Großflächige „In-Situ“-Sanierung im chinesischen Nanjing.
Großflächige „In-Situ“-Sanierung im chinesischen Nanjing. (Quelle: GEO Deutschland GmbH)

Panorama 2025-05-06T07:00:00Z Was ist thermische Bodensanierung?

In städtischen Ballungsräumen ist Bauland oft knapp. Abhilfe könnte die Neubebauung ehemaliger Firmen- und Industriestandorte bringen. Doch viele Grundstücke sind mit Bodenschadstoffen belastet. Eine effektive Lösung ist die so genannte thermische Bodensanierung.

Bei der thermischen Bodensanierung werden Schadstoffe wie zum Beispiel Kraftstoffe, Öle, Lösungsmittel, Kältemittel und halogenierte Kohlenwasserstoffe durch Wärmeeintrag in den Boden flüchtig gemacht und über spezielle Sonden aus dem Boden abgesaugt. So lassen sich kritische Altlastenflächen wieder in wertvolle Grundstücke für die Immobilienentwicklung verwandeln. Die Sanierungsdauer hängt natürlich auch von der Größe der belasteten Fläche ab. In der Regel dauert die Behandlung aber nur wenige Monate.

GEO: Markteinstieg in Deutschland

Zu den Anbietern thermischer Bodensanierung auf dem deutschen Markt zählt seit Kurzem die GEO Deutschland GmbH. Die in Bad Nauheim ansässige Firma bringt die Technologie der GEO Remediation Company (USA) erstmals nach Deutschland. Der kalifornische Mutterkonzern hat in über 30 Jahren weltweit zahlreiche Sanierungsprojekte abgeschlossen und dabei mehr als 5.000 Tonnen Schadstoffe aus Böden entfernt.

Illustration der thermischen In-Situ-Bodensanierung mit Fokus auf Schadstoff-Entfernung durch Wärme.
Das Funktionsprinzip lautet „Wärme rein – Schadstoffe raus“. (Quelle: GEO Deutschland GmbH)

„Jetzt werden wir in Deutschland aktiv und bieten eine Möglichkeit für private und kommunale Bereiche, mit unseren Kapitalpartnern nachhaltige Immobilienprojekte zu realisieren“, sagt Robert Stamm, einer von drei Geschäftsführern bei GEO Deutschland. „Mit individuellen Konzepten werden die GEO-Technologien für praktisch alle Eigentümer von Altlastengrundstücken zugänglich.“ Diese Aussage erstaunt, denn Bodensanierungen – egal ob thermisch oder nicht-thermisch – sind eigentlich immer mit signifikanten Kosten verbunden – umso höher, je größer das Grundstück ist.

Auf Nachfrage von BaustoffWissen beharrt GEO Deutschland aber darauf, die thermische Bodensanierung für möglichst alle Eigentümer schadstoff-belasteter Grundstücke zugänglich machen zu wollen – auch für Privatleute oder Städte/Gemeinden mit eingeschränkten Finanzmitteln. Man halte „innovative Investment- und Finanzierungsoptionen bereit, die individuell auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt werden können“ – so der Anbieter.

GEO bietet seinen Kunden übrigens nicht nur Bodensanierungen, sondern kann auch gleich die komplette Immobilienentwicklung übernehmen. „Über GEO Investment bieten wir unseren Partnern die Möglichkeit, Immobilien auf den zuvor sanierten Flächen zu entwickeln“, erläutert Robert Stamm. „Das Konzept ‚Alles aus einer Hand‘ schafft Synergien, die sich in Planungssicherheit und signifikanter Zeitersparnis auszahlen. So kann zum Beispiel schon während der laufenden Sanierung mit den Entwicklungsaktivitäten begonnen werden.“

„In-situ“ oder „Ex-situ“

Thermische Bodensanierungen können entweder In-situ oder Ex-situ erfolgen. Bei „In-situ-Verfahren“ findet die Wärmebehandlung vor Ort statt, es erfolgt also kein Bodenaushub. Beim „Ex-situ-Verfahren“ dagegen wird der belastete Boden ausgehoben und an einem anderen Ort behandelt. GEO Deutschland bietet für kleinere Bodenmengen auch eine mobile Container-Lösung an, die eine maximale Flexibilität hinsichtlich des Aufstellorts ermöglicht.

