Vergussbeton eignet sich unter anderem zum Vergießen von Stützen. (Quelle: Sika Deutschland)

Bauchemie 2025-11-25T08:00:00Z Was ist Vergussmörtel?

Als Vergussmörtel bezeichnet man fließfähige, zementgebundene Mörtel, die vor allem zur Hohlraum- und Fugenverfüllung beziehungsweise zum kraftschlüssigen Verbinden von Bauteilen zum Einsatz kommen. Vergussbeton ist im Grunde etwas ganz Ähnliches. Beide Produktgruppen unterscheiden sich nur durch die Größe der verwendeten Gesteinskörnungen.

Vergussmörtel und -betone werden beide in der Richtlinie „Herstellung und Verwendung von zementgebundenem Vergussbeton und Vergussmörtel“ geregelt, die der Deutsche Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) zuletzt im Juli 2019 neu aufgelegt hat. Wie der Titel der Richtlinie schon aussagt, handelt es sich um Produkte mit Zement als Bindemittel. Vergussmörtel und Vergussbeton unterscheiden sich im Übrigen nur in einem Punkt: der Größe der beigefügten mineralischen Körnungen. Bis zu einem Größtkorn von 4 mm spricht man von Vergussmörtel. Enthält das Produkt dagegen Gesteinskörnungen mit einem Durchmesser von mehr 4 mm, dann handelt es sich um Vergussbeton.

Fließfähig und schwindkompensiert

Typische Einsatzbereiche von Vergussmörtel/-beton sind das Ausfüllen von Fugen im Betonfertigteilbau, das Einbetonieren von Stützen in Stahlbeton-Fundamenten oder auch das Vergießen von Maschinenfundamenten. In der Regel geht es bei den Anwendungen um das Verfüllen von Zwischenräumen beziehungsweise um die Schaffung fester Verbindungen zwischen unterschiedlichen Bauteilen. Vergussmörtel kommen auch zum Verfüllen von Türzargen zum Einsatz.

Ein Bauarbeiter in orangefarbener Schutzkleidung gießt Vergussmörtel an der Basis einer Betonwand.
Für kleinere Schichtdicken verwendet man meist Vergussmörtel. (Quelle: Sika Deutschland)

Für solche Anwendungen sind Vergussmörtel und -beton besser geeignet als herkömmlicher Mörtel beziehungsweise Beton, weil die Vergussprodukte eine deutlich weichere und damit fließfähigere Konsistenz aufweisen. Erreicht wird diese Eigenschaft unter anderem durch einen erhöhten Mehlkorngehalt: Die Gesteinszusätze bestehen also zu einem relativ hohen Anteil aus Körnungen mit einem Durchmesser von weniger als 0,125 mm. Aufgrund dieser Feinkörnigkeit sind die Produkte in der Regel selbstnivellierend und selbstverdichtend.

Ein weiterer wichtiger Vorteil von Vergussmörtel/-beton besteht darin, dass die Materialien beim Aushärten zunächst aufquellen. Dieses Verhalten erreichen die Hersteller durch das Hinzufügen quellfähiger Additive. Diese kompensieren das für zementgebundene Baustoffe typische Schwindverhalten. Diese Eigenschaft ist essenziell, um hochfeste Verbindungen realisieren zu können. Sie sorgt dafür, dass die Vergussprodukte nach dem Aushärten vollflächig an den Bauteilflanken anliegen und Risse oder Hohlräume infolge des Trocknungsprozesses vermieden werden.

Natürlich weisen nicht alle Vergussmörtel/-betone dasselbe Schwindverhalten auf. Für unterschiedliche Einsatzzwecke bieten die Hersteller Produkte in unterschiedlichen Schwindklassen an. Das Spektrum reicht in der Praxis von der Schwindklasse 0 („quellend“) bis zur Schwindklasse 2 („schwindreduziert“). Die Schwindklasse wird mit der Abkürzung SKVM (für Vergussmörtel) beziehungsweise SKVB (Vergussbeton) ausgewiesen.

Druck- und Frühfestigkeit

Vergussmörtel/-betone werden üblicherweise als Trockenmörtel-Sackware angeboten. Obwohl sie nach dem Anmischen mit Wasser zum Zeitpunkt der Verarbeitung fließfähig sein müssen, dürfen sie im ausgehärteten Zustand keineswegs zu weich sein. Die DAfStb-Richtlinie schreibt sowohl für Vergussmörtel als auch für Vergussbeton eine Mindestdruckfestigkeit vor. Diese muss mindestens der Beton-Druckfestigkeitsklasse C50/60 entsprechen. Weitere Infos zu den Beton-Druckfestigkeitsklassen bietet auch der BaustoffWissen-Beitrag „Beton: Die wichtigsten Eigenschaften“.

Ein 25 kg Sack SikaGrout 580, ein hochwertiger Vergussmörtel mit reduzierter CO2-Bilanz.
Der Vergussbeton „Sika-Grout-580“ zeichnet sich durch das sehr geringe Schwindmaß „SKVB 0“ aus. (Quelle: Sika Deutschland)

Vergussmörtel und -betone werden zudem in die Frühfestigkeitsklassen A, B oder C eingeordnet. Diese Klassen zeigen an, wie schnell das Material eine bestimmte Anfangsfestigkeit erreicht, was je nach Einsatzbereich von großer Bedeutung für den Bauablauf sein kann. Vergussprodukte der Frühfestigkeitsklasse A erreichen die definierte Frühfestigkeit innerhalb weniger Stunden. Klasse B steht für eine mittlere Frühfestigkeit, und bei Klasse C dauert es relativ lange, bis die Mindestfestigkeit erreicht wird.

Auch für die Fließeigenschaft der Produkte gibt es übrigens unterschiedliche Klassen. Bei Vergussmörtel unterscheidet man die Fließmaßklassen f1 (steife Konsistenz), f2 (plastische Konsistenz) und f3 (weiche Konsistenz). Die Fließfähigkeit nimmt also von Klasse eins bis drei zu. Für Vergussbeton gibt es analog die Ausfließmaßklassen a1, a2 und a3. Auch hier gilt, dass a3-Produkte am fließfähigsten sind.

Maximal erlaubte Schichtdicken

Ob für eine Bauanwendung nun Vergussmörtel oder Vergussbeton geeigneter ist, hängt nicht zuletzt von der geforderten Vergusshöhe ab. Nach der DAfStb-Richtlinie darf nämlich die maximale Schichtdicke nicht größer sein als das 25-fache des verwendeten Größtkorns. Das gilt zumindest für Produkte der Frühfestigkeitsklassen A und B. Bei Vergussbetonen der Frühfestigkeitsklasse C darf die maximale Schichtdicke auf das 40-fache des verwendeten Größtkorns erhöht werden.

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In jedem Fall bedeutet die Regel, dass die maximal erlaubte Schichtdicke von Vergussmörtel/-beton vom jeweiligen Größtkorn der Baustoffrezeptur abhängt. Je größer die Körner, umso größer darf auch die Schichtstärke ausfallen. Da das Größtkorn bei Vergussbeton in jedem Fall einen Durchmesser von mehr als 4 mm hat, während das Größtkorn von Vergussmörtel per Definition kleiner als 4 mm ist, ergibt sich von selbst, dass man mit den Betonprodukten größere Schichtdicken realisieren kann.

Nach Angaben des Bauchemieherstellers Sika kommt bei Vergusshöhen von mehr als 100 mm in der Regel Vergussbeton zum Einsatz. Normale Bauteilfugen sind vorwiegend eine Sache für Vergussmörtel.

zuletzt editiert am 21. November 2025