsfaserplatten besonders häufig in Räumen zum Einsatz, in denen erhöhte mechanische Belastungen zu erwarten sind – etwa in Schulen, Kindergärten oder Sporthallen. Die enorme Stabilität der faserarmierten Produkte zeigt sich auch daran, dass schwere Gipsfaserplatten sogar als mittragende oder aussteifende Beplankungen für Außenwände von Gebäuden in Holztafel- oder Holzrahmenbauweise verwendet werden.

Die Platten sind in vielen verschiedenen Formaten erhältlich und daher sehr flexibel für unterschiedlichste Bauaufgaben einsetzbar. Die bekannten Platten der Marke Fermacell gibt es beispielsweise in allen Standardformaten und mit vier unterschiedlichen Plattendicken (10 mm, 12,5 mm, 15 mm und 18 mm).

Mehr Brandschutz im Holzbau

Die Verwendung im Holzbau ist im Übrigen nicht nur der statischen Stabilität der Platten geschuldet, sondern erfolgt auch häufig aufgrund von Brandschutzerwägungen. Zumindest bei Holz-Hochhäusern hat sich die Praxis etabliert, tragende und aussteifende Holzbauteile mit Gipsfaserplatten zu bekleiden, um die Brandschutzanforderungen der jeweiligen Landesbauordnungen zu erfüllen. Gipsfaserplatten sind nämlich nicht brennbar und werden der Baustoffklasse A2 nach DIN 4102 zugeordnet.

Aufgrund der Faserarmierung benötigen die Platten keine Kartonummantelung. (Quelle: Knauf)

Die Verarbeitung ist selbst bei Brandschutzanforderungen unkompliziert. Nach Angaben des Herstellers James Hardie Europe GmbH (Marke Fermacell) reicht es aus, die Fugen zwischen den Platten stumpf zu stoßen. Eine Verspachtelung oder der Einsatz von Fugenkleber ist jedenfalls aus Brandschutzgründen nicht zwingend erforderlich. Ein Füllen der Fugen macht natürlich aus optischen Gründen gleichwohl Sinn, wenn die Platten nicht verdeckt montiert sind und zum Beispiel noch gestrichen oder tapeziert werden sollen.

Auch für die brandschutztechnische Ertüchtigung alter

Herstellung

Die Fasern in Gipsfaserplatten bestehen üblicherweise aus Zellulose. Die Plattenhersteller gewinnen sie hauptsächlich aus Altpapier. Das Material hat gleichwohl einen natürlichen Ursprung. Zellulose ist ein Hauptbestandteil von Holz beziehungsweise von Pflanzenzellen jeglicher Art. Wegen ihrer Reißfestigkeit verwendet man sie traditionell für die Papierherstellung. Aber die Fasern verleihen eben auch Gipsplatten mehr Stabilität.

Gipsfaserplatten lassen sich wie Holzwerkstoffe verarbeiten. (Quelle: James Hardie Europe GmbH)

Für die Gipsfaserherstellung werden recycelte Papierfasern,

Die abgebundene Gipsmasse erhält durch die Fasern eine Bewehrung, die ihre Biege-, Druck- und Scherfestigkeit erhöht. Die Platte wird in sich stabiler und bedarf daher auch keines Kartonmantels. Der Verzicht auf den Karton macht die Platten auch feuchteunempfindlicher, da auf diese Weise eine Schwachstelle bezüglich der Schimmelgefährdung wegfällt.

Feuchteverhalten

Auch die Zellulosefasern selbst sind – im Gegensatz zu Gips – in Wasser unlöslich. Daher haben sie einen positiven Einfluss auf das Feuchteverhalten der Platten. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass die Fasern bei Feuchtebelastung stärker quellen und schwinden als der Gipsbestandteil der Platten. Die Hersteller imprägnieren die Produktoberflächen aber in der Regel mit einem wasserabweisenden Mittel. So sind Gipsfaserplatten auch in Bädern und Küchen verwendbar. Voraussetzung ist natürlich, dass in stärker wasserbelasteten Bereichen die vorgeschriebenen Dichtmaßnahmen ausgeführt werden.

Trotz fehlender Kartonummantelung zeichnen sich Gipsfaserplatten übrigens nicht nur durch eine harte, strapazierfähige, sondern auch durch eine sehr glatte Oberfläche aus. Das erleichtert Folgebeschichtungen wie Farbanstriche oder Tapeten, ohne dass vorab unbedingt eine Verspachtelung der Gipsplatten notwendig wird. Kommen die Platten an Wänden im Innenausbau zum Einsatz, hat ihre hohe Stabilität und Tragfähigkeit den zusätzlichen Vorteil, dass sich auch schwere Lasten wie Schränke oder Fernseher-Bildschirme sicher befestigen lassen.

Dieser Text ist eine Aktualisierung des ursprünglichen Beitrags „Gipsfaserplatten erobern seit langer Zeit den Trockenbau“ von August 2013.

zuletzt editiert am 20. August 2024