Rund zwei Drittel der Dachflächen des Olympiadorfs in München weisen ein gutes bis sehr gutes Photovoltaik-Potenzial auf. Zu diesem Ergebnis kam das Stuttgarter Beratungsunternehmen Drees & Sommer in seiner Solarpotenzialanalyse. Trotz bestehendem Denkmalschutz soll das Olympiadorf nämlich in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet werden.
Gemeinsam mit dem Architekturbüro Auer Weber untersucht Drees & Sommer im Auftrag der Landeshauptstadt München und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, wie sich Photovoltaik und Denkmalschutz im Olympiadorf vereinbaren lassen und wie die konkrete Umsetzung aussehen kann. Es wäre nicht die erste erfolgreiche Transformation. Schließlich hat sich das 1972 eröffnete Münchner Olympiadorf, das anlässlich der 20. Olympischen Sommerspiele zunächst zur Unterbringung von Sportlern diente, längst als ein beliebtes Wohngebiet etabliert, dass etwa 3.500 Wohneinheiten für rund 6.000 Bewohner bietet.
Energetische Transformation geplant
Die nächste Transformation soll nun also die energetische Transformation werden, und in deren Rahmen soll im 40 ha großen Olympiadorf künftig auch Solarstrom mithilfe von Photovoltaikanlagen produziert werden. Inwieweit das unter Einhaltung der Denkmalschutzauflagen möglich ist, war die entscheidende Frage. Die inzwischen über 50 Jahre alten Gebäude sind nämlich als Ensemble und als Einzeldenkmäler geschützt und wurden zusammen mit dem Olympiapark in die deutsche Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt München ist gleichwohl der Meinung, dass es notwendig ist, das historische Olympiadorf fit für die Zukunft zu machen und dabei den Spagat zwischen Bewahrung des Kulturerbes und nachhaltiger Entwicklung zu meistern. In den letzten Jahren sei die Nachfrage von Wohnungseigentümern nach der Installation von Photovoltaik-Modulen auf Dächern und Balkonen deutlich gestiegen.
Wo im Olympiadorf die Sonne am stärksten Kraft hat und wie sich Solaranlagen sinnvoll integrieren lassen, sollte im ersten Schritt eine Potenzialanalyse zur Solarenergie zeigen. Um die Intensität der Sonneneinstrahlung im Olympiadorf genau zu berechnen, erstellten die Experten von Auer Weber Architekten und Drees & Sommer ein 3D-Modell des gesamten Dorfs. „Unserer Analyse nach sind rund 65.000 m2 Dachfläche gut bis sehr gut für Photovoltaik geeignet, weitere 11.000 m2 bedingt“, berichtet Mathias Lanezki, Verantwortlicher für das Projekt bei Drees & Sommer. „Damit reicht das reine Solareinstrahlungspotenzial der Dächer aus, um rund die Hälfte der Haushalte bilanziell und theoretisch mit Solarstrom zu versorgen.“
Neben Dachflächen hat das Expertenteam auch das PV-Potenzial der Fassaden und der Balkone im Olympiadorf untersucht. Insgesamt umfasst das Olympische Dorfs bis zu 23-geschossige Hochhäuser und Terrassenhäuser, zwei- bis fünfgeschossige Reihen- und Mehrfamilienhäuser sowie eingeschossige Bungalows.
PV-Rahmenplan gibt Auskunft
„Im nächsten Schritt stehen die Gestaltungsanforderungen im Fokus“, erklärt Adrian Gessner von Auer Weber Architekten. „Wir schauen uns die einzelnen Dach- und Fassadenkonstruktionen von verschiedenen Gebäudetypologien genau an und prüfen, welche Belegungsflächen und Solarpaneele in Frage kommen und wie sie sich technisch und denkmalschutzkonform oder ästhetisch sinnvoll integrieren lassen. Entscheidend ist dabei, dass die PV-Anlagen sich harmonisch in die denkmalgeschützte Umgebung einfügen und das Gesamtbild nicht dominieren.“
Bereits ab diesen Sommer soll ein fertiger PV-Rahmenplan den Bewohnern und Eigentümern des Olympischen Dorfs in Form eines Handbuchs die nötige Hilfestellung leisten. Wo genau dürfen PV-Anlagen installiert werden? Welche Gestaltungsanforderungen müssen dabei erfüllt sein? Der Plan soll detaillierte Informationen liefern, um die Entscheidung, die Planung und die Umsetzung von PV-Anlagen für die Dorfbewohner zu erleichtern.
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