Die Sanierung „In situ“ – also direkt im Boden vor Ort – hat den Vorteil, dass keine aufwändigen Erdbewegungen und keine umweltbelastenden Bodentransporte notwendig sind. Bodenaushub und Rückverfüllung entfallen. Das Verfahren erlaubt zudem auch die Sanierung überbauter Schadstoffherde und lässt sich in bewohnter Umgebung anwenden. Aufgrund all dieser Vorteile kommt die In-situ-Variante in der Praxis deutlich häufiger zum Einsatz als das Ex-situ-Verfahren.

Funktionsweise von „In-Situ“-Verfahren

Mit einer thermischen in-situ-Bodensanierung lassen sich selbst komplexe Schadstoffmischungen aus dem Boden entfernen. Für die Aufheizung des Bodens haben sich vor allem drei Verfahren etabliert: die Installation fester Wärmequellen im Boden, die Injektion eines Dampf-Luft-Gemisches (nur bei ausreichend durchlässigen Böden möglich) und das so genannte Electrical Resistance Heating (ERH). Bei der zuletzt genannten Methode erfolgt die Erwärmung über in den Boden eingebaute Stahl-Elektroden, an die man eine elektrische Spannung anlegt.

Eine Übersicht der häufig entfernten und angefragten Schadstoffe bei der thermischen GEO-Bodensanierung, unterteilt in verschiedene Kategorien wie Chlor-Kohlenwasserstoffe, Kraftstoffe, Aromaten und Lösungsmittel.
Mit thermischer Bodensanierung lassen sich sowohl Einzelsubstanzen als auch komplexe Schadstoffgemische entfernen. (Quelle: GEO Deutschland GmbH)

Der Einsatz fester Wärmequellen ist insbesondere bei gering durchlässigen Böden meist das Mittel der Wahl. Bei GEO kommt in solchen Fällen die hauseigene GTR-Technologie zum Einsatz. Der Anbieter setzt dabei auf eine Matrix aus beheizten Rohren, die bis etwa 20 m tief in den Boden eingebracht werden. Passend zur Heiz-Matrix wird zudem eine Matrix aus Absaugsonden installiert. Durch den Wärmeintrag in den Boden verdampfen die Schadstoffe und lassen sich als Teil der Bodenluft mithilfe der Sonden absaugen. Das GEO-System leitet die abgesaugte Bodenluft anschließend in Hochleistungsabscheider, in denen die Schadstoffe als Konzentrate isoliert werden und sich ohne Geruchsbelästigung entsorgen lassen.

„Die GEO-Verfahren ermöglichen die Entfernung komplexer Schadstoffgemenge in nur einem einzigen Arbeitsschritt“, sagt GEO-Experte Ingo Tilgner. „Unsere Technologie kann auch unter Gebäuden installiert werden und problemlos in bewohnter Umgebung zum Einsatz kommen“, nennt der technische Chemiker, der am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung promoviert hat, weitere Vorteile. „Sie ist auch bestens für den Betrieb bei herausfordernden Boden- und Grundwasser-Situationen geeignet, wie zum Beispiel bei dichten oder heterogenen Böden oder oberflächennahem Grundwasser.“

Flexibler Energieträgereinsatz

Die GEO-Brennersysteme zur Bodenerwärmung sind sowohl mit gasförmigen als auch mit flüssigen Brennstoffen kompatibel und zudem bereits heute „H2-ready“. Ein Anschluss an lokale Gasleitungsnetze ist möglich. Ingo Tilgner: „Alternativ können die Brenner über Tanksysteme betrieben werden und sind damit praktisch unabhängig von der vor Ort verfügbaren Energie-Infrastruktur“.

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Stolz ist man bei GEO darauf, dass das eigene Verfahren auch bereits erfolgreich bei der Entfernung von Schadstoffen der PFAS-Gruppe eingesetzt wurde. Bei diesen toxischen Stoffen handelt es sich um per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, die eigentlich schwer abbaubar sind und auch als „Ewigkeits-Chemikalien“ bezeichnet werden.

zuletzt editiert am 02. Mai 2025