Hohe Baukosten, strenge Regulierungen und eine schwache Nachfrage setzen den deutschen Bausektor weiter unter Druck. Gleichzeitig zeichnet sich eine Trendwende ab. Unternehmen, die auf nachhaltige und digitale Lösungen setzen, erwarten eine frühere Erholung. Das zeigt die aktuelle Studie „Neues Bauen“ der Unternehmensberatung Simon-Kucher.
Die Bauplaner zeigen sich uneins: 33 % erwarten eine Verbesserung bereits im ersten Halbjahr 2025, 34 % rechnen erst ab 2026 mit einer Erholung. Das ist ein Ergebnis der Studie „Neues Bauen“, die Simon-Kucher von August bis Oktober 2024 in Zusammenarbeit mit dem Magazin BaustoffMarkt durchgeführt hat. Über 1.500 Entscheiderinnen und Entscheider entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Bausektors wurden zu Trends, Herausforderungen und strategischen Antworten befragt.
Wissensdefizite im Handel
Energiesparende Bauweisen, der Verzicht auf fossile Energieträger in der Haustechnik und energieeffiziente Gebäude gelten laut Studie als die wichtigsten Trends mit langfristigem Einfluss. Gleichzeitig entsteht ein Spannungsfeld: Energieeffizienz senkt zwar Betriebskosten, führt aber zu höheren Investitionen in der Bauphase. „Maßnahmen zur Senkung der Baukosten sollten nicht zu Lasten der Energieeffizienz gehen“, betont Dr. Markus Mayer, Partner bei Simon-Kucher. „Das erfordert bereits in der Planung die vorausschauende Berücksichtigung beider Zielsetzungen.“
Bei der Kenntnis der wichtigsten Trends zeigen sich laut Studie deutliche Unterschiede entlang der Wertschöpfungskette. Während 89 % der Bauträger und 88 % der Planer die aktuellen Entwicklungen gut kennen, liegt dieser Wert beim Baustoffhandel lediglich bei 66 %. „Händler laufen Gefahr, bei wichtigen Trends abgehängt zu werden und bei anziehender Nachfrage nicht rechtzeitig am Ball zu sein“, sagt Christian Alter, Senior-Manager bei Simon-Kucher.
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Einigkeit besteht bei den Befragten über die zentralen Herausforderungen: Hohe Bau- und Nebenkosten sowie verschärfte regulatorische Anforderungen bremsen die Bautätigkeit – und verlangen neue Ansätze. „Die Branche muss Wege finden, wie Bauen trotz hoher Kosten wieder wirtschaftlich wird“, so Dr. Markus Mayer. „Es geht nicht um kurzfristige Entlastungen, sondern um strukturelle Effizienz.“
Nachhaltige Unternehmen profitieren früher
Bereits heute erwirtschaften 22 % der befragten Unternehmen mehr als 60 % ihres Umsatzes mit nachhaltigen, taxonomiekonformen Projekten. 39 % dieser Vorreiter erwarten eine steigende Nachfrage bereits im ersten Halbjahr 2025 – bei Unternehmen mit geringerem Nachhaltigkeitsanteil sind es lediglich 9 %. „Fortschrittliche Unternehmen ziehen eine positive Bilanz aus der Nutzung von Branchentrends zur Steigerung der Nachfrage“, erläutert Mayer. „Gleichzeitig drohen Nachzügler mit dem Verpassen der wesentlichen Entwicklungen erst später aus der Krise zu gelangen.“