Das neue „Roots“-Hochhaus in der Hamburger Hafencity ist ein Großprojekt der besonderen Art. Der Wohn- und Bürokomplex besteht vorwiegend aus Holz, das allerdings rundum von einer Hülle aus Glas umgeben ist. Mit 65 m Höhe handelt es sich aktuell um das höchste Holzhochhaus Deutschlands. Die prägenden Verglasungen lieferte das Unternehmen Lumon – Spezialist für Balkon- und Terrassenverglasungen.
Das „Roots“ bietet auf 18 Etagen 181 Wohnungen sowie 1.700 m2 Büro- und 2.000 m2 Ausstellungsfläche. Bauherr und Eigentümer ist die GARBE Immobilien-Projekte GmbH. Mit der architektonischen Planung wurde das Hamburger Büro Störmer Murphy and Partners beauftragt.
Gewaltige Windlasten
Beim Großteil der Wohnungen handelt es sich um Eigentumswohnungen im Hochpreissegment. Für das Geld wird Einiges geboten, unter anderem traumhafte Ausblicke auf den Hamburger Hafen, die Hafencity und die Innenstadt. Man kann ohne Übertreibung von einem echten Panoramablick sprechen, denn bis auf die beiden untersten Etagen verfügt das Hochhaus rundherum über großzügige Loggien – mit einer umlaufenden Verglasung auf rund 130 m.

Angesichts der gewaltigen Höhe von 65 m ist die Verglasung großen Windlasten ausgesetzt – insbesondere auf den Etagen 6–18. „In Hamburg weht natürlich immer Wind, besonders an der Elbe und auch vor typischem ,Schietwetter‘ ist man nicht sicher“, sagt Fabian von Köppen, Geschäftsführer des Generalunternehmers GARBE. Die Auswahl der Verglasung musste auf diese speziellen Herausforderungen gut abgestimmt werden. Das betraf sowohl die Glasdicke als auch die Stabilität der Verankerungen.
Da die Ecken des Hochhauses Windlasten von bis zu 2,8 Newton pro Quadratmeter ausgesetzt sind, fiel die Wahl auf 12 mm dickes Glas. „Für ein komfortables Wohngefühl und eine möglichst flexible und witterungsunabhängige Nutzung der Loggien haben wir uns für eine komplette Verglasung mit variablen Öffnungs- und Schließ-Optionen entschieden“, erläutert von Köppen.
Ausgeklügeltes Projektmanagement
Die mit einem aufgeständerten Holzdielenboden ausgestatteten Loggien basieren auf Beton-Balkonplatten, die bereits im Rohbau mit Entwässerungssystemen versehen wurden. Am Querschnitt dieser Balkonplatten wurden fassadenseitig und um das gesamte Hochhaus herumlaufend stählerne U-Winkel befestigt. Diese U-Winkel tragen das Gewicht der gläsernen Fassade.

An den U-Winkeln wurden bereits in der Rohbauphase in regelmäßigen Abständen senkrecht nach oben ragende Stahlpfosten befestigt. Der Verglasungsspezialist Lumon lieferte die Glaselemente passgenau für die Zwischenräume zwischen diesen Stahlpfosten.
Die in Leinfelden-Echterdingen ansässige Lumon Deutschland GmbH, die zur finnischen Lumon-Gruppe gehört und seit über 25 Jahren in Deutschland tätig ist, stand bei diesem Projekt also vor einer kniffligen Herausforderung. Es galt, ein (zunächst) pfostenloses Glasgeländer mit einer 1.260 mm hohen Brüstung zu produzieren, das exakt zu den auf der Baustelle bereits vorhandenen Stahlpfosten passte.
Eine wichtige Aufgabe bestand darin, auf jeder Etage die genauen Maße exakt zu bestimmen, denn beim Roots variieren die Maße der Zwischenräume oftmals um wenige Millimeter. Es war unabdingbar, das korrekte Aufmaß direkt vor Ort auf der wachsenden Baustelle zu nehmen, weil dafür die Außenwände bereits fertig gesetzt sein mussten. Nach dem Aufmaß erfolgten innerhalb von zwei Tagen die Nachberechnungen. Die anschließende Produktion bei Lumon dauerte fünf Wochen inklusive Lieferung.
„Das Projekt war eine technische Meisterleistung aller Disziplinen“, lobt Jussi Kinnunen, CEO and Member of the Board of Directors der Lumon-Gruppe. „Ich bin stolz, dass auch wir dazu beigetragen haben, indem alle Teams vom Verkauf bis zur Montage an einem Strang gezogen haben.“
Technik und Design
Die optisch ansprechende Fassadenverglasung lässt den Baustoff Holz perfekt zur Geltung kommen und schützt ihn gleichzeitig vor Witterungseinflüssen. „Wir verbinden ein minimalistisches Design, das sich durch wenig Profile und dezente Glashalteleisten auszeichnet, mit viel Glas, das die Holzfassade nicht verdeckt“, betont Mariusz Mieszkowski, Technical Manager bei Lumon. „Insbesondere in Anbetracht der hohen aufzunehmenden Windlasten ist so eine optimale Kombination aus Technik und Design entstanden.“
An den Gebäudeecken ist das Glas übrigens mit einem speziellen Siebdruck beschichtet, der dem Vogelschutz dient. Der Rest wurde mit Klarglas ausgeführt.
Die beweglichen Glaselemente, die den Bereich zwischen Brüstung und nächster höherer Etage füllen, lassen sich je nach Tageszeit und Witterung flexibel öffnen und schließen. Damit bietet die Dreh-/Schiebeverglasung den Bewohnerinnern und Bewohnern des Roots einen erweiterten Wohnraum nach außen, der sich zugleich gut vor Außenlärm schützen lässt.
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