RM Rudolf Müller
Viele Branchen wollen kräftig einstellen, doch es mangelnd an beruflich ausreichend qualifizierten Bewerbern. Grafik: DIHK

Viele Branchen wollen kräftig einstellen, doch es mangelnd an beruflich ausreichend qualifizierten Bewerbern. Grafik: DIHK

Aus der Branche
23. Juni 2017 | Artikel teilen Artikel teilen

DIHK: Fachkräftemangel zementiert sich

Die deutschen Unternehmen wollen reichlich Personal einstellen – auch in der Bauwirtschaft. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) finden sie jedoch immer seltener geeignete Bewerber.

Einer aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage zufolge wollen 2017 eigentlich mehr Unternehmen neue Stellen schaffen als im vergangenen Jahr. „Es fällt ihnen allerdings zunehmend schwerer, ihre Beschäftigungspläne zu verwirklichen“, beobachtet DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. „Der Fachkräftemangel zementiert sich als Top-Risiko aus Sicht der Unternehmen – und zwar in allen Regionen und vielen Branchen.“ Trotz der erheblichen Engpässe erwarte der DIHK für das laufende Jahr immerhin eine halbe Million mehr Beschäftigte.

Haupttreiber beim Beschäftigungsplus bleiben auch dieses Jahr die Dienstleistungsbranchen. Martin Wansleben: „Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen steigt aufgrund des demografischen Wandels und des wachsenden Gesundheitsbewusstseins – ein Beschäftigungsplus von 130.000 ist die Folge.“ Auch unternehmensbezogene Dienstleister wie etwa Werbeagenturen, Marktforschungsinstitute oder Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen wollten kräftig einstellen – hier erwartet der DIHK ebenfalls einen Zuwachs von 130.000.

Beschäftigungsplus in vielen Branchen

„Die Bildungswirtschaft profitiert vom hohen Weiterbildungsbedarf im Zuge der Digitalisierung sowie durch den Qualifizierungsbedarf von Geflüchteten“, so Wansleben weiter, und: „Auch die Industrie will wieder stärker expandieren. Die Exporte und auch die Investitionen ziehen endlich wieder an. Wir rechnen dort mit 30.000 neuen Stellen.“ Dem Baugewerbe attestiert der DIHK mit 35.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen sogar Beschäftigungsabsichten auf Rekordniveau, denn der Bau-Boom werde durch die niedrigen Zinsen, steigenden Wohnraumbedarf sowie höhere Infrastrukturinvestitionen gestützt.

Gleichzeitig, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer, sehe erstmals mehr als jeder zweite Betrieb seine Geschäftsentwicklung durch den Fachkräftemangel gefährdet. Deshalb falle das Beschäftigungsplus nicht in allen Branchen so groß aus wie 2016. Im Gastgewerbe, bei Gesundheits- ebenso wie bei Bildungsdienstleistern berichteten rund drei Viertel der Betriebe von entsprechenden Engpässen. Im Tiefbau zeigten sich mittlerweile vier von fünf Unternehmen besorgt, nicht die erforderlichen Arbeitskräfte zu finden.

„In erster Linie fehlen beruflich Qualifizierte“, betont Wansleben. „Daher ist eine Stärkung der dualen Ausbildung besonders wichtig. Um Beschäftigungspotenziale zu heben, muss außerdem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert werden – insbesondere durch Kinderbetreuungsangebote auch in den Randzeiten des Tages.“

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